BundesratStenographisches Protokoll834. Sitzung / Seite 29

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haben Sorge. Ich glaube, dass im Rahmen des Pflegefonds und vor allem auch der Neustrukturierung des Pflegefonds und dessen, was wir bei den Regierungsver­hand­lungen dahin gehend beschlossen haben, viele, viele Schritte gesetzt sind, damit sich die Menschen genau davor nicht fürchten müssen.

Ich weiß von den Wiener Pflegeheimen und Pflegewohnheimen, dass in diesem Zu­sam­menhang von Fürchten Gott sei Dank keine Rede mehr ist. Dort arbeiten hoch­motivierte Menschen, und die Betreuung, die Pflege vor Ort funktioniert sehr, sehr gut. Das heißt, wir müssen den Menschen die Sorge nehmen. Wir arbeiten weiter an der Pflege – es ist der Bundesregierung ein großes Anliegen, diese zu sichern und vor allem den Menschen Sicherheit zu geben.

Lassen Sie mich nun zu meinen eigentlichen Themen kommen. Viele von Ihnen wissen wahrscheinlich, dass ich aus dem medizinischen Bereich komme. Ich bin Ärztin für Kinder- und Jugendheilkunde, bin dann in die Gewerkschaft gewechselt, war zuerst zuständig für die Ärztinnen und Ärzte in Wien, dann für den Bund, und dann hat sich mein Weg sukzessive von der Gewerkschaft weiter hinein in die Politik verschoben. Das heißt, ich kenne das Gesundheitssystem nicht nur aus der Position, sage ich, der Ärztin, die drinnen gearbeitet hat, sondern auch als Personalvertreterin, als Patientin, als Abgeordnete zum Nationalrat und jetzt als Gesundheitsministerin.

Ich habe mir, als ich begonnen habe, drei Meta-Ziele vorgenommen. Erstens: Auch aus meiner Erfahrung als junge Stationsgehilfin in einem Krankenhaus, wo man seine Zeit während des Studiums mit Nachtkastl-Putzen und Zusammenräumen irgendwie verbracht hat, weiß ich, dass die Patienten und Patientinnen eines wollen: Sie wollen Zeit und Zuwendung haben.

Das ist ja nicht nur aufseiten der PatientInnen so. Die Zahlen des Wahlarztsystems zeigen, dass die Menschen, ob sie es sich leisten können oder nicht, sage ich einmal, ins Wahlarztsystem drängen und dass sich junge Kolleginnen und Kollegen nicht mehr um einen Kassenvertrag reißen, sondern versuchen, sich als Wahlarzt niederzulassen. Das hat damit zu tun, dass man in diesem System offensichtlich mehr Zeit hat für Zuwendung. Die Patienten wissen als Kunde, die Ärztinnen und Ärzte wissen als Dienstleister, dass es oft das Gespräch ist, das Menschen mehr hilft als wahrscheinlich ein Medikament.

Das heißt, mein Ziel ist es, kleine Schritte zu gehen, um vielleicht im Großen dann zu erreichen, dass Ärztinnen und Ärzte mehr Zeit haben und Patientinnen und Patienten mehr Zeit bekommen. Es sind mehrere Schritte, die dafür notwendig sind.

Es geht da um die Frage der Primärversorgung. Das heißt: Wie zentriere, wie konzen­triere ich die Medizin so, dass nicht mehr ein Arzt allein ist, sondern vielleicht mehrere Ärzte/Ärztinnen, Pflegepersonen, diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegeper­sonal, Physiotherapeuten, wer auch immer, in einem Haus, also wirklich sehr bildlich in einem Haus, zusammenarbeiten zum eigenen Wohl – man kann sich austauschen, man hat die Möglichkeit, miteinander zu reden – und zum Wohl der Patientinnen und Patienten. Sie haben bei längeren Öffnungszeiten mehrere Ärztinnen und Ärzte und noch weitere nichtärztliche Gesundheitsberufe zur Auswahl, im städtischen Bereich. Im ländlichen Bereich wird es wahrscheinlich nicht möglich sein, in jeder kleineren Stadt ein Primärversorgungszentrum zu bauen, aber Netzwerke zu schaffen, wo sich meh­rere Ärzte/Ärztinnen durchaus dezentral zusammentun, die Öffnungszeiten aufeinan­der abstimmen und versuchen – da spielt dann noch ein Punkt hinein, nämlich ELGA –, vielleicht auch die Daten schon gleichzeitig habend, Patientinnen und Patienten besser zu versorgen als heute. Das würde möglicherweise den Patienten etwas bringen, aber, wie gesagt, auch den Kolleginnen und Kollegen.

 


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