BundesratStenographisches Protokoll847. Sitzung / Seite 91

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14.38.11

Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Andrä Rupprechter: Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Kollegin! Hohes Haus! Der vorliegende Grüne Bericht 2015, der ja über die Einkommenssituation der österreichi­schen Landwirtschaft im Kalenderjahr 2014 berichtet, ist der 56. Bericht seit Bestehen des Landwirtschaftsgesetzes. Der Grüne Bericht gibt wiederum einen wirklich exzellen­ten Überblick über die wirtschaftliche und soziale Situation der bäuerlichen Familien in Österreich. Der Bericht ist eine ausgezeichnete Daten- und Faktengrundlage für die Ent­scheidungsträger in der österreichischen Agrarpolitik.

An dieser Stelle auch von meiner Seite herzlichen Dank den Bäuerinnen und Bauern, die ihre Einkommensergebnisse für den Grünen Bericht zur Verfügung gestellt haben. 2 200 freiwillig buchführende Betriebe bieten damit zur Analyse und zum Aufschluss über die Einkommenssituation eine ausgezeichnete Grundlage.

Wenn jetzt – ich möchte das schon ansprechen – in verschiedenen Debattenbeiträgen darauf hingewiesen wurde, dass wir in den letzten 20 Jahren eine Abwanderung von 30 Prozent in Summe hatten, so ist das richtig; das spiegelt ja auch der Grüne Bericht wider. Ich möchte aber schon darauf hinweisen: Das entspricht einer Abwanderungs­rate von 1,5 Prozent pro Jahr, und das ist eine ausgesprochen moderate Strukturberei­nigung, die wir hier haben.

In den Jahren vor dem EU-Beitritt hatten wir durchwegs Abwanderungsraten zwischen 3 und 5 Prozent. Es haben also tatsächlich der Beitritt zur Europäischen Union, die Maß­nahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik, der gemeinsamen Marktorganisationen, aber eben noch viel mehr der ländlichen Entwicklungspolitik wirklich zur Stabilisierung der bäuerlichen Struktur in Österreich beigetragen.

Im Jahr 2014 sind – das ist bedauerlich – die Einkommensergebnisse durchwegs ne­gativ und sehr differenziert ausgefallen. Beim Durchschnitt der Einkünfte aller Betriebe von 23 370 € gibt es tatsächlich ein Minus zum Vorjahr von 5 Prozent zu verzeichnen.

Für die Gruppe der Bergbauernbetriebe – dies sehe ich sehr positiv – gab es ein Ein­kommensplus von knapp mehr als 3 Prozent zu vermelden. Die positive Einkommens­entwicklung in diesem Bereich ist vor allem auf die durchwegs guten Preise im Milch­sektor im Jahr 2014, die gestiegenen Erzeugerpreise und die niedrigeren Aufwendun­gen für Futtermittel zurückzuführen. Aktuell ist die Preissituation gerade im Bereich des Milchsektors leider sehr schlecht, weshalb wir nicht annehmen können, dass sich diese positive Tendenz der bergbäuerlichen Einkommensentwicklung auch in diesem Jahr wie­derholen wird.

Das Einkommen je Arbeitskraft ist insgesamt um 5 Prozent gesunken und lag mit knapp 19 000 € immer noch erheblich unter dem Einkommensdurchschnitt der Arbeit­nehmer in Österreich. 2014 ist schon das dritte Jahr mit einer negativen Einkommens­entwicklung, und die aktuellen Preisentwicklungen geben uns, wie schon gesagt, nicht wirklich viel Grund zur Hoffnung, dass sich dieser Trend 2015 umkehren könnte.

Hervorzuheben ist aber, dass Betriebe, die ihr Einkommen überwiegend aus der Land­wirtschaft erwirtschafteten, dieses gegenüber 2013 um durchschnittlich 2 Prozent stei­gern konnten. Dagegen mussten Betriebe mit überwiegend außerlandwirtschaftlichem Einkommen ein deutliches Einkommensminus hinnehmen. Das spiegelt einerseits die Situation auf dem Arbeitsmarkt wider, vor allem für die vielen Nebenerwerbsbauern, und andererseits die rapid ansteigende Professionalisierung unserer Bäuerinnen und Bauern und der vor allem auch jungen Betriebsführer, die sehr innovativ in die Moder­nisierung ihrer Betriebe investieren und sich auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten.

Nach den Betriebsformen erwirtschafteten die Futterbaubetriebe – überwiegend milch­betonte Betriebe –, insbesondere wegen der guten Milchpreise im Jahr 2014, im Vorjahr


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