BundesratStenographisches Protokoll824. Sitzung / Seite 116

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Bei diesem Thema möchte ich noch ganz kurz auf das Thema Gender Budgeting ein­gehen. Im Gender Budgeting könnten gerade beim Care Paradoxon extrem viele Ver­besserungen erzielt werden, denn wenn – und ich bringe jetzt einen wahren Fall aus Tirol – in einer Gemeinde Riesensummen für den Ausbau eines Fußballplatzes budge­tiert werden können, dafür jedoch Kinderbetreuungseinrichtungen, Ganztagsbetreuung und der Pflegebereich nicht mehr ausreichend oder gerade noch ausreichend finanziert werden können, dann sind wir von Gender Budgeting aber meilenweilt entfernt.

Der zweite große Punkt ist die horizontale Segregation, ein schwieriges Wort. Das bedeutet nichts anderes als – das wurde schon angesprochen – der nach Gendern aufgeteilte Arbeitsmarkt, wo man auf der einen Seite, um ins Extreme zu gehen, Tech­nik, Naturwissenschaften, IT und teilweise noch die Wirtschaft hat, die sehr männerdo­miniert sind, und auf der anderen Seite die typischen Frauenberufe, vor allem im Erziehungs- und Sozialbereich, in der Bildung, vor allem in der Volksschulerziehung, im Verkauf und im Sekretariat.

Da möchte ich auch noch einmal die Friseurinnen ansprechen. Die Gemeinsamkeit dieser typischen Frauenberufe ist: Sie sind irrsinnig schlecht bezahlt. Das ist die ein­zige Gemeinsamkeit, die sich durchzieht. Wenn nämlich eine Kindergarten- oder Kin­derkrippenerzieherin oder eine Volksschullehrerin so wenig verdient, dass sie kaum ei­ne Familie ernähren kann, dann ist das einfach kein Beruf, der für Männer attraktiv ist. Männer stellen doch den Anspruch an sich, Familienernährer sein zu wollen. Man müsste diese Berufe einfach besser und fairer bezahlen, dann hätten wir automatisch mehr Männer in diesen Berufen und automatisch eine Entgenderung des Arbeits­marktes.

Und der dritte Punkt, der in die andere Richtung geht, ist die vertikale Verteilung, die gläserne Decke. Es ist schon angesprochen worden: Seit 2001, also mittlerweile seit zwölf Jahren, gibt es in Österreich mehr Frauen mit Universitätsabschluss. Davon blei­ben nur 12 Prozent übrig, wenn es um leitende Führungspositionen geht. Im Koalitions­verhandlungsteam sind es 15 Prozent Frauen. Also da geht irrsinnig viel an Humanres­sourcen verloren und bleibt auf der Strecke – Humanressourcen, in die wir teuer in un­serem Bildungssystem investiert haben und die dann nicht genutzt werden.

Ich persönlich bin keine Freundin der Quote, weil ich eigentlich gerne in einem Land leben würde, in dem wir sie nicht brauchen. Aber als Mittel zum Zweck, bis Gleich­stellung Normalität ist, brauchen wir dringend Quoten.

Ich wollte noch ganz kurz auf etwas hinweisen; meine Kolleginnen haben das Thema Gewalt gegen Frauen schon angesprochen. Es gibt zurzeit eine Ausstellung in der Säulenhalle, „Silent Witnesses“, in der es um das Aufzeigen von Gewalt gegen Frauen, um Morde an Frauen in Österreich geht. Bitte anschauen! Das ist eine sehr gut ge­machte Ausstellung.

Damit komme ich zum Schluss. Prinzipiell zeigt der Bericht eine klare Richtung hin zur Verbesserung auf. Ich freue mich schon darauf, dass die neue Regierung ambitioniert daran weiterarbeiten wird, Benachteiligungen gegenüber Frauen weiterhin abzubauen, damit wir diesen Bericht künftig nicht mehr brauchen. Das Ziel, auf das Österreich hin­zuarbeiten hat und auf das wir hinsteuern müssen, ist, dass es keine Benachteiligung von Frauen mehr gibt. Das Ziel, das ich jetzt noch vor Augen habe, ist, dass ich den Equal Pay Day gerne auf den 31. Dezember verlegen würde. (Beifall bei den Grünen sowie bei Bundesräten von ÖVP und SPÖ.)

14.29


Präsident Reinhard Todt: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Zelina. – Bitte.

 


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