BundesratStenographisches Protokoll833. Sitzung / Seite 20

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Auch im ländlichen Bereich ergibt sich dadurch ein Vorteil, denn dort können nämlich derzeit aufgrund geringerer Schüler- und Schülerinnenzahlen die benötigten Vorschul­klassen oft nicht eröffnet werden. Bei diesem integrativen Modell einer Grundstufe sind zusätzliche Ressourcen für individuellen Förderunterricht möglich. Für hochbegabte Kinder wäre es ein Vorteil, denn sie können von der ersten in die zweite Volksschul­klasse wechseln, ohne Lehrinhalte zu verpassen und ohne sich an neue Mitschüler und Mitschülerinnen gewöhnen zu müssen, und können in dem bekannten Freundes­kreis weiterlernen.

Herbstgeborene Kinder – das habe ich schon angesprochen – haben einen Vorteil, und im Grunde genommen haben auch die Lehrer und Lehrerinnen einen Vorteil, wenn ih­nen dafür mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, was dringend notwendig ist.

Das sind sieben Streiche, sieben Win-win-win-win-win-win-win-Situationen. Wir werben für dieses Modell, und ich meine das gar nicht parteipolitisch, weil wir keinen ideologi­schen Streit in der Bildung haben wollen, sondern das Beste für die Kinder. Wir sind der Meinung, ein flexibles Grundstufenmodell wäre so ein Modell. – Danke schön. (Bei­fall bei den Grünen und bei Bundesräten der SPÖ.)

9.51


Präsidentin Ana Blatnik: Zu einer einleitenden Stellungnahme hat sich die Frau Bun­desministerin für Bildung und Frauen zu Wort gemeldet. Auch ihre Redezeit soll 10 Mi­nuten nicht überschreiten. – Bitte.

 


9.51.33

Bundesministerin für Bildung und Frauen Gabriele Heinisch-Hosek: Frau Präsi­dentin! Hoher Bundesrat! Ich habe jetzt viele Stichworte aufnehmen dürfen, die mir Gelegenheit geben, meine einleitenden Bemerkungen zu machen. Zunächst freue ich mich, dass wir heute das Thema auf „Schulstart NEU“ fokussieren, denn wir stellen doch fest, dass sich in den letzten Jahren das Thema Bildung immer wieder um die Zehn- bis Vierzehnjährigen gedreht hat.

Ich glaube, dass es wichtig ist, diese Entideologisierung Gesamtschule/gemeinsame Schule versus Gymnasium auch ein bisschen zu verlagern, und ich stehe nicht an zu sagen, dass ich als Sozialdemokratin nach wie vor für die gemeinsame Schule eintrete und zu ihr stehe. Ich glaube – und das ist nicht meine Erfindung, sondern ich habe es gelesen und weiß es aus diversen praktischen Ergebnissen anderer Länder, aber auch aus Studien heraus –, dass die Durchmischung auch in dieser Altersgruppe, wie sie auch auf natürliche Art und Weise bei Sechs- bis Zehnjährigen in der Volksschule er­folgt, etwas Gutes ist, wovon alle profitieren, und dass es nicht gut ist, wenn eine Schü­lerInnenkohorte den Elfenbeinturm nie verlässt und die anderen sich nie in den Genuss dieser Durchmischung begeben können.

Das heißt, wir sind ein Stück weit zu den Kleineren heruntergerückt – und das ist gut so. Daher danke noch einmal für diese heutige Aktuelle Stunde. Auch einige Stichwor­te, die ich vorhin aufgenommen habe, nämlich „Lust“ und „Spaß“, möchte ich verwen­den, weil ich glaube, dass wir uns immer wieder vor Augen führen müssen, dass Kin­dern noch immer sehr, sehr viel angetan wird. Ich habe am Wochenende mit einer Freundin gesprochen, die am AKH in der Kinder- und Jugendpsychiatrie arbeitet. Es ist für uns unvorstellbar, was Säuglingen und Kleinkindern angetan wird, was Kinder an Repressionen, an Verletzungen physischer und psychischer Art zum Teil in die Kinder­gärten, in die Schulen mitbringen, die dann aber Tag für Tag funktionieren sollen. Wir Erwachsene sind ja auch nicht Tag für Tag gleich gut drauf. Dieses Begegnen von Menschen und dieses Aufeinander-Rücksicht-Nehmen, das wird manches Mal zur Sei­te geschoben, aber es bestimmt dennoch unseren Alltag.

 


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