Wir haben auf europäischer Ebene im Agrarministerrat erreicht, dass die Intervention und die Exporterstattung verlängert werden, weil einfach die Preissituation noch nicht entsprechend ist. Darüber hinaus hat die Agrarkommissarin vor Kurzem im Europäischen Parlament, zuletzt am vergangenen Montag in einem Sonderagrarministerrat, einen freiwilligen Quotenaufkauf, verbunden mit einer Vorruhestandsregelung, vorgestellt. Das heißt, wenn Betriebe die Produktion aufgeben, kann diese Quote zurückgekauft werden. Für uns ist das eine Defensivmaßnahme, die nur ein Teil der Lösung sein kann.
Beim letzten Agrarministerrat wurde eine High Level Group eingesetzt, also eine hochrangige Expertengruppe, die kurzfristige Maßnahmen vorbereiten soll.
Ich mache kein Geheimnis daraus, für mich ist das zu wenig. Es ist Österreich im Verbund mit Deutschland gelungen – anfangs waren es sechs Staaten auf europäischer Ebene –, mittlerweile auch Frankreich auf unsere Seite zu ziehen. Es sind 16 Staaten, jetzt aktuell sogar schon 20 Staaten, die dasselbe Forderungsprogramm haben. Aber die Kommission hat eben dem noch nicht stattgegeben. Ich halte das nicht für richtig und halte es bei allem Respekt für notwendig, dass die EU weitere Antworten gibt, weil wir einen europäischen liberalisierten Markt haben. Wir bleiben am Thema drauf, weil es einfach notwendig ist. Trotz – und damit schließe ich – einer steigenden Preistendenz im Milchbereich, auch in Österreich, brauchen wir weitere Eingriffe, um die Milchsituation zu verbessern.
Präsident Erwin Preiner: Wird eine Zusatzfrage gewünscht? – Bitte.
Bundesrat Reinhard Jany (ÖVP, Burgenland): Im Jahr 2012 läuft die derzeitige Finanzperiode im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik aus. Die Diskussion zur Zukunft der GAP hat schon begonnen. Welche Punkte sind aus Ihrer Sicht besonders wichtig für die österreichische Positionierung in dieser Diskussion?
Präsident Erwin Preiner: Bitte, Herr Bundesminister.
Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich: Sehr geehrter Herr Bundesrat! Es ist tatsächlich so, dass es mit dem Auslaufen der EU-Finanzperiode Ende 2012 ab 2013 neben vielen anderen Dingen auch eine neue Agrarpolitik geben wird. Die Diskussion hat auf europäischer Ebene bereits begonnen. Wir haben die Diskussion auch in Österreich, und zwar auch vor Ort, im Rahmen meiner Diskussionsreihe „Zukunftsfeld Bauernhof“ in allen Bundesländern unter Einbeziehung der Bäuerinnen und Bauern, also der Hauptbetroffenen, auch auf Expertenebene in Österreich, also auf vielen Ebenen, begonnen.
Das, was sich jetzt in der Krise zeigt, und das sei allgemein erwähnt, ist, dass das oft gescholtene und kritisierte Prämiensystem im Agrarbereich mit den Direktzahlungen den Effekt hat, dass es den Bauern Sicherheit gibt, denn wenn jetzt die Milchpreissituation unerfreulich ist, die Getreidepreise niedrig sind, auch im Obstbereich und in anderen Sektoren die Landwirtschaft eindeutig Opfer der Krise geworden ist und die Bauern von den Erzeugerpreisen nicht leben können, dann ist die Direktzahlung ein entscheidendes Mittel, verbunden mit der Bergbauernförderung und dem Umweltprogramm, um die Einkommenssituation der Betriebe zu stabilisieren, ganz klar.
Mir geht es daher darum, dieses Modell abzusichern und auch um neue Elemente, wie beispielsweise Versorgungssicherheit, Konsumentenschutz, zu erweitern. Entgegen der Tendenz auf europäischer Ebene bisher sollten wir aber auch nach wie vor Marktregulierungselemente haben. Wir können nicht nur einen freien, liberalisierten Markt propagieren und dann, wenn es zu einer Krisensituation kommt, so wie das jetzt der Fall ist, einfach zuschauen. Die Politik muss die Handlungsfähigkeit bewahren.
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