BundesratStenographisches Protokoll854. Sitzung / Seite 111

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tionen Schäden anzurichten, die irreparabel sind, ist es besser, politisch gut zu verhan­deln.

Ich sage: Kein Bauer – kein vitaler ländlicher Raum. Kein Bauer – keine Landschafts­pflege. Kein Bauer – kein Urlaub auf dem Bauernhof. Kein Bauer – keine gesunde Ernäh­rung. Kein Bauer – keine nationale Selbstversorgung. Kein Bauer – kein Leben auf dem Land!

Herr Bundesminister! Das ist eine Sorge, die ich leidenschaftlich vertrete, denn ich kom­me aus einem Dorf mit bäuerlichen Betrieben. Ich kann dir sagen, wie es wird in mei­nem Dorf Werschling bei Himmelberg: Da haben wir zwölf Bauern, und ich fürchte, dass wir in absehbarer Zeit nur noch maximal zwei davon haben werden. Das sind Familien­geschichten seit Jahrhunderten, das sind familiäre Arbeitsplätze, das sind eben die Land­schaftspfleger und Schwerarbeiter, die wir verlieren! Und wo haben wir den Arbeits­markt für diese jungen Menschen, für diejenigen, die gern möchten?

Oder wenn ich mir jetzt aktuell wieder das Theater mit dem Maschinenring anschaue! Die Bauern arbeiten dort fleißig, und die Herren Chefs kassieren ab, dass du glaubst: Gibt’s das? – Über 70 000 € der Herr Vorsitzende des Aufsichtsrates für ein paar Sit­zungen pro Jahr, das ist skandalös!

Hören wir doch endlich auf, in Österreich eine teure Bürokratie zu finanzieren, sondern tragen wir Sorge dafür, dass erstens ein fairer Wettbewerb herrscht, zweitens, dass der Bauer wirklich wieder ein stolzer, selbstbewusster Bauer sein kann! Dazu braucht es auch entsprechende Regelungen, ob das Quoten sind, ob das Fixpreise sind, was auch immer. Es ist ja unglaublich: Ein Unternehmen wie die Kärntnermilch gehört den Kärnt­ner Bauern – das heißt, der Molkereichef, der von den Bauern angestellt wird, muss den Bauern sagen, ich kann euch für die Milch nichts mehr zahlen!

Das ist eine Entwicklung, die dramatisch ist, da gibt es nichts zu lachen. Herr Bundes­minister, da hast du unsere volle Unterstützung, wenn es darum geht, Lösungen für Bauern zu finden, dass wir eine bäuerliche Zukunft haben. (Beifall bei der FPÖ. – Bun­desminister Rupprechter: Das werde ich noch einfordern! – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

15.43


Vizepräsidentin Ingrid Winkler: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Mag. Lindner. Ich erteile ihm dieses.

 


15.43.22

Bundesrat Mag. Michael Lindner (SPÖ, Oberösterreich): Sehr geehrte Frau Präsi­dentin! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir am Tag nach dem Weltmilchtag über die EU-Jahresvorschau zur Landwirtschaft reden, dann ist klar, dass eigentlich wir alle, die wir jetzt gesprochen haben, über die Situation der Milch­bauern und Milchbäuerinnen sprechen. Wenn die konventionellen Milchbauern nur mehr knapp 29 Cent pro Kilogramm bekommen, wenn teilweise ein Liter Milch billiger als ei­ne Flasche Mineralwasser ist, dann wissen wir, dass in diesem System insgesamt etwas gehörig nicht stimmen kann.

Man muss, glaube ich, dazusagen: Das Auslaufen der Milchquote war ja nichts Überra­schendes, das jetzt über uns hereingebrochen ist, sondern ist ein lange geplanter Schritt gewesen, der von vielen, auch hier herinnen, befürwortet worden ist. Insofern muss man sich, glaube ich, auch die Frage stellen: Wieso sind denn unsere Milchbauern oder Milch­bäuerinnen nicht besser auf Übergangsszenarien vielleicht zu anderen Feldern vorbe­reitet worden?

Die Reaktion, denke ich mir, war klar: Mit einer Mehrproduktion haben die Bauern ver­sucht, ihren Einkommensverlust auszugleichen, einen Ausgleich zu erzielen. Da kom­men wir eben zu einem Selbstversorgungsgrad von 150 Prozent in Österreich, was die


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