BundesratStenographisches Protokoll824. Sitzung / Seite 115

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Wegweiserecht und sonst nichts mehr greift. Die Kinder brauchen einen neuen Kinder­gartenplatz, eine neue Schule, müssen sich neue Freunde suchen.

Freunde lädt man normalerweise zu sich nach Hause ein. Es gibt Geburtstagsfeiern und, und, und. Die Kinder werden vielleicht ein-, zweimal eingeladen, aber wenn keine Gegeneinladung erfolgt, wenn man nicht so genau weiß, wo sie wohnen, dann verlie­ren sie den Freundeskreis wieder.

Deshalb ist es unseres Erachtens wirklich äußerst wichtig, dass wir mehr Übergangs­wohnungen bekommen, damit die Frauen nach sechs bis acht Monaten quasi wieder entlassen werden können, denn am freien Markt ist es sehr schwierig, eine Wohnung zu finden. Das Vorhaben, österreichweit mehr Übergangswohnungen zur Verfügung zu stellen, sollte man fraktionsübergreifend, Männer und Frauen, angehen und dieses ge­meinsam mittragen. – Danke. (Allgemeiner Beifall.)

14.23


Präsident Reinhard Todt: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mag. Schreyer. – Bitte.

 


14.23.34

Bundesrätin Mag. Nicole Schreyer (Grüne, Tirol): Hohes Präsidium! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseher hier im Saal und zu Hause! Auch meinerseits zuerst recht herzlichen Dank an die Verfasserinnen des sehr detaillierten und sehr guten Berichts.

Am 8. Oktober, also vor knapp zwei Monaten, war Equal Pay Day in Österreich. Und seit diesem Tag arbeiten ganzjährig vollbeschäftigte Frauen gratis. Wenn man aber alle Frauen, auch die Teilzeit arbeitenden Frauen miteinrechnet, ergibt sich, wie im Be­richt aufgezeigt, ein Netto-Einkommensunterschied von fast einem Drittel. Das würde heißen, dass „frau“ schon ab Ende August gratis gearbeitet hat. Bei diesem soge­nannten Gender Pay Gap ist Österreich leider stark vertreten. Wir sind die Zweitletzten EU-weit, nur Estland ist noch hinter uns. Und dieser Gender Pay Gap betrifft ja nicht nur die derzeitige Lebenssituation – wir haben es schon von meinen Vorrednerinnen gehört –, er zieht eine ganze Reihe an Folgeerscheinungen nach sich:

Das Arbeitslosengeld ist niedriger, die Notstandshilfe ist niedriger. Die kürzeren Er­werbszeiten durch Kinderbetreuung und Haushalt wirken sich natürlich auch auf die Höhe der Pension aus. So kommen wir in Österreich bei Frauen auf eine Pensions­quote, die sage und schreibe 41 Prozent niedriger ist als bei Männern. Frauenarmut, vor allem Altersarmut bei Frauen ist ein riesiges Problem, das gerade – Kollegin Blatnik hat es angesprochen – von den künftig Betroffenen total unterschätzt wird. Frauen, die heutzutage Teilzeit arbeiten, sind sich der Auswirkungen nicht bewusst, dass sie dann in der Pension einfach durch die Finger schauen und quasi am Existenzminimum da­hingrundeln.

Im Bericht werden aber nicht nur Maßnahmen gegen finanzielle, sondern auch gegen alle gesellschaftlichen Aspekte von Benachteiligungen von Frauen dargestellt. Einige Bereiche sind dabei schon als mehr oder weniger gelöst zu betrachten. Aber es gibt noch massig Luft nach oben, vor allem drei Bereiche sind ganz zentral:

Eine riesige Herausforderung ist erstens das sogenannte Care Paradoxon, nämlich dass Frauen weit mehr Zeit für Pflege vor allem im privaten Bereich, also auch da wie­der großteils gratis, aufwenden und daher weniger Zeitressourcen haben, die sie für Erwerbstätigkeit aufbringen können, was sich dann natürlich auch wieder im Einkom­men niederschlägt. Es braucht da einfach einen gesellschaftlichen Wandel in der Ein­stellung zur Pflege. Wir müssen wegkommen vom Bild der Frau als aufopfernde Pfle­gerin von Hilfsbedürftigen. Das ist nämlich körperliche Schwerstarbeit. Und ich sehe auch keinen Grund dafür, warum eine Frau das besser machen sollte als ein Mann.

 


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