BundesratStenographisches Protokoll818. Sitzung / Seite 74

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ben, von dem ich von Haus aus gesagt habe, das wird so nicht funktionieren. Es hat auch nicht in dieser Form funktioniert. Es ist auch so nie umgesetzt worden. Dieses Gesetz sollte eigentlich Mosaikstein, Teil eines gesamtheitlichen Bildungssystems sein, nur das Gesamtbild, das dann herauskommen sollte, das lässt sich nicht erken­nen. Es handelt sich um einen Haufen von Mosaiksteinen, die ungeordnet auf einer Baustelle liegen, und jetzt schmeißt man noch einen weiteren Stein auf diesen Haufen drauf.

Wäre es nicht wesentlich klüger, junge Menschen rechtzeitig auf alternative Möglich­keiten vorzubereiten, gerade im Bereich der Technik? Es herrscht an unseren Schulen leider oft eine große Technikfeindlichkeit. Da muss man bereits ansetzen. Ich habe die große Sorge, dass gerade die technischen Universitäten wieder unter die Räder kom­men, nicht nur, weil der Herr Bundesminister ein Altphilologe ist und vielleicht nicht so viel Verständnis für die Techniker hat.

Wir haben es bei den Rahmenvereinbarungen im vergangenen Herbst gesehen, wo es sich auch bei den TUs gespießt hat. Ich habe Zweifel, dass dieses Studienplatzmodell wirklich dazu beitragen wird, dass die technischen Universitäten entsprechend ausge­stattet werden. Ich darf nur auf eine Studie von ECONOMICA verweisen, die die TU Austria in Auftrag gegeben hat, das ist der Zusammenschluss der drei technischen Universitäten, nämlich Graz, Wien und der Montanuniversität in Leoben.

Da ist herausgekommen: Die Bruttowertschöpfung im Bereich Technologie und Wissen ist beispielsweise siebenmal höher als im Tourismus. Zwischen 74 und 83 Prozent der Absolventen der TU Wien und der Montanuniversität sind in der Privatwirtschaft tätig, aber von den übrigen Absolventen sind es nur 55 Prozent. Ein erstbeschäftigter Absol­vent der TU Austria entrichtet jährlich 20 500 € an Steuern und Sozialversicherungsbei­trägen, das sind um 6 600 € mehr, als Absolventen von anderen Universitäten entrich­ten. Zwar sind im Zeitraum von 2005 bis 2012 3,1 Milliarden € an Ausgaben für die technischen Universitäten getätigt worden, aber es wurde damit ein Wertschöpfungs­effekt von 4,1 Milliarden € erzielt. Solche Bewertungskriterien müssten ebenfalls in das Finanzierungsmodell der Universitäten einfließen.

Abschließend lassen Sie mich noch meine Verwunderung darüber ausdrücken, dass gerade die Sozialdemokratie bei diesem Gesetz mitgeht. Es gab vor einiger Zeit eine Presseaussendung Ihrer Bundesfrauengeschäftsführerin Andrea Mautz, in der zu lesen war, dass der freie Universitätszugang nicht infrage gestellt werden darf. (Bundesrat Todt: Wird er ja nicht!) Die Öffnung der Universitäten in den siebziger Jahren ist ein Grundstein für mehr Chancengleichheit. Einen Rückschritt dürfen wir daher auf keinen Fall zulassen, und wir werden ihn auch nicht zulassen. Verhindern können wir ihn nicht, aber wir werden nicht zustimmen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ sowie des Bun­desrates Dönmez.)

13.27


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bun­desrätin Mag. Rausch. – Bitte, Frau Kollegin.

 


13.28.04

Bundesrätin Mag. Bettina Rausch (ÖVP, Niederösterreich): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Sie sind ja hier zu einem Thema zu Gast, das Ihnen selbst sehr vertraut ist und für das Sie den einen oder anderen Grundstein schon gelegt haben, also für die heutigen Beschlüsse. Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Da­men und Herren hier im Saal und zu Hause vor den Fernsehschirmen und Computern!

Mein Studium habe ich vor vier Jahren abschließen können, aber ich kann mich noch sehr gut an die viel zitierten vollen Hörsäle erinnern, die die Konzentration oft sehr schwer gemacht haben, vor allem im Sommer, wenn es dann wirklich heiß und unan-


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