BundesratStenographisches Protokoll746. Sitzung / Seite 86

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Dann die Doping-Affäre in Turin 2006 rund um unser Langlauf- und Biathlon-Team. – Die Konsequenzen daraus sind allen bekannt: Diesmal wurden die Athleten verurteilt; lebenslange Sperren für 13 Athleten, Trainer, Serviceleute und einen Arzt aus unserem ÖSV-Langlauf- und Biathlon-Lager und dazu noch 1 Million Dollar Strafe, Bußgeld. Noch wesentlich schärfere Maßnahmen waren angekündigt, konnten aber Gott sei Dank abgewandt werden. Ich hoffe, dass unsere Sportler die Lehren daraus gezogen haben.

Mit diesem neuen Anti-Doping-Bundesgesetz werden auch neue Wege hinsichtlich Sanktionen beschritten. Nicht mehr der Bundessportverband trifft Sanktionen und Disziplinarentscheidungen, sondern zukünftig wird eine unabhängige Doping-Kontroll­einrichtung, der eine unabhängige Rechtskommission zur Seite gestellt wird, diese Entscheidungen treffen.

Auch ein wichtiges Thema, das den Breiten- und Amateursport betrifft, wurde bereits von Kollegem Köberl erwähnt; ist in diesem Gesetz natürlich nicht berücksichtigt, aber man kann sich überlegen, wie man dem entgegenwirken kann. In einer Studie des internationalen Wissenschafters Alessandro Donati, die von der WADA in Auftrag gegeben wurde, werden besorgniserregende Zahlen über den Missbrauch von Doping-Substanzen bekannt gegeben. Weltweit werden 700 Tonnen anabole Steroide zu Dopingzwecken missbräuchlich verwendet. Der Markt wird auf etwa 15 Milliarden € geschätzt. Bei der Manipulation mit Steroiden stehen nach dem Bericht Bodybuilder, Kunden von Fitnessstudios – Hobby-Sportler also –, Türsteher und Bodyguards mit einem Gesamtanteil von 38 bis 40 Prozent aller Präparate ganz oben.

Zwischen 35 und 37 Prozent der Doper sind Sportler aus dem Amateurbereich; die restlichen Anteile betreffen Berufsgruppen wie Militär, Polizei und Personen aus dem Showbusiness.

Doping nimmt eine besorgniserregende Entwicklung. Gerade Sie, Herr Staatssekretär Lopatka, als Spitzen-Amateursportler und wir, die wir uns ein bisschen anders fort­bewegen, wissen, wie schädlich all diese Dinge sind. Wir müssen daher zukünftig darüber nachdenken, wie wir auch diesen Bereich entsprechend kontrollieren können.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir werden diesem Gesetzesbeschluss gerne unsere Zustimmung geben. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

13.34


Präsident Manfred Gruber: Danke, Herr Kollege Kaltenbacher.

Zu Wort gemeldet ist Herr Kollege Breiner. – Bitte.

 


13.34.09

Bundesrat Franz Breiner (Grüne, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen! Der Umgang mit Doping in Österreich folgt einer Tradition, nämlich: Zuerst fällt man in die Opferrolle, wenn irgendetwas offenkundig wird. Dies ist aber nicht verwunderlich, wenn man den Begriff „Doping“ etwas ausweitet und schaut, wo überall menschliche Grenzen mit Hilfe von Medikamenten, mit Hilfe von Suchtmitteln verändert werden sollen. Denken wir nur an die Schule: Wir wissen, dass eine Schularbeit mitunter ausreicht, um irgendwelche Beruhigungspillen oder -Tropfen bei den Kindern in Einsatz zu bringen. Mit dieser Mentalität fällt es natürlich schwer, Doping als das zu sehen, was es ist: Es ist eine Tat, die geahndet werden muss – und in Wirklichkeit ist es eine Tat gegen den eigenen Körper. Das ist das Schlimmste, wenn ich daran denke, dass wir Sport mit Gesundheit in Verbindung bringen.

 


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