BundesratStenographisches Protokoll816. Sitzung / Seite 234

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Das Talent von Ferencz Liszt, Franz Liszt, dessen Vater als Gutsverwalter auf den Esterházyschen Gütern tätig war, wurde von der Familie entdeckt und in die Welt hi­nausgetragen.

Fürst Paul III. Anton Esterházy, der lange als Gesandter und als Diplomat tätig war, trat sogar als ungarischer Minister zurück, weil er die Illoyalität gegenüber den Habsbur­gern nicht akzeptieren konnte.

Der Besitz in Ungarn wurde 1947 enteignet. Fürst Paul V. wurde zu 15 Jahren Ein­zelhaft verurteilt, ihm gelang 1956 die Flucht. Seine Gattin Melinda als Alleinerbin hat das gesamte österreichische Vermögen in mehrere Stiftungen eingebracht, um den Besitz zusammenzuhalten.

Die Esterházy Privatstiftung zählt mit ihren bedeutenden kulturellen Denkmälern, Schlös­sern, Burgen und Kulturstätten zu den wichtigsten privaten Kulturträgern Österreichs. Gerade deshalb ist es sehr wichtig, dass die 977 Bücher aus den Beständen der Es­terházyschen Büchersammlung, die 1945 von der sowjetischen Armee in das Gebiet des heutigen Russlands verbracht wurden, mit diesem Abkommen zurückgegeben werden. Die Bestände der Bibliotheca Esterházyana, die insgesamt an die 70 000 Bän­de umfasst, reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Diese Bestände beinhalten wertvol­le Ausgaben und gehören zu den bedeutendsten Büchersammlungen Österreichs.

Die Esterházy Privatstiftung sieht es als ihre Aufgabe an, das kulturelle Erbe zu erhal­ten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Haydn Festspiele sind bekannt, sie werden nächstes Jahr sogar um eine Woche verlängert. Die Förderung zeitgenös­sischer Kunst durch die Errichtung moderner Bauten, die Unterstützung junger Musiker und die Verleihung des Jugendkulturpreises ist ebenfalls ein wichtiges Anliegen.

Viele Grundstücke werden auch in den Nationalpark Neusiedler See, der zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt, eingebracht.

Ich danke deshalb nochmals allen für die mühevollen Verhandlungen auf österreichi­scher Seite und selbstverständlich auch auf Seiten der Russischen Föderation, die mit­geholfen haben, dass dieses Abkommen zustande gekommen ist.

Die 977 Bücher befinden sich derzeit in zwei Bibliotheken in Moskau und sind in gutem Zustand, voraussichtlich im Sommer 2013 werden sie zurückgegeben. Als Burgenlän­der freue ich mich natürlich, dass dieses wertvolle Kulturgut in unser Heimatland zu­rückkommt.

Wir stimmen dem Antrag daher gerne zu. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Beifall bei der SPÖ.)

22.24


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Wort gelangt Herr Bundesrat Schennach. – Bitte.

 


22.24.34

Bundesrat Stefan Schennach (SPÖ, Wien): Ein interessanter Auftrittsapplaus. – Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geschätzter Herr Staatssekretär! Sie sehen ein Plenum des Bundesrates in voller Aufmerksamkeit dem Thema gegenüber.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ihr alle versteht sicher, dass ich diesem Kniefall vor der Familie Esterházy hier nicht unbedingt folgen kann. Aber es ist richtig, die Bücher kommen zurück. Wenn die Republik schon 15 Jahre für die Familie Esterházy verhan­delt hat, so wäre es ein schönes Zeichen der Familie Esterházy, mit den Gemeinden und Städten im Burgenland und mit den kulturellen Einrichtungen nicht diesen Kultur­krieg anzufangen, den sie in den letzten Jahren geführt hat, nämlich dass die Haydn Festspiele zum Teil aus dem Schloss müssen, dass im Haydn-Jahr der Vertrag ge-


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite