BundesratStenographisches Protokoll830. Sitzung / Seite 10

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Nach diesem Zeitpunkt, der für alle Ärztinnen und Ärzte gleich ist, soll die Entschei­dung getroffen werden: Gehe ich in die Allgemeinmedizin oder in einen Fachbereich? Wenn sie sich für die Allgemeinmedizin entscheiden, dann sind die entsprechenden Fächer abzuarbeiten. Mir ist es wichtig, dass am Ende der Ausbildung für Allgemein­mediziner jedenfalls eine praktische Ausbildung in Lehrpraxen von mindestens sechs Monaten steht.

Das sind die Schwerpunkte, mit denen wir uns gemeinsam mit der Ärztekammer bemü­hen, die Ausbildung praxisorientierter durchzuführen, und den Ärzten die Chance ge­ben wollen, da Erfahrungen zu sammeln, Sicherheit zu bekommen, um die Patientin­nen und Patienten noch besser versorgen zu können.

 


Präsident Michael Lampel: Weitere Zusatzfrage? – Bitte, Frau Bundesrätin Mühl­werth.

 


Bundesrätin Monika Mühlwerth (FPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Minister! Ich kom­me noch einmal zur Hauptfrage zurück, wo Sie gesagt haben, Österreich hätte eine solch große Ärztedichte.

Gestern war in den Zeitungen groß zu lesen: Den Bundesländern gehen die Ärzte aus. – Da fragt man sich schon, was da jetzt stimmt: Gehen ihnen wirklich die Ärzte aus, oder haben wir wirklich eine solch große Ärztedichte?

Aber weil auch wir befürchten, dass die Länder immer weniger Landarztpraxen haben, haben die Freiheitlichen im Nationalrat den Antrag gestellt, die Landarztpraxen ent­sprechend zu fördern und Fördermittel auszuschütten.

Ich frage Sie jetzt, warum Sie diesen Vorschlag noch nicht aufgegriffen haben.

 


Präsident Michael Lampel: Herr Bundesminister, bitte.

 


Bundesminister für Gesundheit Alois Stöger, diplômé: Frau Bundesrätin, wenn man in Österreich alles fördert, dann stellt sich die Frage: Wie geht man damit um?

Ich meine, ärztliche Leistung soll bezahlt werden, und sie wird bezahlt. Ich glaube, wir brauchen Ärztinnen und Ärzte, die aus einer Normalsituation heraus ihre Arbeit ma­chen. Wir haben tatsächlich – und das ist auch ein Widerspruch – die höchste Ärzte­dichte in Europa. Das kann man überprüfen, die Statistiken sind bekannt. Also muss es an etwas anderem liegen als an der Menge der Ärzte, die zur Verfügung stehen.

Es gibt viele Ärztinnen und Ärzte – ich kann das auch durchaus beschreiben –, die lie­ber in der Organisation eines Krankenhauses oder einer Ambulanz arbeiten. Es gibt weniger, die sagen, ich stelle mich der Aufgabe, eine ärztliche Versorgung auf dem Land zu machen. Vielleicht ist dieses Modell ärztlicher Versorgung, das wir sehr oft im Kopf haben, überholt. Es ist nicht mehr zumutbar, dass Menschen 24 Stunden sieben Mal die Woche, und das das ganze Jahr, für medizinische Versorgung zur Verfügung stehen. Das hält niemand aus. Ärztinnen und Ärzte haben heute auch einen anderen Anspruch an ihre eigene Lebenswelt. Daher braucht es Kooperationsformen, neue For­men auch der Versorgung vor Ort.

Wir haben auch im Rahmen der Bundeszielsteuerung sehr klar gesagt, wir wollen die Primärversorgung in den Regionen verstärken. Was meinen wir damit? – Wir meinen damit Kooperationsformen zwischen unterschiedlichen Ärzten. Wir meinen damit neue Formen der Notversorgung, der Randzeitenversorgung. Und wir meinen damit auch, dass andere Berufsgruppen, wie zum Beispiel die Krankenpflege, in ein Gesamtes, das sich an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten orientiert, koordiniert einge­bunden werden.

Das ist ein neuer Zugang. Wir erwarten uns, dass damit die ärztliche Versorgung gera­de in der Region verbessert und intensiviert wird. Mit reinem Ausschütten von Förder­geldern wird man diese Probleme nicht lösen.

 


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