BundesratStenographisches Protokoll816. Sitzung / Seite 36

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Es ist immer wieder verwunderlich und leider Gottes eine Tatsache, dass es in Europa, das jetzt sicherlich verunsichert ist, immer wieder diese Brandstifter gibt, die versu­chen, mit ein bisschen Nationalismus auf diese Verunsicherung mit einer antieuropäi­schen Grundhaltung zu agieren und die Menschen für dumm zu verkaufen.

Wir müssen heute sagen: Gott sei Dank waren wir in dieser Krise Mitglied der Euro­päischen Union! Gott sei Dank waren wir Mitglied der Eurozone! Wir hätten diese letz­ten Jahre als nationalistisches Österreich mit dem Schilling in dieser Form nicht über­standen. Nur die Gemeinschaft der europäischen Länder konnte diese Krise gemein­sam bewältigen.

Der Herr Bundeskanzler hat darauf hingewiesen, dass Europa den Friedensnobelpreis bekommen hat. – Herr Bundeskanzler, der Vorsitzende des Komitees ist ein gewisser Herr Jagland, der Generalsekretär des Europarates, und der Europarat hat sich in den letzten Jahren – Kollege Mayer kann das bestätigen – ganz intensiv mit den Auswir­kungen der Krise im sozialen Bereich und in der sozialen Schieflage befasst. Der Men­schenrechtskommissar sagt, dass eine übertriebene Steuerpolitik heutzutage bereits Menschenrechte vorenthält und dass wir genau das brauchen, was auch Sie ange­sprochen haben, wofür wir jetzt zum Beispiel auch endlich durch den neuen französi­schen Präsidenten Unterstützung bekommen, nämlich Investitionen.

Ein älterer pensionierter Industrieller aus Kanada meint, dass ein Staat so funktioniert wie eine Firma oder wie ein privates Konto. – Genau so funktioniert ein Staat nicht! Dann, wenn eine Rezession droht, muss investiert werden, muss gegengelenkt und gegengesteuert werden, um Arbeitsplätze und Nachfrage zu schaffen.

Vor allem etwas darf es dabei nicht geben, und das steht heute auch ein bisschen in Diskussion: Für diese Krise in Europa dürfen nicht die jungen Menschen zahlen! Der­zeit ist es aber leider so! Derzeit zahlen die jungen Menschen für die Bankenkrise und für die Wirtschaftskrise. Dazu darf es letzten Endes aber nicht kommen. Deshalb ist es zum Beispiel so wichtig, dass der Rat jetzt die Limassol-Erklärung im Rahmen der zypriotischen Präsidentschaft gemacht hat.

Es soll 5 Milliarden € zur Schaffung von Arbeitsplätzen ganz gezielt im südlichen Raum geben. Europa verliert nämlich, wenn die jungen Menschen nicht mehr an Europa glau­ben. Das Einzige, was wir ihnen mitgeben können, ist, dass sie an dieses friedliche Eu­ropa und dieses gemeinsame Europa, das gleichsam wie eine Familie in Solidarität zusammensteht, glauben. Aber dazu brauchen junge Menschen auch eine Perspekti­ve, und diese Perspektive heißt Beschäftigung. Jeder, der mit der Ausbildung fertig ist, will sich in eine Gesellschaft einbringen und nicht beschäftigungslos herumhängen. Deshalb ist es so wichtig, dass diese ersten 100 Milliarden €, die nun für Nachfrage und Investition bereits zur Verfügung gestellt werden, zu einem ganz spezifischen An­teil zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit eingesetzt werden.

Als sich mein Fraktionsvorsitzender Klug bei unserem Bundeskanzler als dem Erfinder der Transaktionssteuer bedankt hat, da gab es so ein seltsames Lachen. Es gibt hier aber Zeitzeugen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP, darunter auch Ihren konservativen Premierminister, dass in jeder Ratssitzung immer einer lästig war, und der hieß Werner Faymann! (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Mag. Klug: Ja genau!)

Irgendwann konnte der Lästige auch Frau Merkel überzeugen, und nun kämpft Öster­reich mit Deutschland gemeinsam. Und wenn Frau Merkel im Leben manchmal halt ein bisschen schneller wäre, dann hätte Griechenland ganz Europa nicht so viel gekostet. Die Verzögerung, die Frau Merkel in der Griechenlandhilfe auf Grund regionaler Land­tagswahlen herbeigeführt hat, hat uns allen in Europa nämlich Milliarden gekostet! Hät­te sie schneller und früher auf den Vorschlag betreffend die Schöpfung einer Transak­tionssteuer durch Werner Faymann gehört, dann wären wir heute schon viel weiter. So hat es eben etwas länger gedauert.

 


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