BundesratStenographisches Protokoll784. Sitzung / Seite 20

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Da schaut es bei den Rahmenbedingungen momentan gar nicht gut aus. Der Pflegebe­ruf ist anstrengend. Er ist schlecht bezahlt und hat im Großen und Ganzen kein gutes Image, wenn man sich die Zahlen anschaut, wie viele Leute, die im Gesundheitsbereich tätig sind, unter Burn-out leiden. Da sind wir bei Zahlen von über 30 Prozent; im Spe­ziellen bei der Pflege und in der mobilen Betreuung sind die Zahlen wahrscheinlich noch höher. Da müssen wir Rahmenbedingungen schaffen, um das Arbeitsumfeld für die Leu­te, die in der Pflege tätig sind, attraktiver zu gestalten.

Zum Qualitätsmanagement gehört vor allem auch die Schaffung von besseren Rah­men- und Arbeitsbedingungen. Die Strukturen gehören angepasst, und zwar an gere­gelte Dienstzeiten. Die Leute müssen sich darauf verlassen können, dass es freie Zei­ten gibt. Es muss auch einen regelmäßiger Austausch mit den Vorgesetzten und den KollegInnen geben, auch die Möglichkeit zur Supervision sollte ausgebaut werden.

Diese Dinge, die ich jetzt in aller Kürze oberflächlich genannt habe, sind bis dato noch keine Selbstverständlichkeit. Die Schaffung dieser professionellen Struktur ist meines Erachtens relativ leicht mit Qualifizierungsmaßnahmen zu bewerkstelligen.

Wir sind uns alle im Klaren darüber, dass diese Forderungen und Maßnahmen, die wir uns alle wünschen, Geld kosten werden. Und der Knackpunkt ist eigentlich immer: Wer zahlt das Ganze?

Zurzeit sind ja die Trägerorganisationen von Bund, Ländern und Gemeinden in die Fi­nanzierung involviert. Da müssen wir darauf schauen, dass es zu einer gerechten Ver­teilung kommt und dass auch die Absicherung der Pflegevorsorge primär aus unserer Sicht auf der Bundesebene erfolgen muss – ob sie jetzt eine Versicherung ist oder ein Fonds, das ist wohl zweitrangig. Ganz wichtig ist, dass niemand in Österreich aufgrund von Pflegebedürftigkeit sich selbst überlassen werden darf, dass die Pflegenden eine gute Struktur, ein gutes Arbeitsumfeld brauchen und auch höhere Gehälter, denn vom Dank alleine bezahlen sich die Rechnungen dieser Leute nicht.

Es gibt auch eine Studie des Wifo aus dem Jahr 2008, die die Finanzströme der ge­genwärtigen Pflegevorsorgesysteme analysiert hat. Darin wurde festgestellt, dass diese de facto keine Verteilungswirkung haben. Die Studie kommt auch zu dem Schluss, dass in Österreich und in Deutschland im Vergleich zu den skandinavischen Staaten der An­teil der illegalen Pflege noch immer sehr hoch ist.

Kollege Podgorschek hat das ja bereits angesprochen. Auch hier müssen wir Maßnah­men setzen, die Leute aus der Illegalität herauszuholen, aber es muss dennoch unser qualitativ hochwertiges Pflegesystem aufrechterhalten werden.

Die Liste der Forderungen und Wünsche ist sehr lange. Wichtig sollte sein, die Rahmen­bedingungen für die Pflegenden zu verbessern sowie die Qualität und die Zufriedenheit der Beschäftigten in diesem Bereich zu steigern. Ein Knackpunkt ist auch, dass die Pfle­genden mit einer Stimme sprechen sollten, das heißt, wenn sie sich besser organisie­ren ...

 


Präsident Peter Mitterer: Bitte zum Schluss zu kommen!

 


Bundesrat Efgani Dönmez, PMM (fortsetzend): Letztendlich sind zufriedene Pflegen­de in unser aller Interesse, denn jeder von uns wird über kurz oder lang einmal alt wer­den. Ich will es niemandem wünschen, aber wenn er pflegebedürftig ist, glaube ich, ist er froh, wenn er keinen grantigen Pfleger/keine grantige Pflegerin hat. – Danke. (Beifall bei Grünen und FPÖ sowie des Bundesrates Zwanziger.)

9.52


Präsident Peter Mitterer: Frau Bundesrätin Kemperle ist als Nächste zu Wort gemel­det. Ich erteile es ihr.

 


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