BundesratStenographisches Protokoll796. Sitzung / Seite 79

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dem glaube ich, dass hier – und das ist heute schon öfters diskutiert worden – Inves­titionen in die Zukunft getätigt werden, die uns dann auch einen Mehrwert bringen, nämlich nicht nur einen ideellen oder geistigen, sondern auch einen tatsächlichen. – Das ist einmal der erste Kritikpunkt.

Mein zweiter Kritikpunkt ist – auch nicht zum ersten Mal –, es wird ja auch in dieser Strategischen Jahresplanung einmal mehr davon gesprochen, dass die Akademiker­quote auf 40 Prozent angehoben werden soll, gleichzeitig die Schulabbrecherquote auf unter 10 Prozent gesenkt werden soll, was ja gut ist, aber das Ziel der Erhöhung der Akademikerquote verfolgen wir jetzt schon wirklich lange Zeit.

Ich halte nach wie vor überhaupt nichts davon, aber nicht deshalb, weil ich der Mei­nung, dass es nicht mehr Akademiker geben darf. Ich sage: Ja, jeder, der es kann, und jeder, der es will, soll es auch erreichen können, egal, welche sonstigen sozialen oder finanziellen Voraussetzungen er oder sie hat. Eine Anhebung der Akademikerquote auf einen bestimmten Prozentsatz kann aber nur heißen, dass wir das Niveau senken müssen, wenn wir das erreichen wollen, oder wir vergeben an jeden eine Art akade­mischen Abschluss, was dann in Summe aber nicht heißt, dass die Krankenpflegerin oder der Krankenpfleger – dieses Beispiel habe ich schon einmal gebracht – nur des­halb besser ist, weil sie oder er einen akademischen Abschluss hat, oder die Kinder­gartenpädagogin, oder, oder, oder. Diese Quote plagt mich also jedes Mal aufs Neue.

Das Dritte ist – und da greife ich vielleicht meinem Kollegen Schennach ein wenig vor; er hat es nämlich erfunden, aber wir sind uns da wirklich einig – die Mobilität der Lehr­linge, die nie ein Thema ist. Gerade für die Lehrlinge wäre es auch sehr gut, aber die Lehre wird bei uns leider sehr stiefmütterlich behandelt. In Sonntagsreden heißt es im­mer, wie wichtig die duale Ausbildung ist, und das unterstütze ich auch, aber wenn es um Bildung geht, ist der Lehrling eigentlich immer das Schlusslicht. Über den wird am wenigsten geredet, und eigentlich kommt es immer so herüber: Das ist gar nicht er­strebenswert!

Wenn man sich aber unsere Lehrlinge in Österreich (Zwischenruf der Bundesrätin Zwazl) – gemach, bevor du dich aufregst! – anschaut und sieht, bei welchen Wettbe­werben diese wie gut abschneiden, dann kann ich nur sagen: Die Lehrlinge sollte man mindestens einmal in der Woche vor den Vorhang stellen und sagen: Schaut, wie toll die sind! (Beifall des Bundesrates Mitterer sowie Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Daher denke ich, dass auch bei der Mobilität der Lehrlinge entsprechend etwas getan werden sollte, damit auch diese Auslandserfahrungen sammeln können. Wir wissen noch – das ist jetzt Jahrhunderte zurück, aber nicht alles ist schlecht, weil es alt ist –, dass früher die Gesellen auf die Walz gegangen sind und es selbstverständlich war, dass die quer ... (Bundesrat Todt: Aber vom Prinzip ist das Wirtschaftsministerium ge­fordert!) – Jetzt reden wir über das Unterrichtsministerium, aber die „Europa 2020-Stra­tegie“ ist eine Querschnittsmaterie, die ja alle Bereiche, auch das Wirtschaftsministe­rium, betrifft. Ich denke, diese Tradition wäre ja auch für Lehrlinge wirklich begrüßens­wert.

Wir haben im Ausschuss gegen diese Strategische Jahresplanung gestimmt, und es gibt ja, wie Sie, Frau Minister, jetzt schon gehört haben, Kritik von uns. Wir haben es noch einmal diskutiert und haben gesagt: Na ja, es gibt zwar schon einige ganz heftige Kritikpunkte, aber so schlecht ist es jetzt auch wieder nicht. Daher bin ich zwar jetzt als Kontrarednerin, was ich ja in gewisser Weise auch bin, gemeldet gewesen, ich bin ja nicht nur pro, aber ich darf Ihnen sagen: Wir werden zustimmen! (Heiterkeit. – Beifall bei FPÖ, SPÖ und ÖVP.)

13.28


Präsident Gottfried Kneifel: Zu Wort gemeldet ist als Nächster Herr Bundesrat Schennach. Ich erteile es ihm.

 


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