BundesratStenographisches Protokoll812. Sitzung / Seite 118

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auch nicht der wichtigste Event eines Bildungslebens, so wie du ihn dargestellt hast. Es ist dieser Beschluss lediglich eine Verschiebung, und die halten wir für sinnvoll. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)

Ich gebe zu, ich war ursprünglich auch sehr skeptisch, als die ersten Wünsche nach einer Verschiebung gekommen sind, weil ich – und ich habe das hier auch gesagt, auch für meine Fraktion – die teilzentrale Matura für einen wichtigen Schritt halte, was die Vergleichbarkeit von Bildungsabschlüssen betrifft. Ein Schüler soll wissen, was seine Ausbildung wert ist, soll sich verlassen können, dass er, wenn er die AHS, die BHS absolviert hat, gewisse Grundkenntnisse hat, die an allen Schulen gleich sind, und er keinen Nachteil hat, wenn er vielleicht zufällig in eine Schule geht, wo etwas nicht gelehrt wird, was er später brauchen kann. Und sie lässt nach wie vor auch individuelle Elemente zu, wo man auf den Schüler, den Schultyp, den Schulort, die Schulgemeinschaft abstellen kann.

Ich war auch skeptisch, weil ich natürlich diese Veränderungsresistenz im Bildungs­wesen kenne – und die kommt nicht nur von einer Fraktion, man kann die nicht parteibuchmäßig zuteilen, lieber Kollege Efgani Dönmez. Es gibt halt einfach Men­schen, die sich mit Veränderungen schwerer tun, und Menschen, die sich damit leichter tun. Und das muss man auch ernst nehmen. Ich habe am Anfang Sorge ge­habt, dass es so ein Reflex war, aber ich glaube, das ist allen von uns so gegangen.

Ich war bei einer Diskussion beim Riesenrad, da waren Politikerinnen und Politiker aller Parteien dabei, unter anderen auch Daniela Musiol von den Grünen; du kannst sie ja fragen. Wir waren beim Riesenrad mit parteipolitisch überhaupt nicht zuordenbaren jungen Menschen, die eingeladen waren, mit Politikern ein Speed Dating zu machen, und ich kann dir sagen, in jedem Riesenrad-Waggon – wir sind mehrere Runden gefahren, immer wieder mit neuen Gruppen – war das ein Thema. Das waren Schüler, die jetzt nicht von jemandem vorher infiltriert wurden oder über die irgendein „Beton­mischer“ vorher drübergefahren ist, sondern die einfach gesagt haben: Für uns ist das ein Problem! Und ich finde, das muss man ernst nehmen.

Ich habe viele Gespräche geführt, mit Lehrerinnen und Lehrern, mit Schülerinnen und Schülern, die gesagt haben, es bereitet uns Probleme, wenn wir so rasch umstellen müssen, oder, wir haben auch noch offene Fragen, die wir gerne besser lösen würden.

Ich möchte daher die Schülerinnen und Schüler in den Vordergrund stellen, in ihrer Vertretung die gewählte Bundesschulsprecherin Conny Kolmann, die es geschafft hat – und das ist in einer Demokratie so, ich muss mir eine Mehrheit mit über­zeu­genden Argumenten schaffen –, medial sehr eindrucksvoll, wie ich finde, die Argu­mente der Schülerinnen und Schüler, die sich unsicher fühlten, die da mehr Zeit wollten, darzustellen. Und dafür der Conny Kolmann und der Bundesschülervertretung große Anerkennung. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich werde mit meiner Fraktion dem Vorschlag der Verschiebung heute zustimmen und somit gegen den Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch erheben, weil ich will, dass gut Gemeintes – und wir meinen es alle gut mit dieser Reform – auch gut gemacht werden kann vor Ort, weil ich will, dass wir der Umsetzung der teilzentralen Matura mehr Zeit und damit mehr Zukunft geben, und weil ich will, dass wir mit dem Optionenmodell denen, die schon gut vorbereitet sind, die Chance geben, beim Termin zu bleiben, der vereinbart und avisiert war, aber denen, die mehr Zeit brauchen – die Welt ist halt bunt, nicht jeder ist gleich schnell –, die Zeit geben, die sie brauchen. Und weil ich damit auch die Hoffnung verbinde, dass wir alle, im Parlament wie im Ministerium, daraus gelernt haben und die Schulpartnerinnen und Schulpartner, Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler vor allem, weil um die geht es, und


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