BundesratStenographisches Protokoll853. Sitzung / Seite 26

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berücksichtigt hast. Das heißt, seit 2014 ist die Kunstförderung als Ganze zu 51 Pro­zent an die Männer und zu 49 Prozent an die Frauen gegangen. Das ist ein richtiger Schritt, das ist fast das gleiche Ausmaß für beide Geschlechter, das ist praktisch halbe-halbe, so wie wir uns das vorstellen. (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesräten der ÖVP.)

Aber nicht nur in der finanziellen Sache, sondern auch bei der Personalpolitik hast du Geschlechtergerechtigkeit verlangt und auch durchgesetzt. Für die Alleinerziehenden hast du praktisch eine Erhöhung der Stipendien bewirkt, mit deiner Konsequenz, mit deiner Hartnäckigkeit – und wir wissen, dass gerade Alleinerziehende große Herausfor­derungen meistern müssen. Auch die geförderten Einrichtungen wurden aufgefordert, bei Auftragsvergabe, bei Veranstaltungsprogrammen Geschlechtergerechtigkeit zu berücksichtigen. 2015 haben Komponistinnen gesagt, dass ihre Arbeit stärker wahr­genommen worden ist. Es wurden auch mehr Kompositionsaufträge an Frauen erteilt. Und im Bereich der Moderne gibt es mehr Kuratorinnen als Kuratoren. Das ist ein richtiger Schritt, ein Weg, der fortgesetzt werden muss – vor allem auch hinsichtlich Einkommensungleichheit, die es noch immer gibt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, nicht nur diese finanzielle Förderung ist ein ganz wichtiger Punkt, ich meine, dass Kunst und Kultur auch geschätzt und akzeptiert werden muss. Wertschätzung, Akzeptanz, Offenheit, etwas anderes zuzulassen, sich für etwas anderes einzusetzen, das ist der Weg, den wir gehen sollen – und zwar nicht nur vonseiten der Politik, sondern auch vonseiten der Förderstellen, vonseiten des Publikums, der Medien und der Meinungsmacher und Meinungsmacherinnen, denn ich glaube, dass bestehende Vorurteile gegenüber Kulturschaffenden und Künstlerinnen und Künstlern das Kulturschaffen erschweren. In einem Klima, in dem generell wenig Akzeptanz, wenig Wertschätzung, wenig Interesse entgegengebracht wird, ist es sehr schwierig, eine kontinuierliche Arbeit und das Engagement aufrechtzuerhalten.

Ich habe schon gesagt, dass zeitgenössische Kunst und Kultur auf Schwierigkeiten stößt. Während Volks- und Traditionskultur häufig konventionelle Themen bevorzugt, zeichnet sich Zeitgenössisches in Kunst und Kultur dadurch aus, dass es in Bezug auf Inhalt ein gewisses kritisches Potenzial beinhaltet. Zeitgenössisches kann eine Irrita­tion traditioneller Werte, Wahrnehmungen, Ästhetiken darstellen und ist oft mit Wider­ständen und besonderen Herausforderungen konfrontiert. Das kann so weit führen, dass Projekte sogar eingestellt werden.

Liebe Kollegen und Kolleginnen, als Kärntnerin möchte ich ein positives Beispiel nennen, und zwar die Kulturinitiative Gmünd in Kärnten. Die Kulturinitiative Gmünd und die Stadtgemeinde nützen die Chance, diesen kulturellen Mehrwert, diesen wirtschaft­lichen Mehrwert zu leben, die ganze Stadt lebt Kunst. Die Kulturinitiative Gmünd und die Stadtgemeinde sehen die KünstlerInnenstadt als Chance für eine positive Stadtent­wicklung. Es ist für unser Land Kärnten ein Bildungszentrum, und ich möchte euch heute schon einladen: Versäumt es nicht, besucht Gmünd! Ihr werdet eine Atmosphäre spüren, ein Zusammenspiel von Alltag, Kunst, Demokratie und Gesellschaft.

(Die Rednerin setzt ihre Ausführungen in slowenischer Sprache fort.)

Danke. Hvala lepa. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Bundesräten von ÖVP und Grünen.)

9.55


Präsident Josef Saller: Herr Bundesrat Mag. Gödl ist als Nächster zu Wort gemel­det. – Bitte.

 


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