BundesratStenographisches Protokoll794. Sitzung / Seite 66

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Ich denke, da sind wir uns ja fraktionsübergreifend einig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand diese Forderung nach einem fairen, hochqualitativen Uni-System nicht unterstützen wird. Aber die entscheidende Frage lautet: Wie sollen wir das Ganze bewerkstelligen? – Die ganz einfache Antwort ist – ich habe es auch schon ange­merkt –: Wir brauchen einfach mehr Geld für die Bildung und Ausbildung. Das fängt aber nicht erst bei der Universität an, sondern wir müssen schon in den Kinderkrippen, im Kindergarten, in den Krabbelstuben anfangen, um für die Professionistinnen und Professionisten, die wir brauchen, diesen Berufszweig attraktiver zu gestalten.

Es zieht sich wie ein roter Faden durch, dass wir nicht erst Hürden beim Uni-Zugang einbauen, sondern dies bereits im Kindergarten und in den Schulen tun. Mit 10 Jahren müssen sich Kinder schon entscheiden, ob sie in die AHS oder in die Hauptschule gehen wollen und so weiter. Das sind lauter Knock-out-Kriterien, denke ich mir, die für Österreich nicht gut sein können. Wir verfügen über keine Bodenschätze und Res­sourcen, sondern die Ressourcen, die wir haben, bestehen aus diesem viel disku­tier­ten Wort des „Humankapitals“. Darauf baut unser Wohlstand auf.

Da den Sparstift anzusetzen, ist meines Erachtens sehr, sehr kurzsichtig. Es wird uns in Zukunft noch viel mehr Geld kosten, diese Defizite kompensieren zu können.

Wichtig ist, dass sich die Investitionen auf jeden Fall volkswirtschaftlich rechnen. Wenn ich mir rein ökonomisch die Zahlen ansehe, so ist es der falsche Weg, bei der Bildung einzusparen. Die Uni-Rektoren haben kritisiert, dass bei der Grundlagenforschung massivst eingespart wird und man immer mehr auf Subventionen, die von der Wirt­schaft kommen, angewiesen ist; und dass die Wirtschaft natürlich auch eine bestimmte Interessenlage hat, liegt klar auf der Hand. Somit ist meines Erachtens auch die freie Forschung und Lehre etwas in Gefahr.

Wir werden dieser Gesetzesmaterie in dieser Form, wie sie vorliegt, nicht zustimmen können. (Beifall bei den Grünen.)

12.31


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Schen­nach. – Bitte, Herr Kollege.

 


12.31.39

Bundesrat Stefan Schennach (SPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Das, was gesagt wurde, dass es sich bei den Universitäten um eine Großbaustelle handelt, das ist klar, das liegt auf der Hand. Wir hatten eine zehnjährige Amtsführung einer Ministerin, die einen Rückstau an Reformen auflaufen hat lassen, der bis heute nicht bewältigbar ist. Wir hatten eine Zeit von Studiengebühren, in der man den Studierenden viel versprochen hat, das Geld kassiert hat, aber nichts in Richtung der Reformen weitergegangen ist.

In dieser Situation muss man die Misere an den österreichischen Universitäten und an den Hochschulen beleuchten. Das, was hier vorliegt, ist der Versuch, zum Einstieg in das Studium zumindest einen gemeinsamen Kompromiss zu finden, um das zu organi­sieren.

Ich darf daran erinnern: Wie sah es denn bisher aus an den Fakultäten und an den Universitäten? – Die Technische Uni in Wien zum Beispiel hat versucht, ganz schnell das erste Studienjahr zu verschulen und auf extreme Leistungsorientierung zu setzen, um möglichst viele Studierende in dieser Zeit bereits auszusieben.

Die Psychologische Fakultät der Uni Wien hat Zulassungsprüfungen gemacht, die man positiv in den Grundlagenfächern bewältigen musste.

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite