BundesratStenographisches Protokoll838. Sitzung / Seite 45

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was Zukunftsstrategie für den ländlichen Raum bedeuten kann und hoffentlich auch weiterhin bedeutet.

Zum Projekt, nur ganz kurz: Ein – nein, ich sage nicht „einfacher Bauer“ – Bauer setzte sich in den Kopf, vom Aussterben bedrohte Haustierrassen zu züchten, um sie zu er­halten – ein Kulturgut, wichtige Genreserve und so weiter. Ich erwähne hier nur eines dieser Tiere, das ist die Sprinzen, das Wiener Rind. Dieses ist ursprünglich in Südtirol für die Fleischversorgung Wiens gezüchtet worden. Diese Zucht wurde von den Fa­schisten aus politischen Gründen verboten. Wenige Individuen haben eben dank der Sturheit einiger Südtiroler auf den Hochalmen überlebt, und diesem Bauern ist es ge­lungen, einige dieser Tiere zu erwerben, was auch nicht einfach war. Das Ganze ist wirklich filmreif.

Die Zucht ist schwierig, und es ist notwendig, das Ganze auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen. Das gelingt, und zwar mit ÖNGENE, mit engagierten Tierärzten. Es gibt inzwischen Gendatenbanken, entsprechende Anpaarungsempfehlungen, also das läuft auf einem hohen und internationalen wissenschaftlichen Standard.

Es braucht für das Ganze auch eine wirtschaftliche Basis: Es braucht Kooperationen mit anderen Landwirten, es braucht Information, es braucht Einbindung einer größeren Öffentlichkeit als Konsumenten, als Unterstützer einer artgerechten Tierhaltung, einer umweltgerechten Landwirtschaft und um den Gedanken der Biodiversität, nämlich dass vor allem in der Vielfalt die Chance für unsere Zukunft liegt, zu propagieren und zu verankern.

Das ist in diesem Fall gelungen, auch und vor allem mit der Unterstützung Ihres Minis­teriums – danke schön. Das macht wirklich Hoffnung, denn ich bin fest davon über­zeugt, dass die wesentliche Zukunftsstrategie für den ländlichen Raum, und nicht nur für diesen, ist, Chancen und Möglichkeiten zu erkennen, die Potenziale zu heben. Die Herausforderungen sind groß und vielfältig, aber auch die Potenziale, die wir in diesem Land haben.

Gestatten Sie mir noch einen kurzen Schwenk: TTIP halte ich in diesem Zusammen­hang für völlig kontraproduktiv. Ich halte es für eine Strategie von vorgestern, zur Ab­sicherung der Interessen von Großkonzernen mit einer Bürokratie nicht nur hoch zwei, sondern hoch vier zu agieren, denn das führt dazu, dass diese Strukturen weiter wu­chern, befördert und gedüngt werden – eben von so etwas wie TTIP – und möglicher­weise alles an Innovativem, an Neuem und anderem ersticken.

Es ist für mich kein Trost, dass die Dinosaurier auch ausgestorben sind, denn sie sind es erst nach einer großen Katastrophe. Das Absichern bestehender Großstrukturen durch Definition von Standards, durch Ausschließen Dritter ist meines Erachtens eine Politik von gestern. Ich bin derzeit in Sachen TTIP viel unterwegs, und im besten Fall finde ich es unendlich langweilig.

Wir müssen versuchen, unsere Probleme zu lösen, in großer Vielfalt, mit Engagement, und wir müssen aber auch Strukturen zurückbauen, die einfach zu groß geworden sind. Das genauer auszuführen, dazu fehlt mir leider die Zeit, aber lesen Sie bei Leo­pold Kohr, einem Nationalökonomen, Juristen, Staatswissenschaftler und Philosophen aus dem ländlichen Salzburg nach. – Danke. (Beifall bei den Grünen sowie des Bun­desrates Tiefnig.)

11.38


Vizepräsidentin Inge Posch-Gruska: Zu einer abschließenden Stellungnahme hat sich nochmals Herr Bundesminister Rupprechter zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Mi­nister.

 


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