BundesratStenographisches Protokoll803. Sitzung / Seite 180

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Geschätzter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Drop-out nennt sich die Quote, die übrig bleibt, und wir wissen, dass es andere Möglichkeiten auch noch gibt, zum Drop-out zu werden: Auflösung des Lehrverhältnisses, einvernehmliche Lösung (Bundesrätin Zwazl: Falscher Beruf!) bis hin zum falschen Beruf. Während der Probezeit lösen 5 700 den Lehrvertrag vorzeitig auf. Insgesamt scheiden in Österreich pro Jahr 17 465 der Lehrlinge wieder aus. 8 000 bestehen die Lehrabschlussprüfung nicht – das sind die 18 Prozent.

Das heißt, 25 500 junge Menschen bleiben ohne Berufsausbildung, und das bedeutet am Arbeitsmarkt: arbeitslos. Der Anteil der Jugendlichen ohne Berufsausbildung unter den Arbeitslosen ist drei Mal so hoch wie der derjenigen mit einer Ausbildung. Dazu kommt, dass der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund ohne Berufsausbil­dung noch drastisch höher ist.

Um Chancen auf einen fairen Lehrabschluss und auf einen guten Lehrabschluss zu ge­ben, um die Arbeitslosigkeit der Jugend zu senken und den jungen Menschen mit Mi­grationshintergrund Perspektiven zu geben und insgesamt die Drop-out-Quote zu sen­ken, steht diese Berufsausbildungsgesetznovelle heute auf unserer Tagesordnung.

Geschätzte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir Sozialdemokra­ten geben die Zustimmung zur Änderung des Berufsausbildungsgesetzes, weil es die Sicherstellung einer hochwertigen Ausbildung garantiert, die besser sichert, dass die Lehrabschlussprüfung mit Erfolg bestanden wird, und wir damit den Jugendlichen Per­spektiven geben. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

19.36


Vizepräsident Reinhard Todt: Zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Dönmez. – Bitte.

 


19.37.03

Bundesrat Efgani Dönmez, PMM (Grüne, Oberösterreich): Hohes Präsidium! Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich habe selber eine Doppellehre absolviert als Gas-, Wasser- und Zentralheizungstechniker, und ich muss ehrlich sagen: Ich möchte keine einzige Sekunde dieser Zeit missen. Es war eine ab­solute Bereicherung, ich hatte einen tollen Lehrherrn, und ich kann mir heute fast alles selber reparieren, und nicht nur das, was Installationsbelange betrifft. Das ist wirklich ein großer Wert.

Ich möchte auch ein Signal an die Jugendlichen geben, die vielleicht zusehen: Man kann auch mit einer Lehre noch vieles aus seinem Leben machen! Das Wichtigste ist jedoch, und das sage ich immer, dass man einmal ein Fundament hat. Und das Funda­ment ist nun mal, wenn man sich in die Arbeitswelt begibt, die abgeschlossene Berufs­ausbildung. Und wenn man sich dann entscheidet, weiterzugehen, kann man die Mas­terprüfung machen oder einen Ingenieur dranhängen, oder man kann auch berufsbe­gleitend die Matura nachholen und dann etwas ganz anderes machen. Das Wichtigste bleibt jedoch dieser Grundsockel.

Es ist absolut begrüßenswert, dass wir seit Kurzem auch die Möglichkeit haben, Lehre mit Matura zu machen, da kann man nämlich beides in einem machen. Das ist zwei­felsohne kein einfacher Weg, aber es ist ein sehr bereichernder Weg.

Dafür, dass wir diesen bereichernder Weg und dieses System haben, bewundern uns sehr viele. Ich war mit dem Kollegen Georg Keuschnigg als Mitglied der türkisch-öster­reichischen parlamentarischen Freundschaftsgruppe in der Türkei. Wir waren in diesen drei Tagen sehr viel unterwegs, und unter anderem waren wir beim Vizebürgermeister von Istanbul. Der hat uns erklärt und erzählt, dass er österreichische Institutionen wie WKO, bifi, WIFI und wie sie alle heißen, in die Türkei zu Symposien einlädt, damit sie


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