BundesratStenographisches Protokoll743. Sitzung / Seite 55

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11.49.00

Bundesrat Franz Breiner (Grüne, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Dass der Tourismus eine wesentliche Branche in Österreich und eine Säule der österreichischen Volkswirt­schaft darstellt, braucht hier nicht mehr extra erwähnt zu werden. Das haben meine VorrednerInnen bereits erledigt.

Ein Punkt, der zu denken gibt, ist, dass in dem vorliegenden Bericht ein Stagnieren der Zuwächse festzustellen ist. Es bedarf daher vieler Anstrengungen, den Tourismus auch weiterhin attraktiv zu gestalten. Eine der Gefahren dabei ist, dass der Tourismus zu einer Tourismusindustrie verkommt und die kleineren und mittleren Betriebe nicht mehr Schritt halten können.

Die Tourismusbranche muss heute nachhaltig arbeiten. Diese Nachhaltigkeit wurde in dem ausgezeichneten Bericht, der uns vorliegt, zum Thema gemacht. Wir vermerken dies sehr positiv. Auch die Forderungen, die im Schlussdokument zur EU-Präsident­schaft stehen, sind vollinhaltlich zur Kenntnis zu nehmen und weisen auch einen Weg in eine Tourismuszukunft Österreichs.

Wie schaut es jetzt aus mit dem Kapital, das wir im Tourismus anlegen beziehungs­weise für diesen erhalten müssen? – Wir müssen das Kapital Österreichs, nämlich die ursprünglich wilden Gebirgswelten, die gepflegten Kulturlandschaften und die liebens­werten urbane Zentren, pflegen, erhalten und ausbauen. Teilweise fehlen im Bericht Aussagen über die Grundlagen, die zum Erhalt dieses Kapitals beitragen sollen. Welche Strategien sind es nun? – Ich denke, es sollte für jede Destination im Fremden­verkehr eine Belastungsgrenze festgelegt werden. Weiters geht es darum, Strategien zu entwickeln, die in den einzelnen Regionen auf eine integrierte Kreislaufwirtschaft abzielen. Wesentlich ist im Hinblick auf die Großveranstaltungsserie, die uns mit der Euro 2008 und eventuell auch mit der Olympiade erwartet, dass eine flächendeckende Mobilitätsplanung erstellt wird, die auch nach diesen Veranstaltungen Sinn für die Bevölkerung macht. Auch Ressourcenschonung und die Berücksichtigung der Lebens­verhältnisse der Bevölkerung müssen Teil einer sinnvollen Tourismusplanung sein.

In Oberösterreich wurde das Tourismusimpulsprogramm überarbeitet, und es wurden vor allem Akzente für eine nachhaltige Entwicklung gesetzt. So werden zum Beispiel Schneekanonen, also Kleinstprojekte, nicht mehr gefördert, weil wir glauben, dass in Oberösterreich der Rahmen bereits erreicht ist, der sinnvoll ist. Sonst beschneien wir in Zukunft auch die Umgebung von Linz, damit wir auf allen Hügerln Schi fahren können. Das wäre vielleicht ganz nett, aber wenig sinnvoll! (Zwischenruf des Bundesrates Wol­finger.)

Grundlage dabei war natürlich, dass die Betriebskosten und die Ökologie miteinander im Einklang stehen sollen. Viele im Bericht aufgelistete Projekte erfüllen die Anforde­rungen einer nachhaltigen Tourismuswirtschaft. Viele dieser Entwicklungen weisen, wie wir meinen, in die richtige Richtung.

Worauf wir aber achten sollen, ist – und das geht aus dem Bericht auch ziemlich ein­deutig hervor –, dass nicht vieles oder mehr von Gleichem angeboten werden soll. Wellness überall ist Konkurrenz überall, die man sich selbst macht. – Ich war vor kur­zem in der Region Mühlviertel, da versucht man, durch Projekte in den Orten, die diese Orte typisch machen, Menschen dazu zu bewegen, dorthin zu fahren. Das Wesentliche daran ist, dass die Eigenart des Ortes das Interessante am Tourismus sein soll und auch sein kann, nicht das Verwechselbare. Unsere Tourismusorte sollen einander so­zusagen nicht bald so ähneln wie viele Orte in Österreich, wo neben Billa ein Hofer ist und analog dazu auch in jedem Hotel Wellness, also überall die gleiche Attraktion. (Bundesrat Ager: Das ist eine sehr positive Anspielung! – Bundesrat Perhab: Man


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