BundesratStenographisches Protokoll818. Sitzung / Seite 84

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viermal so groß. Interessant im Zusammenhang mit der Bevölkerung ist weiters, dass landesweit rund ein Drittel der Menschen unter 14 Jahre alt ist und nur etwa 6 Prozent älter als 65 Jahre sind. Das ist eine ganz interessante und zukunftsträchtige Bevölke­rungsentwicklung.

Seit dem Jahre 2000 erlebt Vietnam einen Boom im Tourismus. Neben Studienreisen­den kommen auch immer mehr Rucksack-, Pauschal- und Badetouristen, die vor allem die unberührte Natur und das Land mit seiner sehr niedrigen Kriminalitätsrate schät­zen. In den letzten Jahren wurden auch einige Fischerdörfer umgebaut – wenn man das so sagen darf –, um dort Hotel- und Resortprojekte hochzuziehen. Mehrere hun­derttausend Menschen sind bereits im Tourismus beschäftigt.

Erwähnenswert ist auch, dass es eine interessante Geschichte im Bereich der diploma­tischen Beziehungen zwischen Österreich und Vietnam gibt. Österreich war im Jah­re 1972 – erinnern wir uns: noch während der Auseinandersetzung im Vietnamkrieg – eines der ersten Länder, das Vietnam offiziell anerkannt hat. Diese diplomatischen Be­ziehungen wurden seit, wie gesagt, 40 Jahren weiter ausgebaut.

Eine Anmerkung zum Schluss: Österreich und Vietnam liegen zwar weit auseinander – etwa 8 250 Kilometer zwischen Wien und Hanoi –, aber mit diesem Abkommen kom­men wir uns zweifelsohne ein Stück näher. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

14.05


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster ist Herr Bundesrat Schennach zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Kollege.

 


14.05.43

Bundesrat Stefan Schennach (SPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Frau – heute allgemeinzuständige – Ministerin! Ich möchte gleich an den letzten Satz des Herrn Köberl anknüpfen. Im Dezember 2012 haben wir 40 Jahre diploma­tische Beziehungen zwischen Österreich und Vietnam gefeiert. Ich möchte das noch ein bisschen hervorheben. Mitten im Bombenhagel, als die USA täglich Hunderte Ton­nen von Bomben auf Hanoi und Haiphong abgeworfen haben, mitten in diesem un­glaublich brutalen Krieg, der in gesamt Indochina dreieinhalb Millionen Menschenleben gefordert hat, sagt die österreichische Bundesregierung unter dem damaligen Außen­minister Kirchschläger und dem damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky, Österreich anerkennt die Republik Nordvietnam. Wenn man sich vorstellt, das würde heute ge­schehen, dann wäre das ein weltweiter Paukenschlag.

Das war am 1. Dezember 1972. Zweieinhalb Wochen später – und da sieht man, wel­ches Signal Österreich da praktisch als politischer Trendsetter ausgestrahlt hat – wur­de Österreich nahezu einstimmig zum ersten Mal in den Weltsicherheitsrat gewählt. Später, als es nach der Zeit des geteilten Vietnam von 1954 bis 1973 zur Aufarbeitung der Kriege im ASEAN-Bereich kam, wurde wiederum ein österreichischer Botschafter, nämlich Willibald Pahr, zum Vorsitzenden der Kambodschakonferenz ernannt. Das heißt, man hat sehr wohl im ganzen Raum gemerkt, was Österreich da gemacht hat.

Vielleicht noch eine Anmerkung, denn es handelt sich hier zum Teil um unsere Jugend. Das war dasselbe Jahr, in dem Jane Fonda Nordvietnam besucht hat, während die Amerikaner bombardiert haben. Es war die Zeit, in der ein Cassius Clay, alias Muham­mad Ali, den Befehl verweigert hat, als Soldat nach Vietnam zu gehen, und dafür in Haft gegangen ist. Das ist meiner Meinung nach eine wirklich große Geschichte.

Österreich hat im letzten Jahr dieser 40 Jahre Anerkennung und diplomatischer Bezie­hungen mit Vietnam in besonderer Weise gedacht. Der Bundespräsident hat Vietnam letztes Jahr besucht. Eine ganze Reihe von Veranstaltungen hat stattgefunden. Die Stadt Wien war zum Beispiel Partner aller Veranstaltungen in Vietnam, und es wurden


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