BundesratStenographisches Protokoll856. Sitzung / Seite 53

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der ÖVP: Dann tut es!) Was wir tun können, sollten wir tun. Wenn das nicht reicht, bleibt uns ohnehin nur, uns den neuen Gegebenheiten anzupassen. – Danke schön. (Bei­fall bei der FPÖ.)

11.53


Vizepräsidentin Ingrid Winkler: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Dr. Reiter. – Bitte, Frau Kollegin.

 


11.53.38

Bundesrätin Dr. Heidelinde Reiter (Grüne, Salzburg): Hohes Präsidium! Herr Minis­ter! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseher vor den Geräten! Ich habe be­fürchtet, dass man wieder in grundsätzliche Diskussionen betreffend den Klimawandel hineinkommt. (Bundesrat Jenewein: Dafür ist das Haus da!) Herr Kollege Meißl, es wird nicht ausreichen, im Kleinen anzufangen. Das ist dem Problem schlicht und ein­fach nicht angemessen, und ich denke, das hat Paris auch ganz deutlich gezeigt. (Bei­fall bei Grünen, ÖVP und SPÖ.)

Natürlich ist es richtig, dass wir den Vulkanismus haben, der dramatische Einflüsse auf das Klima hat. Wenn er auftritt, können wir ihn nicht beeinflussen, wenn uns ein Mete­orit auf den Kopf fällt, können wir das auch nicht beeinflussen. Gegen das CO2 in der Atmosphäre können wir aber sehr wohl etwas tun.

Das CO2 in der Atmosphäre macht nur 0,04 Prozent aus, das ist wirklich nicht viel, aber trotzdem ist es das entscheidende Klimagas. Es ist sehr gut löslich in Wasser, und die CO2-Konzentration geht durch die Jahrmillionen – soweit uns das in der Wissenschaft zugänglich ist – mit der Temperatur parallel mit. Diese Korrelation ist eindeutig und nachgewiesen. Vor der industriellen Revolution hatten wir 280 ppm in der Atmosphäre, jetzt, im Jahr 2015, haben wir die 400-ppm-Grenze überschritten, wir haben also über 400 ppm in der Atmosphäre.

Bei klarem Himmel ist dieses CO2 zu 26 Prozent für den Treibhauseffekt verantwort­lich. Für 60 Prozent ist der Wasserdampf verantwortlich, aber der ist von der globalen Durchschnittstemperatur abhängig und uns sozusagen nicht zugänglich. Das heißt, der wichtigste Parameter, den wir verändern können und den wir anthropogen, also durch die Aktivität der Menschen, verändert haben, ist das CO2. Darum zielt alles auf Dekar­bonisierung hin und darauf, diesen Ausstoß zu begrenzen.

Die Hälfte von dem, was wir produzieren, geht ins Meer, weil CO2 sehr gut wasserlös­lich ist. Es versauert uns die Meere, und wie lange sie noch aufnahmefähig sind, ist noch Gegenstand genauerer wissenschaftlicher Untersuchungen. Trotzdem ist das aber der Parameter, der von uns verändert werden kann.

Wir liegen jetzt 40 Prozent über dem vorindustriellen Wert, über 33 Prozent über dem höchsten Wert der vergangenen 800 000 Jahre, und während der letzten 14 Millionen Jahre existierten keine signifikant höheren Werte – also Vulkanausbrüche hin oder her.

Allein im Jahr 2012 wurde aber so viel CO2 freigesetzt, wie es 80 Prozent der emittier­ten Menge von 1750 bis 1900 entspricht. Der Beitrag, den wir derzeit leisten, ist ein­fach wahnsinnig hoch. Wenn wir alle fossilen Energieträger nutzen, die noch im Boden sind, dann steigt dieser Wert von 400 auf 1 600 ppm und die Temperatur damit um 4 bis 10 Grad Celsius. Genauer können wir das nicht festlegen. Auch wenn wir stoppen, braucht es 400 000 Jahre, bis wir wieder vorindustrielle Werte erreicht haben, weil man das Zeug nicht aus der Atmosphäre rausbekommt.

Es braucht signifikante Maßnahmen, und da gibt es schon Möglichkeiten. Bewusst­seinsbildung und Enqueten sind wichtig, aber was wir schnellstens tun können, ist, die ökologische Steuerreform voranzubringen. Arbeit ist noch immer viel zu hoch besteu­ert, Umweltbelastung ist zu niedrig besteuert. Es ist dringend notwendig – da sind sich


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