BundesratStenographisches Protokoll853. Sitzung / Seite 27

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9.55.56

Bundesrat Mag. Ernst Gödl (ÖVP, Steiermark): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Bevor ich mich in der gebotenen Kürze dem Thema Vermittlung von Kunst und Kultur widmen werde, um auch den Bogen abzurunden, möchte ich noch zwei Anmerkungen machen.

Herr Minister, ich bin dankbar für Ihre Klarstellung gegenüber Kollegin Monika Mühlwerth, dass Kunst und Kultur nicht ein Anhängsel einer Gesellschaft oder einer Demokratie sein darf – so, als dürfte das nur dann besprochen werden, wenn alles andere geregelt wäre, denn dann hätte man wahrscheinlich beziehungsweise ganz sicher nie Zeit dafür. Ich bin sehr dankbar dafür, dass Sie das klargestellt haben, und teile da auch komplett Ihre Ansicht, Herr Minister.

Am Schluss Ihrer Rede haben Sie sich ausführlich bedankt, das hat so ein bisschen – wir haben in den Reihen darüber auch gescherzt – nach Abschiedsrede geklungen. Jetzt weiß ich nicht, ob Sie schon mehr wissen als wir, dass die Regierungsumbildung auch in diesem Bereich Neues bringt.

Danke auch für deine Worte, Kollegin Blatnik! So sehen wir es auch: Kunst und Kultur hat unweigerlich mit Identität zu tun, mit Betrachtung der Vergangenheit, mit Schlüs­sen, Ergebnissen für die Gegenwart und natürlich auch für die Zukunft einer Gesellschaft. Als Vertreter der Steiermark, glaube ich, kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass gerade in der Steiermark zeitgenössische Kunst und Kultur einen ganz fruchtbaren Boden hat. Das Festival steirischer herbst – ich darf auch Werbung machen wie Kollege Kneifel vorhin oder wie auch du – wurde bereits 1968 ins Leben gerufen, von einem in der Steiermark und auch darüber hinaus sehr bekannten Kultur­politiker, von Hanns Koren.

Es war insofern, finde ich, bemerkenswert, als ausgerechnet eine konservative Partei – das war ja die Steirische Volkspartei, die innerhalb der Volkspartei immer als sehr innovativ gegolten hat – diesen steirischen herbst damals ins Leben gerufen hat und dadurch auch sehr viel Widerspruch geerntet hat. Es benötigt aber eben auch Wider­spruch, um Raum für neue Entwicklungen, neue Gedanken, neue Ideen aufzumachen.

Der steirische herbst findet übrigens jedes Jahr im September und Oktober statt. Ich darf alle herzlich einladen, ihn zu besuchen. Sein zentrales Merkmal ist die Vernetzung von verschiedenen Kunstdisziplinen: Theater, bildende Kunst, Film, Literatur, Tanz, Musik, Architektur, Performance, Neue Medien und Theorie; deswegen wird er auch als ein Mehr- oder ein Allspartenfestival bezeichnet – aber die Werbeeinschaltung soll jetzt damit abgeschlossen sein.

Ich möchte die heutige Aktuelle Stunde aber auch ein bisschen anders sehen, weil im Titel der Aktuellen Stunde auch das Wort „Vermittlung“ steht. Ich möchte ein bisschen von der zeitgenössischen Kunst weggehen und die Betrachtung auf eine generelle Frage lenken: Was heißt Kunstvermittlung in Zeiten wie diesen? Kollegin Grimling und auch Kollege Kneifel haben schon darauf hingewiesen, dass es ja eindeutig ist, dass Digitalisierung alle Lebensbereiche erfasst und auch viele Verhaltensmuster, auch des Publikums, verändert. Kunst findet ja nur dann statt, wenn es auch ein Publikum gibt, das Kunst konsumiert; diese gegenseitige Anerkennung gehört dazu. Und da stellt sich die Frage – ich denke, Herr Minister, Sie werden sich noch einmal zu Wort melden –: Wie sieht es mit der Stärkung der Kunst gerade im Sinne eines Vermittlungsauftrags der öffentlichen Hand aus, dass Kunst vermittelt wird?

An den Spielstätten in Graz – Oper, Schauspielhaus, also bei der Theaterholding Graz/Steiermark GmbH – machen sich die Verantwortlichen unter der Geschäfts-


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