BundesratStenographisches Protokoll825. Sitzung / Seite 49

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gleichen sich wieder an höhere Marktzinsen an. Das heißt, wir haben ein Zinserhö­hungsrisiko, das gewaltig ist, und das sollten wir auch mit budgetieren.

Wir haben auch ein Risiko eines stagnierenden Wirtschaftswachstums, einer Rezes­sion. Das sollte man mitberücksichtigen, vielleicht in einem Worst-Case-Budget, denn geringes Wirtschaftswachstum bedeutet geringere Steuereinnahmen, höhere Arbeitslo­senzahlen und höhere Sozialkosten.

Jetzt möchte ich noch zum Thema Wirtschaftswachstum kommen, das Sie auch ange­sprochen haben, was inhaltlich eigentlich alles wunderbar gepasst hat. (Vizepräsiden­tin Mag. Kurz übernimmt den Vorsitz.)

Das Wirtschaftswachstum wird am Bruttoinlandsprodukt gemessen, und es setzt sich zusammen aus Consumer Spending, also Konsumentenausgaben, Business Invest­ments, also Investitionsfreudigkeit der Unternehmen, Government Spending, das ist der ganze Bereich der Infrastrukturinvestitionen, und dann noch aus der Position Net Exports, also der Differenz zwischen Exporten und Importen. Und genau das sind die Stellschrauben, wo wir ansetzen müssen, das heißt Rahmenbedingungen schaffen für Unternehmen, dass sie investieren können, dass sie günstiger produzieren können als der internationale Wettbewerb, damit wir im Export erfolgreich sind.

Sie haben die Autoindustrie angesprochen, also die Industrie, aber auch im Tourismus kann man Investitionen setzen. Da haben wir eine Nische, eine Marktnische. Und auch als Feinkostladen im landwirtschaftlichen Bereich könnten wir uns positionieren.

Die Kaufkraft der Bürger ist zu stärken, das ist ganz, ganz wesentlich. Nur durch Kauf­kraftstärkung entsteht zusätzliche Nachfrage im Konsumentenbereich. Das heißt, Steu­ersenkungen sind im Prinzip das beste Konjunkturprogramm, das man hat. Natürlich muss man das auch finanzieren, und da müssen Sie dann in echte Reformen im Ver­waltungsbereich, im Pensionsbereich hineingehen.

Wir haben eine Menge Doppelgleisigkeiten und viele Punkte, wo man optimieren kann. Ich nehme jetzt nur – das müssen Sie zugeben und eingestehen – den Sozialversiche­rungsbereich her. Wir leisten uns 22 Sozialversicherungsträger. Da kann man die Ver­waltung optimieren. Alle Bürger und auch die Unternehmen zahlen Sozialversiche­rungsbeiträge, und wenn wir die Verwaltung in diesem Bereich schlanker machen, dann könnten wir auch mit einer Senkung der Sozialversicherungsabgaben die Kauf­kraft erhöhen.

Vom Rechnungshof gibt es dazu eine Studie: Die Durchschnittspensionen bei den Be­diensteten im Sozialversicherungsträgerbereich liegen bei 3 150 €, während ein ASVG-Rentner im Durchschnitt 1 097 € hat. Nur dass man die Relation sieht! Denn das finan­zieren wir alles mit unseren Abgaben mit.

Bei den Strom- und Gasversorgern in den Ländern gibt es dieselbe Thematik. Wir ha­ben Stromnetzgebühren, die von den Bürgern eingehoben werden, aber nur 19 Pro­zent dieser Stromnetzgebühren fließen tatsächlich in Investitionen für das Stromnetz. Der Rest wird für Pensionen und für Ausschüttungen, Dividenden an die Länder ver­wendet.

Resümierend kann man sagen, die Wirtschaft wächst nur dann, wenn die Unterneh­men investieren und die Bürger konsumieren, und: Steuersenkungen sind das beste Konjunkturbelebungsprogramm. – Vielen Dank.

10.33


Vizepräsidentin Mag. Susanne Kurz: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Vize­kanzler Dr. Spindelegger. – Bitte, Herr Vizekanzler.

 


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