Bundesrat Stenographisches Protokoll 724. Sitzung / Seite 178

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19.29.19

Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Herr Präsident! Hohes Haus! Ich stelle fest: Es gibt kein Chaos an den Universitäten! (Ruf bei der SPÖ: Dann waren Sie schon lange nicht mehr dort, Frau Ministerin!) Wir haben uns sehr sorgfältig vorbereitet. (Ruf bei der SPÖ: Wann?) Wenn ich zitiert werde, dass wir uns nicht vorbereiten, so stimmt das nicht. Ich beschließe nicht vorher. Es wäre unsinnig und unklug, eine Änderung des Gesetzes vor dem Erkenntnis zu beschließen. (Vizepräsident Weiss übernimmt den Vorsitz.)

Wir haben sorgfältig argumentiert. Die Rektorenkonferenz hat einen sehr vernünftigen Vorschlag gemacht. Wir haben das Universitätsgesetz im Parlament vorausschauend eingebracht, damit wir sofort, wenn das Erkenntnis da ist, die Konsequenzen ziehen können. So etwas ist nur möglich, wenn man sich sorgfältig auf eine Situation vorbereitet. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Es ist mir auch ein sehr ernsthaftes Anliegen, dass mit dieser allgemeinen großen Verunsicherung aufgehört wird. Wir haben 170 Fächerangebote in Österreich. In acht Fächerbereichen gibt es in Deutschland einen Numerus clausus, und zwar in den Bundesländern und auf Bundesebene. Es gibt flächendeckend in Publizistik einen Numerus clausus in den deutschen Bundesländern, und es gibt jetzt noch den Numerus clausus in der Betriebswirtschaft, denn das neue Semester hat noch nicht angefangen, meine Damen und Herren, und es gibt eine riesige Warteliste. Deswegen ist es sehr verantwortlich, Betriebswirtschaft und Publizistik in Österreich auch mit einzubeziehen. Das entspricht ebenfalls dem Wunsch der Rektorenkonferenz.

Meine Damen und Herren, wir haben mit dieser Regelung eine Übergangsregelung beschlossen und vorgelegt, eine Übergangsregelung, mit der wir Erfahrungen machen wollen, die wir evaluieren werden.

Ich bitte Sie, eine derartige Verunsicherung wie: 60 Prozent der in Innsbruck zugelas­senen Studierenden sind Deutsche, zu unterlassen. – Es handelt sich um 60 Prozent der Vorangemeldeten! Wir wissen ganz genau, dass sich Studierende an allen drei Studienorten angemeldet haben und dass wir erst nach Studienbeginn, nach Ab­schluss der gesamten Inskriptionszeit einen klaren Überblick darüber haben werden, wie viele Studierende im Bereich der Medizin wirklich aus Deutschland gekommen sind.

Ich möchte auch Folgendes festhalten: Die Universitäten haben sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Schauen Sie sich doch einmal die Zahlen an! Es gibt 210 000 Studierende in Österreich. Der Fachhochschul-Bereich, der ebenfalls zum tertiären Bereich gehört, wurde in zehn Jahren von Null auf 23 400 Studierende ausgeweitet. Es gibt mehr Anfänger-Studienplätze als je zuvor: Vor zehn Jahren waren es 29 000 Plätze, jetzt gibt es 32 000 Anfänger-Studienplätze. Es gibt mehr Absolventen denn je, weil das Studium effizienter angeboten wurde. Vor zehn Jahren gab es 14 300 Studienabschlüsse, im letzten Studienjahr gab es 20 240 Studienabschlüsse. Das ist eine Steigerung um sage und schreibe 41 Prozent!

Bezüglich der Akademikerquote möchte ich noch Folgendes festhalten: Die Akade­mikerquote wird an der Anzahl der Akademiker, die im Berufsleben stehen, und nicht an der Anzahl der Absolventen gemessen. Da hätten wir ja eine enorme Steigerung, wenn wir 41 Prozent mehr Absolventen haben! Wir brauchen also Akademiker-Arbeits­plätze, und sobald die Pädagogischen Akademien Pädagogische Hochschulen sind, werden die Lehrer mit einem Bachelor ebenfalls zur Akademikerquote zählen.

Dann werden sich die verantwortlichen Politiker und Politikerinnen darüber unterhalten müssen, ob sie wollen, dass – wie in anderen Ländern – die Kindergärtnerinnen


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