BundesratStenographisches Protokoll798. Sitzung / Seite 35

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Bei 63 Prozent der Paare mit Kleinkindern arbeitet der Mann außer Haus, die Frau arbeitet nicht. Mit dem dritten Geburtstag des jüngsten Kindes steigt der Prozentsatz der Frauen, die Vollzeit arbeiten, an und erreicht bei älteren Schulkindern ein Ausmaß bis zu 50 Prozent. Also die tradierten und auch bewährten Rollenbilder, die ja eigent­lich längst über Bord geworfen hätten werden sollen, werden auch von jungen Men­schen ganz bewusst gelebt.

Was allerdings durchaus als Mangel von den befragten Eltern gesehen wird, ist der Faktor Zeit, den sie für ihre Kinder zur Verfügung haben. 28 Prozent der Mütter und 51 Prozent der Väter sind mit der Zeit, die sie für ihre Kinder aufwenden können, unzufrieden. Bemerkenswert ist jedoch, dass Kinder offensichtlich nach einer weiteren Studie das gar nicht so sehen. Nur 7 Prozent der Kinder sind unzufrieden mit der Zeit ihrer Mütter, aber 27 Prozent der Kinder sind unzufrieden mit der Zeit der Väter; diese werden also wirklich vermisst.

Natürlich gibt es Väter, die sich nicht gerade besonders in der Kindererziehung ein­setzen, es gibt jedoch auch viele, die gerne mehr Zeit für ihre Kinder hätten, dies aber von Berufs wegen nicht machen können. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für Männer keineswegs selbstverständlich – in diesem Bericht werden zum Beispiel die skandinavischen Länder sehr gelobt. Damit das funktioniert, muss aber, wie Kollege Magnus Brunner das auch schon ausgeführt hat, in der Wirtschaft ein Umdenken stattfinden und die Wirtschaft sich anders strukturieren, denn nur dann kann das funktionieren. Davon steht jetzt in diesem Bericht leider noch nichts.

63 Prozent der Befragten sagen, das geht auch aus diesem Bericht hervor, dass man mit einer Familie glücklicher sei. Dem stimmen 57 Prozent der Männer zu.

Auch bei der idealen Anzahl von Kindern liegt das Wunschbild weit vom effektiven Schnitt von 1,4 Kindern pro Frau entfernt, und da, glaube ich, ist es wichtig zu sagen, dass die gesellschaftliche Anerkennung für die familienpolitische Leistung fehlt. Wir wollen zwar, dass die Frauen mehr Kinder bekommen, aber wir versagen ihnen die dafür notwendige Anerkennung.

Durch den finanziellen Kahlschlag der Regierung wird jungen Familien jegliche Wahl­freiheit genommen, da die Mütter wirtschaftlich gezwungen werden, ihre Kinder einer Kinderbetreuungsstätte zu überlassen. Für eine wirkliche Wahlfreiheit – und mit Wahlfreiheit möchte ich im gleichen Atemzug auch sagen: Verantwortung – benötigen die Familien bedarfsgerechte Kinderbetreuungseinrichtungen für jene, die außerhäus­lich tätig sein wollen oder müssen. Und betreffend „bedarfsgerecht“ hat Magnus Brun­ner ebenfalls bereits ausgeführt, dass es in kleineren Gemeinden möglich sein muss, die finanzielle Situation der Gemeinden nicht überzustrapazieren, sondern Möglich­keiten und Varianten zu schaffen, damit diese Bedarfsgerechtigkeit auch herstellbar ist.

Familien erbringen vielfältige Leistungen wie Erziehung, Betreuung und Pflege im Inter­esse der gesamten Gesellschaft. Diese Leistungen repräsentieren auch einen großen volkswirtschaftlichen Wert, und zudem werden in der Familie soziale, praktische und geistige Fähigkeiten erworben. Wir brauchen daher eine bessere Wahrnehmung, Anerkennung und vor allem Abgeltung der Familienleistungen. Familienarbeit ist grund­sätzlich der außerhäuslichen Erwerbsarbeit ebenbürtig und finanziell angemessen abzugelten.

Die Familie ist das Rückgrat jeder Gesellschaft, und es ist klar: Ohne Familien gibt es keine Zukunft. Das sage nicht nur ich, sondern das hat auch schon Kollegin Ana Blatnik gesagt.

 


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