BundesratStenographisches Protokoll777. Sitzung / Seite 98

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14.44.01

Bundesrat Stefan Schennach (ohne Fraktionszugehörigkeit, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geschätzter Herr Minister! Das Spannende, was wir seit Jahren und mit einer gewissen Ungeduld versuchen, ist, eine Bildungsdebatte zu führen, die aufzeigt, dass es eine Zeit gegeben hat, in der wir einen Stillstand hatten; deshalb gibt es auch diese Ungeduld.

Wenn man sagt, wir hatten zu lange Stillstand, dann verstehe ich auch, Frau Kollegin Mühlwerth, dass man zu jedem Punkt auch gleich die nächsten und nächsten Proble­me dazugibt. Das ist völlig klar, weil das hohe und weite Arbeitsgebiet, das vor uns liegt, enorm ist, und trotzdem ist das jetzt wieder einer der Schritte. Wir setzen sie ganz klein, weil es so wahnsinnig viele Interessen sind. Offensichtlich ist Bildung etwas ganz Zentrales, auch gesellschaftlich Zentrales; im Föderalismus spielt sie eine wichtige Rol­le, in der Weiterentwicklung von Bildung generell, auch von europäischer Bildung, und deshalb kommt auch manchmal Ungeduld auf.

Ich halte diese heutige Beschlussfassung für richtig, weil durch die zentrale Matura oder zentrale Reifeprüfung eine Qualitätssicherung und ein Qualitätsstandard erreicht werden, wobei es nicht Zufall ist, wo man in die Schule geht, in welchem Bundesland, in welchem Bezirk, in welcher Stadt, in welchem aufgeklärten Haus. Wir haben nach wie vor ganz unterschiedliche Schulen, und wir tun uns in der gemeinsamen Standard­hebung auch von den Häusern her schwer. Das ist ein erster wichtiger Schritt.

Jetzt haben wir die AHS. Wenn man eine zentrale Matura oder Reifeprüfung vorgibt, könnte man als nächsten Schritt anführen, die nächste Stufe der Objektivität wäre es, sie auch zentral auszuwerten, wie es ja auch in anderen Ländern geschieht. Das ma­chen wir jetzt nicht. Aber letztlich, und deshalb machen wir ja eine Entwicklung, und das ist ja eine Bildungsforschung, wird man sich diese Frage genauso stellen müssen, ob nicht – um diese Objektivität auch in der Bewertung zu erhalten – eine zentrale Aus­wertung, wie etwa in Frankreich, notwendig erscheint.

Ich halte es für sehr wichtig, dass die mündliche Prüfung nicht zentral vorgegeben wird, nicht nur wegen der Schulautonomie, sondern wegen der Kinder, wegen der Chance, auf die spezifische Entwicklung der Kinder Rücksicht zu nehmen und bei der Prüfung auf sie einzugehen. Ich schaue gerade unseren Präsidenten des Landesschul­rates an – ich weiß noch gar nicht, ob das in der Diskussion so klar herauskommt, aber ich glaube, dass die zentrale Matura an die Lehrerinnen und Lehrer die riesige Anfor­derung stellen wird, noch viel mehr Partnerin und Partner zu sein, um die Kinder zur Matura zu führen, weil sie am Ende ja nicht unter diesem Damoklesschwert stehen, da diese Frage zentral vorgegeben ist. Man kann jetzt den Weg der Befähigung gehen und bei der mündlichen Matura, die ja diesen Spielraum hat, kann man individuelle Leistungsstärken hervorheben.

Irgendwann werden wir – das ist zumindest mein bildungspolitischer Traum, lieber An­dreas Schnider – noch stärker in die Richtung der individuellen Leistungsvorlage kom­men, die noch mehr an dem Schüler, der Schülerin ansetzt.

Jetzt, liebe Monika Mühlwerth, berichte ich aus eigener Erfahrung. Mein Sohn – er wird jetzt 21 Jahre – hatte das Glück, in seiner Ausbildung mit einer vorwissenschaftlichen Arbeit konfrontiert zu werden, und zwar – das sage ich jetzt kritisch – in der richtigen Schulstufe, nämlich in der 7. Klasse. Das, was hier gemacht wird, passiert in der fal­schen Schulstufe, wenn der Lehrplan so ausschauen sollte. Ich muss zwei Dinge aus­einanderhalten: Ich brauche das letzte Jahr zur Fokussierung auf die Reifeprüfung, und ich brauche das Jahr davor, damit ich etwas ganz Entscheidendes lernen kann, das ich in der achten Klasse umsetzen kann. Um die Reifeprüfung so zu bestehen, wie wir es wollen, in einer neuen Qualität, muss ich vorher dieses vorwissenschaftliche Arbeiten erlernt haben und sehen, dass es geht.

 


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