BundesratStenographisches Protokoll813. Sitzung / Seite 26

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Ich darf an eine interessante Umfrage betreffend Bildungsdefizite, betreffend das kulturelle Erbe Österreichs erinnern. Damit – als Wiener Abgeordneter darf ich das sagen – müssen wir uns auseinandersetzen, weil 60 Prozent der historischen Bau­substanz Wiens letztlich aus dieser Zeit stammen, aus der Epoche des Barocks, des Klassizismus, des Historismus, letztlich aus der Zeit der Monarchie. Laut dieser aktuellen Umfrage, auf die ich vor Kurzem gestoßen bin, weiß ein Drittel der Wiener Bevölkerung nicht einmal, dass Österreich eine Monarchie war. Das gibt einem schon zu denken, wie Bildung vermittelt wird.

Gerade das historische Wien ist wichtig für unseren Tourismus – eine Erfolgsge­schichte Wiens, eine Erfolgsgeschichte unserer Kultur. Von den Baudenkmälern, den Gebäuden überhaupt, die besucht werden, wo die Kassen klingeln, stammt von den ersten zehn von der Bausubstanz her keine einziges aus dem sogenannten neuen, dem sogenannten modernen Wien. Da frage ich mich: Wo ist die Modernität? Wo ist die Vergleichbarkeit? Andere historische Städte Europas haben wesentlich bessere Bausubstanz, was die Moderne betrifft, als Österreich. Wir haben nach 1945 kaum Wesentliches geschaffen, wenn ich vielleicht von der UNO-City, dem Millennium Tower und dem Hundertwasserhaus absehe.

Das alte Wien ist ein kulturelles Erbe, mit dem wir uns befassen müssen. Ich darf an die Bausünden erinnern, die durch die Abrisse nach 1945 erfolgt sind. (Bundesrat Todt: Aber die Bautenministerin sitzt nicht da! Bautenminister ist schon jemand an­derer!) Die Zerstörung des kulturellen Wiens durch die Abrisse ist wesentlich höher, wesentlich mannigfaltiger als die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.

Die Modernität der Architektur in Wien ist gekennzeichnet durch Einfallslosigkeit, durch Banalität, durch schnell und wertlos hochgezogene Glastürme in Containerform. Man vergisst die Menschen, die Menschen, die hier auch leben müssen, die Menschen, die hier auch arbeiten müssen.

Daher mein Ansuchen, Frau Ministerin, dass die Kompetenzen des Bundesdenk­mal­amtes erweitert werden, damit auch eine Rekonstruktion von Bauten des historischen Wiens möglich ist, damit wesentlich mehr eingegriffen werden kann, damit man sich auf die Erhaltung des alten Wiens konzentrieren kann, auf das kulturelle Erbe Wiens, weil die Architektur des historischen Wiens eine einzige Erfolgsgeschichte ist, was sich an den Zahlen ablesen lässt, und die Architektur des roten Wiens eine herbe Ent­täuschung. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

10.19

 


Präsident Georg Keuschnigg: Zur Abgabe einer abschließenden Stellungnahme hat sich die Frau Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur zu Wort gemeldet. Ich darf Sie bitten, die Richtzeit von in etwa 5 Minuten nach Möglichkeit einzuhalten.

 


10.20.00

Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur Dr. Claudia Schmied: Herr Prä­sident! Meine sehr geehrten Damen und Herren Bundesräte! Ich beginne einfach chronologisch, der Reihe nach beim Herrn Bundesrat Wenger: 9. Schulstufe – wir arbeiten daran. Es gibt einen Runden Tisch mit allen im Parlament vertretenen Parteien, um die 9. Schulstufe zu reformieren. Ich halte den Ansatz, da auch an Zertifi­kate zu denken, an Bildungsabschlüsse zu denken, für sehr sinnvoll. Polytechnische Schulen aufzuwerten, dort auch Modulsysteme einzurichten, dass einzelne Bereiche dann auch angerechnet werden, zum Beispiel für Lehre und Matura, halte ich für einen sehr sinnvollen Schritt.

Zur Neuen Mittelschule gibt es mit allen Bundesländern, auch mit Salzburg, einen Umsetzungsplan. Ähnlich ist es bei den ganztägigen Schulformen, der Umsetzung der


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