BundesratStenographisches Protokoll816. Sitzung / Seite 166

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Dies alles gehört erhöht. (Bundesrat Kneifel: Von der Substanz kannst du nicht leben! Eine Zeit lang ja, aber auf Dauer nicht! Dann ist es aus!)

Ja, aber es muss die Möglichkeit geben, dass du Eigenkapital in deinen Betrieb ein­bringen kannst. Es muss auch die Möglichkeit geben, dass man für schlechtere Zeiten praktisch das eigene Unternehmen mit dem eigenen Geld, das man vorher entnommen hat, wieder auffüllen kann. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

18.07


Präsident Georg Keuschnigg: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Bundesrätin Jun­ker. – Bitte, Frau Kollegin.

 


18.07.23

Bundesrätin Anneliese Junker (ÖVP, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Mi­nister! Meine Damen und Herren! Wenn wir von österreichischen Betrieben reden, dann sind damit zu 99,7 Prozent die Klein- und Mittelbetriebe gemeint. Es gibt in Öster­reich zirka 310 000 Klein- und Mittelbetriebe – das sind jene Betriebe, die null bis 249 Mitarbeiter beschäftigen – und zirka 1 100 Betriebe mit mehr als 250 Mitarbeitern. Die Leitbetriebe sind zwar wichtig für Österreich, aber das Rückgrat unserer Wirtschaft sind die Klein- und Mittelbetriebe mit ihren zirka 1,8 Millionen Beschäftigten.

Der vorliegende Bericht liefert eine umfassende strukturelle und betriebswirtschaftliche Darstellung der Entwicklung der österreichischen Klein- und Mittelbetriebe und analy­siert die konjunkturelle Entwicklung in Österreich und Europa. Der Bericht zeigt auch die Vielfalt der Klein- und Mittelbetriebe anhand eigener Kapitel zu den EPUs, zu den Familienunternehmen und zu den von Frauen geführten Unternehmen auf.

Der Zuwachs bei den österreichischen Unternehmungen ist auf die hohe Gründungs­rate bei den EPUs zurückzuführen. Der Anteil der neu gegründeten Unternehmungen an den gesamtaktiven Unternehmen lag im Jahre 2010 bei 6,5 Prozent, die Schlie­ßungsquote bei 5,9 Prozent. EU-weit haben wir zwar eine niedrigere Neugründungsra­te, aber eine höhere Überlebensrate als die meisten anderen EU-Staaten.

Aus dem Bericht geht auch hervor, dass die Klein- und Mittelbetriebe die größten Lehr­lingsausbildner in unserem Land sind. Die Lehre ist in Österreich nach wie vor der Hauptgrund für unsere niedrige Arbeitslosenquote bei jungen Menschen. Nach wie vor ergreifen zirka 50 Prozent der Schulabgänger eine Lehre in den fast 200 Lehrberufen.

Meine Damen und Herren! Eine Imagestärkung der Lehre muss uns allen ein Anliegen sein, und in weiterer Folge muss der Meisterbrief auch der Zugang zu einer universitä­ren Ausbildung werden. (Bravoruf des Bunderates Kneifel.)

Die betriebswirtschaftliche Situation der Klein- und Mittelbetriebe hat sich laut der wich­tigsten Ertrags- und Rentabilitätskennzahlen leicht stabilisiert. So lag beispielsweise das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit in Prozenten der Betriebsleistung im Wirtschaftsjahr 2011 zwischen 3,1 Prozent und 3,4 Prozent, je nach Größe der Unter­nehmungen.

Die gesamtwirtschaftliche Konjunkturlage in Österreich konnte sich nach Einbrüchen im Jahre 2009 wieder leicht erholen. Zerstören wir dieses zarte Stabilitätspflänzchen nicht durch eine mutwillige Erhöhung von Steuern!

Eine aktuelle Studie einer der größten österreichischen Wirtschaftsprüfungskanzleien PricewaterhouseCoopers belegt es schwarz auf weiß: Die heimischen Unternehmen müssen eine zu hohe Steuerlast tragen. Die durchschnittliche Steuerlast der Klein-
und Mittelbetriebe beträgt 53,1 Prozent, das ist um 10 Prozent mehr als im EU-Durch­schnitt.

Das Limit bei den Steuern und Abgaben ist in unserem Land erreicht. In wirtschaftli­chen turbulenten Zeiten brauchen unsere Unternehmen Rückendeckung und nicht Ab-


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