BundesratStenographisches Protokoll791. Sitzung / Seite 45

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menfelder sind, die aber alle unmittelbar miteinander verbunden sind und nicht ge­trennt werden sollen. Gerade für Frauen ist es so, dass sie aus diesen Gründen oft vor großen, unlösbaren Problemen stehen und dass sie diese Probleme auch sehr, sehr stark belasten. Sie haben in einer Ihrer Antrittsreden auch gesagt, dass Sie Frauen Mut machen möchten. Das finde ich sehr gut und sehr notwendig, und ich bin davon über­zeugt, dass – wir hatten heute schon die Gelegenheit, mit der Frauenministerin Gabi Hei­nisch-Hosek über Väterkarenz, Papa-Monat und so weiter zu diskutieren – beim Mut­machen gemeinsam mit der Frauenministerin ganz sicherlich vieles gelingen kann.

Ich möchte jetzt noch auf einen Punkt, der für uns als Sozialdemokratinnen und Sozial­demokraten sehr wichtig ist, eingehen: Kinder und Familien, die in Österreich leben, sind für uns gleichberechtigt, gleichwertig und auch unterstützenswert. Ein Schlagwort im Rahmen Ihrer Ausführungen, Frau Staatssekretärin, war das Wort „Wahlfreiheit“. Die Garantie, dass diese Wahlfreiheit gegeben ist, ist ein Mix von Geld- und Sachleistun­gen. Wir haben das heute schon ein paar Mal gehört, ich möchte es aber nicht un­er­wähnt lassen. Daher würde ich Sie wirklich dringend darum bitten, dass dieser Bundes­zuschuss zum Ausbau der Kinderbetreuung nicht abgeschafft wird.

Allein in den vergangenen zwei Jahren haben wir die Möglichkeit gehabt, genau in die­sem Bereich 6 000 neue Jobs zu schaffen. Es ist eine Tatsache, dass – auch das wur­de jetzt schon ein paar Mal erwähnt – bei den Unter-Dreijährigen nur 14 Prozent der Betreuungsplätze, die gebraucht würden, vorhanden sind. Wenn wir jetzt diesen Bun­deszuschuss streichen, kann man nicht mehr von Wahlfreiheit reden, denn dann hat man einfach keine Wahl mehr, wenn man ein kleineres Kind hat. Ich könnte Ihnen gerne einen ganz konkreten Vorschlag mitgeben: Wenn Sie und Ihre Fraktion bei
der Einführung einer Vermögensteuer mitstimmen, dann könnten wir dieses Geld gleich für diesen Bundeszuschuss heranziehen. (Beifall bei der SPÖ sowie der Bundesrä-
tin Kerschbaum.)

Gut organisierte, pädagogisch durchdachte, qualifizierte und qualitativ hochwertige Kin­dergärten, Bildungseinrichtungen für unsere Jüngsten sind schlichtweg der Schlüssel zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, also jener Bereiche, die auch Ihnen, Frau Staatssekretärin, sehr wichtig sind. Die politischen Herausforderungen, vor denen Sie stehen, sind nicht klein. Der finanzielle Ausgleich für Menschen mit Kindern und die Entschärfung der Sparmaßnahmen – das hat auch der Herr Minister heute schon ge­sagt – haben letztendlich ein Plus von 300 Millionen € gebracht. Es wird darüber sicher beim Budget noch eingehend diskutiert werden.

Es gibt aber auch noch sehr viele andere Punkte zu diskutieren, etwa die Aufnahme der Kinderrechte in die Bundesverfassung, die bundeseinheitliche Jugendschutzrege­lung, die einheitlichen Standards im Kinder- und Jugendhilfegesetz, aber auch die ver­stärkte Elternbildung und die Besuchsbegleitung. Ein Themenbereich, bei dem es mir besonders wichtig ist, dass wir hier Lösungen finden, ist, der zunehmenden Vereinsa­mung und Verwahrlosung unserer Kinder und Jugendlichen gemeinsam entgegenzu­treten.

Frau Staatssekretärin! Die Weiterentwicklung der Familienpolitik ist dafür natürlich eine Grundbedingung. Mir geht es dabei vor allem um die Qualität des Zusammenlebens und nicht um die äußere Form des Zusammenlebens von Menschen – Menschen, die mit Kindern eine Familie bilden, aber auch Menschen ohne Kinder. In diesem Sinne hoffe ich auf eine gute Diskussion und auf eine konstruktive Zusammenarbeit. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Bundesräten der ÖVP.)

10.52


Vizepräsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Zu Wort gelangt nun Herr Bundesminister Dr. Mitterlehner. – Bitte.

 


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