BundesratStenographisches Protokoll849. Sitzung / Seite 195

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Bundesrat Gottfried Kneifel (fortsetzend): Ich kann dieser Unterbrechung durchaus auch positive Seiten abgewinnen, da ich merke, dass dieses Thema dieses Haus berührt und natürlich auch in Zukunft berühren soll. Doch, unter uns gesagt, sieht es mit der Sicherung dieses baukulturellen Erbes weniger lustig aus. Da sieht es weniger lustig aus. Das sind insgesamt 37 597 Objekte in Österreich, rund 1,8 Prozent der österreichischen Bausubstanz. Falls jemand denkt: Das ist eh nicht viel!, so ist zu entgegnen: Das prägt unser Österreich, das prägt unsere Bundesländer! Und ich glaube, da sollten wir auch versuchen, alle Möglichkeiten der Erhaltung auszu­schöp­fen.

Drei Viertel aller Touristen, die Österreich besuchen, kommen wegen unseres baukul­turellen Erbes. Die kommen nicht wegen der Sonne oder wegen der Luft. (Bundesrätin Grimling: O ja, wegen der Berge!)  Ja, wegen der Berge kommen sie auch. (Allge­meine Heiterkeit.) Das ist das letzte Viertel, aber zu drei Viertel kommen sie wegen des kulturellen Erbes.

Ich bedanke mich auch, Herr Bundesminister, für diese Digitalisierung der denkmalge­schützten Bauten, die, wenn ich den Bericht richtig gelesen habe, seit dem Jahr 2010 läuft. Sie müsste also eigentlich schon bald abgeschlossen sein. Es wäre sinnvoll, die Daten dieser Objekte auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, denn da geht es um die Kategorien Schlösser, Burgen, Marterl, Bauernhöfe, Bürgerhäuser und so weiter.

Wissen Sie, warum es interessant wäre, das zumindest einmal der Wissenschaft zu übergeben? – Das wäre interessant, weil wir dann eine Selektion durchführen und uns ansehen könnten, was Eigentum von Kirche, Körperschaften, Bund, Ländern, Gemeinden und so weiter ist, und was für wirklich private Eigentümer noch übrig bleibt, die dann eventuelle steuerliche Anreizsysteme in Anspruch nehmen könnten.

Wenn man sich ansieht, was dann noch übrig bleibt, dann erkennt man, dass das nämlich nicht mehr so viel ist. Es geht darum, dass man diesen Eigentümern hilft. Meiner Ansicht nach muss man zum Beispiel dann, wenn im Grundbuch steht, dass der Erhalt dieses Objekts im öffentlichen Interesse ist, mit der Grundsteuer abfahren und dann kann man keine Vermutung über Liebhaberei anstellen, denn das ist keine Liebhaberei vom Eigentümer, sondern im Interesse der Öffentlichkeit, weil dieses Bauwerk Identität schafft – es ist natürlich immer vorausgesetzt, dass die Öffentlichkeit da hineingehen und sich das anschauen kann. Wenn einer sagt, dass er nur ein schönes Schloss haben will, aber keiner hineingehen soll, dann bin ich für ganz rigorose Zurückhaltung. (Bundesrat Jenewein: Ja, dann soll er zahlen!)

Doch wenn wir einmal festgemacht haben, von welchem privaten Rest wir da sprechen – denn alles andere, was ich angeführt habe, fällt weg –, dann könnte ich mir vorstellen, dass sich das System sogar selbst trägt. Das wäre eine Aktion, ähnlich dem Handwerkerbonus, die unheimlich viel Arbeit schafft. Da sind keine Caterpillar in Bewegung, wenn man so ein altes Haus oder ein altes Bürgerhaus restauriert, saniert und dann vielleicht den Arkadenhof zugänglich macht. Es geht aber natürlich nicht nur um steuerliche Fragen, sondern auch um Fragen der Bürokratie.

Wir haben jetzt das internationale Übereinkommen zum Klimaschutz weitgehend durchgebracht. Es wird immer wieder in den Zeitungen zum Thema Bodenschutz, weniger Bodenverbrauch inseriert, und unzählige solcher Häuser in den Zentren stehen leer, aber draußen auf dem Land wird immer mehr Boden verbraucht. Dahin gehend müsste man einmal sagen, dass man zuerst einmal dort schaut, wo Raum, wo Infrastruktur, Straßen, Licht, Gas und alle Zugänge da sind, und dass man das zuerst nutzt, denn das würde in unserem Lande Arbeit schaffen. Es wäre dringend notwendig,


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite