BundesratStenographisches Protokoll785. Sitzung / Seite 64

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Vizepräsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Dönmez. – Bitte.

 


12.20.13

Bundesrat Efgani Dönmez, PMM (Grüne, Oberösterreich): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Endlich gibt es eine Änderung im Bildungsbereich in Österreich! Warum ich so erfreut und gleich­zeitig erstaunt bin? – Wenn man sich die Diskussionen der letzten Jahrzehnte, kann man sagen, ansieht, dann ist es wirklich verwunderlich, dass es hier jetzt zu einer Ände­rung kommt, die auch eine Verbesserung darstellt, weswegen wir dem selbst­verständlich unsere Zustimmung geben werden. Das soll aber bitte nicht heißen, dass wir generell mit der Bildungspolitik oder mit der österreichischen Bildungslandschaft zufrieden sind, im Gegenteil! Diese Unzufriedenheit teile ich, glaube ich, auch mit sehr vielen Eltern, Lehrern und auch SchülerInnen.

Wir haben ein Bildungssystem, das teilweise aus dem 19. Jahrhundert stammt, und daran hat sich kaum etwas geändert. Dafür, dass sich in der Bildungsfrage in unserem Land wenig bis kaum etwas bewegt, sorgt letztendlich eine bestimmte Kraft, nämlich die Konservativen: Sie versuchen zu konservieren.

Ich möchte da jetzt nicht alle pauschal in einen Topf schmeißen (Zwischenruf des Bundesrates Mayer), denn ich weiß, dass es diesbezüglich auch andere Stimmen in Ihrer Partei gibt, beispielsweise Ihren Kollegen Andreas Schnider – darum wundert es mich, dass er heute zu dem Tagesordnungspunkt nicht Stellung bezieht. Vielleicht wird er ja noch etwas dazu sagen, denn er hätte, glaube ich, sehr viel zu sagen. Man kann den letzten Jahren und Jahrzehnten entnehmen, dass das gerade in Ihrer Partei meistens auf taube Ohren gestoßen ist, und deshalb muss man eine solche Stimme sozusagen ans Rednerpult holen. (Zwischenrufe bei der ÖVP sowie der Bundesrätin Mühlwerth.)

In der Lehrlingsausbildung sind seinerzeit neue Maßstäbe gesetzt worden – das Konzept der dualen Ausbildung haben meine Vorredner/Vorrednerinnen bereits ange­führt und zur Sprache gebracht, darum möchte ich mich damit gar nicht mehr länger befassen –, doch im Laufe der vergangenen Jahre haben sich auch da einige Anachro­nismen eingeschlichen, und einige wenige von diesen werden wir heute bereinigen.

Was positiv zu beurteilen ist, ist die Verbesserung der Anrechenbarkeit von Ausbil­dungszeiten, die im Ausland absolviert wurden. Meine Vorrednerin, Frau Präsidentin Sonja Zwazl, hat auch schon zur Sprache gebracht, dass leider viel zu wenige Auszubildende die Möglichkeit wahrnehmen, sich im Ausland berufliche Erfahrungen und Qualifikationen anzueignen. Jeder Aufenthalt in einem anderen Land – mit einer anderen Kultur, mit anderen Bräuchen, anderen Sitten und vielleicht auch anderen Arbeitsweisen – ist letztendlich eine Bereicherung. Sie haben das schon richtigerweise angemerkt, und ich kann es auch nur unterstreichen, dass diese Jugendlichen wirklich ganz euphorisch sind, wenn sie zurückkommen, und das auch als Bereicherung erleben. Darum ist es wichtig, dass dieser Lehrlingsaustausch im internationalen Bereich mehr ausgebaut und mehr forciert werden sollte, wir aber auch als Gastland auftreten sollten.

Noch etwas hat sich im Ausschuss herauskristallisiert, nämlich dass wir in der Lehr­lings­ausbildung eigentlich ein grundsätzliches, ein komplett anderes Problem haben, und das fängt schon viel, viel früher an: Viele Jugendliche, die sich um das Finden einer Lehrstelle bemühen, bringen eine mangelnde Grundausbildung mit. (Bundesrat Perhab: Richtig!) Wenn wir Jugendliche haben, die nicht richtig lesen und schreiben können oder die die Grundrechnungsarten nicht beherrschen, dann ist das ein Problem, das sich wie ein roter Faden durchzieht. Das heißt, wir müssen hier schon


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