Warum ist die Ukraine besonders wichtig? – Jetzt könnte man sagen: Wenn die ukrainische Mafia nur in der Ukraine tätig ist, dann ist es ein ukrainisches Problem. Die ukrainische Mafia ist die aktivste Mafia in Europa. Sie ist in Russland, in Aserbaidschan, in allen drei baltischen Staaten, in Deutschland, in Österreich, in Italien, in Ungarn, in Rumänien, in Dänemark, in Belgien, in Griechenland, in den USA und in Kanada tätig.
Und innerhalb der Ukraine gibt es eine andere Mafia, nämlich die tschetschenische Mafia, und diese erzielt durch ihre Mafiatätigkeiten in der Ukraine Gewinne bis zu 30 Millionen Dollar pro Jahr. Dazu gibt es Berichte, die aufliegen. Ich verstehe zwar die Kritik, aber ich verstehe auch die Notwendigkeit des Handelns, und dieses Abkommen unterstreicht diese Notwendigkeit.
Zum Schluss: Derzeit sind über eine Million Menschen aus dem Donbass flüchtig. Der Großteil sind Binnenflüchtlinge innerhalb der Ukraine, ungefähr 300 000 Menschen sind nach Russland geflüchtet, viele aber auch nach Belarus. Im Zuge solch großer Bewegungen können sich Kräfte verstecken und Geschäfte, die wir in unseren Demokratien nicht wollen, leicht machbar sein. Deshalb war dieses schnelle Handeln notwendig, und deshalb wird die SPÖ diesem Abkommen auch zustimmen. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)
15.56
Vizepräsidentin Inge Posch-Gruska: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Herbert. – Bitte.
15.56
Bundesrat Werner Herbert (FPÖ, Niederösterreich): Frau Präsidentin! Frau Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! So, wie meine Vorredner die instabilen Verhältnisse in der Ukraine dargestellt haben, auch wie die Rechtssystematik dort funktioniert und welch schwierige gesellschaftliche und politische Verhältnisse dort vorherrschen, müsste man sich eine Zustimmung zu diesem Abkommen tatsächlich überlegen, denn das Bild, das hier gezeichnet wurde, würde eine Zusammenarbeit ja quasi ausschließen. Ich denke aber, dem ist nicht so, speziell ist es nicht so dramatisch, wie Kollege Schennach das vorhin dargestellt hat.
Dass die gesellschaftlichen Ausprägungen dort ein bisschen anders sind als bei uns, das liegt schon auf der Hand. Ich kenne die, sagen wir einmal – um das Wort „Korruption“ nicht in den Mund zu nehmen –, schwierigen gesellschaftlichen Verhältnisse in der Ukraine. Auch das Problem der organisierten Kriminalität ist nicht zu unterschätzen, weil diese eine – und da gebe ich dem Kollegen Schennach durchaus recht – internationale Komponente hat.
Dieses Abkommen zielt ja nicht darauf ab, dass die österreichischen Sicherheitsbehörden in einer missionarischen Tätigkeit in die Ukraine fahren und den ukrainischen Sicherheitsbehörden oder Justizbehörden quasi erklären, wie die Polizei oder die Justiz funktioniert. In erster Linie geht es darum, dass man gegenseitige Synergien gewinnt, um eben diese Ausprägungen der organisierten Kriminalität – die auch in Österreich spürbar und leider auch in der Kriminalitätsstatistik nachlesbar sind – etwas eindämmen zu können, und wir mit Informationen aus erster Hand eine Verbesserung der heimischen Kriminalitätslage und eine Verbesserung im Sinne der Verbrechensbekämpfung für uns, für Österreich erreichen können.
Ich glaube nicht, dass man mit diesem Abkommen in der Lage sein wird, die ukrainischen Verhältnisse – politischer wie gesellschaftlicher Natur – zu verbessern. Dazu bedarf es anderer Anstrengungen, die wahrscheinlich noch viel umfangreicher sein werden und auch zeitlich in einem entfernteren Horizont liegen werden. Ich glaube aber, dieses Abkommen ist gut und wichtig, um die heimische Kriminalitätsbekämpfung zu
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