BundesratStenographisches Protokoll852. Sitzung / Seite 41

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Begriffswahl, durch falsch gewählte Begrifflichkeit von Geschichte, Museum und Archi­tektur. Und, was noch dazukommt: Sie beauftragen eine einzelne Person damit, ohne dass der Beirat, ohne dass die Experten überhaupt schon bekannt sind, statt eine Institution, ein Kollektiv zu nehmen. Es gibt über 100 Universitätsprofessoren 500 Meter von hier entfernt. Ein Beispiel ist das Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Warum nützen Sie nicht das Institut für Österreichische Geschichtsforschung, das seit Jahrzehnten nichts anderes macht, als sich mit österreichischer Geschichte zu befassen? Es ist eine Institution, und ein Geschichtsbild darzustellen ist auch eine Art Brainstorming – das kommt auch noch dazu –, und das kann, weil ein Institut auch eine Wissensgemeinschaft ist, ein Kollektiv sicher wesentlich besser als eine einzelne Person.

Aus diesen Gründen sagen wir ganz klar, Herr Minister: Nein danke zu diesem Projekt in jeder Hinsicht!

Zum Abschluss darf ich noch eine kurze Anmerkung machen, und meiner Meinung nach ist das ein gutes Beispiel dafür, wie die österreichische Bundesregierung zur Geschichte überhaupt steht: Vor Kurzem wurde der Prachtbau am Börseplatz, auch ein Juwel aus der österreichischen Gründerzeit, nämlich die K.K. Telegrafen Centrale – und das, was heute das Internet ist, war vor 150 Jahren die Telegraphie –, an Bau­spekulanten verscherbelt, anstatt diesen Bau aus der goldenen Gründerzeit, dem Fin de Siècle, für Lernzwecke zu adaptieren, herzurichten und der Bevölkerung zugänglich zu machen.

Noch einmal: Nein zum „Haus der Geschichte“ in jeder Hinsicht! Das ist ein falscher Weg, wir lehnen es daher ab. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

11.17


Vizepräsidentin Ingrid Winkler: Zu Wort gemeldet hat sich als Nächste Frau Bundesrätin Grimling. Ich erteile es ihr.

 


11.17.54

Bundesrätin Elisabeth Grimling (SPÖ, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen des Bundesrates! Das Bundesmuseen-Gesetz regelt die Einrichtung jener wissenschaftlichen Anstalten öffentlichen Rechts des Bundes, denen unbewegliche und bewegliche Denkmale im Besitz des Bundes zur Erfüllung ihres kulturpolitischen und wissenschaftlichen Auftrags anvertraut sind. Diese Bundesmuseen sind taxativ aufgezählt.

Das durch viele Jahre diskutierte Projekt „Haus der Geschichte Österreich“ wurde in seiner nunmehr vorliegenden Form nach umfangreicher wissenschaftlicher Vorbe­reitung unter Einbeziehung eines Beirates aus nationalen und internationalen Wissen­schaftlerInnen, darunter HistorikerInnen, MuseologInnen sowie ArchivarInnen, reali­siert. Die Forschungsschwerpunkte der Beiratsmitglieder umfassen Zeitgeschichte, Frauen- und Geschlechtergeschichte, Anthropologie, Kultur-, Migrations-, Politik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie die Bereiche Ausstellungsgestaltung, Medien sowie Geschichtsvermittlung.

Dieser internationale wissenschaftliche Beirat empfiehlt die Errichtung eines Museums, welches die Geschichte Österreichs ab der Mitte des 19. Jahrhunderts – mit einem besonderen Schwerpunkt auf die Zeit von 1918 bis in die Gegenwart – in ihrem europäischen und internationalen Kontext einem möglichst breiten Publikum vermittelt und eine objektive historische Auseinandersetzung ermöglicht.

Dieses „Haus der Geschichte Österreich“ soll auch ein aktives und offenes Diskus­sionsforum für historische Fragestellungen und Themen der Gegenwart sein.

 


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