Die Buchpreisbindung ist ja, Gott sei Dank, in Österreich über die Parteigrenzen hinweg auch in der Vergangenheit immer schon sehr sachlich behandelt worden. Hier ist Ihnen und auch Ihren Vorgängerinnen und Vorgängern, Herr Minister, wirklich zu danken, auch für die sehr ergebnisorientierte Zusammenarbeit, die es vor allem in dieser Frage immer gegeben hat. Ich stamme selber aus einer Buchhändlerfamilie. Wir haben ein Familienunternehmen, das meine Schwester führt, und ich darf Ihnen sozusagen den Dank auch stellvertretend für die Branche mitgeben.
In Österreich – das hat meine Vorrednerin schon gesagt – ist der Buchpreis im Buchpreisbindungsgesetz geregelt. Dieses Gesetz schreibt Verlagen und auch Buchimporteuren vor, dass Bücher nicht unter einem Mindestpreis verkauft werden dürfen. Das heißt, ein gewisser Preis darf nicht unterschritten werden, und das wird nun ab Dezember auch für den grenzüberschreitenden Internethandel und für E-Books gelten.
Das mag auf den ersten Blick keine weltbewegende, große Sache sein, aber auf den zweiten Blick – und da muss ich auch in meiner Fraktion, Kollege Fürlinger, noch etwas Aufklärungsarbeit leisten, was ich hiermit gerne mache, nicht wegen des heutigen Beschlusses, sondern insgesamt –, weil die Buchpreisbindung auch eine enorme kulturpolitische Bedeutung hat. Das wird vielleicht ein wenig vergessen, daher möchte ich das in ein paar Sätzen beleuchten.
Die Buchpreisbindung sichert einerseits in Österreich eine sehr breite Vielfalt an künstlerischem Schaffen, an Buchhandlungen und an Verlagen, aber auch für den Konsumenten bedeutet das eine Vielfalt an Angeboten. Unser Land nimmt bei dieser Vielfalt an Angeboten, bei dieser Vielfalt an Publikationen weltweit eine Spitzenposition ein. Das liegt vielleicht nicht nur, aber auch an der Buchpreisbindung.
Diese Buchpreisbindung ist also ein sehr wichtiges kulturpolitisches Instrument, auch um die Vielfalt und die Qualität im Buchmarkt zu fördern und zu stützen. Übrigens gibt es in kaum einer anderen Branche so viel Wettbewerb wie im Buchmarkt. Das ist auch, glaube ich, interessant und wichtig zu erwähnen. Denn allein im deutschsprachigen Raum werden jedes Jahr über hunderttausend neue Titel publiziert, das ist doch eine gewaltige Anzahl. Und diese Konkurrenz über die Publikationen, über die Inhalte führt zu mehr Kreativität, führt auch zu mehr Innovation und auch zu einer Vielfalt. Ein reiner Preiswettbewerb würde aus meiner Sicht vor allem eher die Marktmacht von Diskon-tern mit der Tendenz in Richtung Monokultur stärken.
Interessant dabei ist auch, dass die Bücher in preisgebundenen Märkten – also Österreich, Deutschland, aber auch Frankreich – insgesamt gesehen billiger sind als in deregulierten Ländern wie Großbritannien. Es gibt Untersuchungen über die Preisent-wicklung in Ländern mit und ohne Buchpreisbindung, die das sehr deutlich zeigen.
Die Buchpreisbindung – wir haben beim vorigen Tagesordnungspunkt schon über Kulturförderung gesprochen – hat allen anderen Kulturfördermitteln eigentlich eines voraus: Es müssen keine Steuermittel verwendet werden, sie kostet den Staat keinen Euro. Möglich macht dieses Modell die Querfinanzierung, da Leserinnen und Leser – also hoffentlich wir alle – mit dem Buchkauf für dieses vielfältige Angebot sorgen, zu erschwinglichen Preisen, und das nicht nur für Massenprodukte, sondern im Fall des deutschsprachigen Raumes insbesondere für Qualitätsprodukte.
Verlage können von den Erträgen, die sie mit den Massenprodukten machen, dann auch risikoreichere Produktionen mitfinanzieren. Dadurch werden die Vielfalt und der literarische Reichtum, den es in Österreich und Deutschland gibt, stark gefördert. Und davon profitieren insbesondere die Autoren und die Verlage in Österreich.
Etwas geschmerzt hat am Dienstag, Herr Bundesminister, dass uns im Kulturaus-schuss keine Auskunftsperson zur Verfügung gestanden ist. Ich möchte das hier noch
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