BundesratStenographisches Protokoll786. Sitzung / Seite 105

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ist, sind die Rückübernahmeverhandlungen und -abkommen mit den Drittstaaten. Ich verweise nur auf das sogenannte Marokkaner-Problem.

Es ist das ein sehr schwer zu lösendes Problem, weil vielfach die Identität nicht mehr feststellbar und nachweisbar ist und auch das sogenannte Rückübernahmeland über keine Identität verfügt, wodurch das Verhandeln relativ schwierig wird.

Diese Verhandlungen sind im Gange mit Marokko, der Türkei und China; sie ziehen sich, sie stocken. Es ist das eine nicht ganz einfache Materie.

In Verhandlung ist die Erweiterung des Schengen-Raumes. Die Erweiterung um das Fürstentum Liechtenstein ist knapp vor der Abschluss – ich glaube, es fehlt noch die Ratifizierung durch das schwedische Parlament. Verhandlungen mit Bulgarien, Rumä­nien und Zypern sind im Gange. Österreich unterstützt diese Verhandlungen mit der Ein­schränkung, dass es zu keinen Missbrauchsanreizen im Zuge dieser Abkommen kom­men darf. Es darf zu keinen – um das in der Verhandlungssprache zu sagen – Pull-Faktoren kommen; sprich, dass zum Beispiel Sozialleistungen dazu führen, dass ver­stärkt in Richtung Einwanderung gedrängt wird. Insgesamt ist natürlich immer auch die Kostenentwicklung zu beachten.

Es gibt also eine Reihe von Themen, die uns immer wieder sehr beschäftigen. Ich möch­te jetzt zurückkommen auf die Arbeit im EU-Ausschuss des Bundesrates im Zusam­menhang mit den Subsidiaritätsprüfungen. Der Lissabon-Vertrag bietet uns sehr kon­krete Möglichkeiten, an diesen Verhandlungen teilzuhaben, uns politisch einzubringen und ganz konkret dazu Stellung zu nehmen.

Ein kleiner Einschub: Gestern hat der Verfassungsausschuss des Nationalrates getagt, in welchem die Lissabon-Begleitnovelle behandelt wurde. Mit den Stimmen von Volks­partei, Sozialdemokratischer Partei, Grünen und BZÖ – die FPÖ konnte da leider nicht mitgehen – wurde die Lissabon-Begleitnovelle auf der Basis des im Bundesrat einge­brachten Antrages verhandelt und mit großer Mehrheit verabschiedet. Wir werden da­her am 22. Juli die neuen Möglichkeiten, die wir im Bundesrat bekommen, hier im Ho­hen Haus zu beraten haben.

Wir haben in den letzten Sitzungen des Bundesrats-Europaausschusses eine Reihe je­ner Maßnahmen beraten, die aktuell auf europäischer Ebene behandelt werden; die Fra­gen Menschenhandel, Kinderpornographie, Übersetzungsrechte bei Angeklagten aus Drittstaaten. Gestern wurde die Frage der Überwachung der Ratingagenturen behandelt. Wir haben es – darauf möchte ich hinweisen – auch als Bundesrat in der Hand, bei die­sen Verhandlungen Grundsätze einzubringen, die Verhandlungsrichtung Österreichs mit zu beeinflussen – wir tun das im Bundesrat. Und vor allem geht es darum, das muss ich ebenfalls erwähnen, Vorschläge, die überschießend sind, zu beeinspruchen. Es liegt jetzt an den nationalen Parlamenten, für einen ausgewogenen Mix an Maßnahmen zu sorgen.

Der Bundesratsausschuss macht das mit großer Intensität. Ich möchte mich bei allen Fraktionen dafür bedanken, dass diese Materien mit großer Sachlichkeit abgehandelt werden und wir die Rechte des Vertrages von Lissabon aus der Sicht des Bundesrates wahrnehmen können. – Vielen Dank. (Allgemeiner Beifall.)

14.48


Präsident Martin Preineder: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Pro­fessor Konecny. – Bitte.

 


14.48.16

Bundesrat Albrecht Konecny (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Herr Staatssekretär für beinahe alles! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich erspare es mir, das zu wiederholen, was bereits gesagt wurde, obwohl es natürlich ein ganz besonderer Anlass ist, sich da-


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