BundesratStenographisches Protokoll856. Sitzung / Seite 148

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zwei Jahre hinter den Gymnasiasten her. Das haben eine Studie zu Bildung und Ju­gend und eine gleichlautende Studie des Max-Planck-Instituts ergeben.

Wir sagen noch immer: die tolle Gesamtschule! Warum? – Weil Ihr leuchtendes Vorbild Finnland ist. Aber Sie übernehmen natürlich nicht das, was in Finnland gemacht wird. Die haben eine eigene Struktur. Dazu zählt, dass in Finnland nur jene das Lehramts­studium beginnen können, die vorher ein beinhartes Auswahlverfahren durchlaufen ha­ben. Das ist ja etwas, das Sie überhaupt nicht machen wollen, und daran wird auch Ihre vielgeliebte Gesamtschule scheitern.

Zu diesem Gesetz, von dem Sie heute überzeugt sind, werden Sie mir ja auch sagen: Das ist ja eh so super! Es wird ganz wunderbar funktionieren, und mit den Sanktionen wird alles ganz wunderbar werden. Es wird überhaupt kein Schüler mehr aus dem System aussteigen. (Bundesrat Stögmüller: Ja!) Ich prophezeie Ihnen: Das Gegenteil wird der Fall sein! Sollte ich mich geirrt haben, sage ich Ihnen beim nächsten Mal: Okay, da bin ich falsch gelegen, und ich freue mich, dass es geklappt hat. Heute sind wir nicht mit an Bord. (Beifall bei der FPÖ. – Rufe und Gegenrufe zwischen Bundesrä­ten von SPÖ und FPÖ.)

17.48


Vizepräsidentin Ingrid Winkler: Zu Wort gelangt nun Frau Bundesrätin Anderl. – Bit­te, Frau Kollegin.

 


17.49.01

Bundesrätin Renate Anderl (SPÖ, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehr­te Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren hier im Hohen Haus und zu Hause vor den Fernsehapparaten! Ich denke, es wird kaum jemanden ge­ben, der folgenden Satz noch nicht vernommen hat: Die Jugend ist unsere Zukunft!

Ich finde es schon dramatisch, dass man es schafft, über ein gutes Gesetz, nämlich ge­rade für unsere Jugend, die eine Zukunftsperspektive braucht, hier am RednerInnen­pult so negativ zu reden. (Bundesrätin Mühlwerth: Ja, wegen dem Bildungssystem …!)

Liebe Frau Bundesrätin Mühlwerth, es ist richtig, dass das JASG, das Klima damals, 1998, umgesetzt hat, sehr gut funktioniert hat, das möchte ich hier festhalten. (Bundes­rätin Mühlwerth: In Wien aber nicht!) Zwischen dem Jahr 1998 und heute liegen al­lerdings fast 20 Jahre, und da ist es uns schon erlaubt, auch an etwas anderes zu den­ken. Ich denke, was vor 20 Jahren beschlossen wurde, muss vielleicht nicht unmittel­bar die Wirkung im Jahr 2016 haben. Nichtsdestotrotz war es damals eine sehr gute Maßnahme, die es sicher nicht verdient hat, hier an dieser Stelle schlechtgeredet zu wer­den. (Bundesrätin Mühlwerth: Doch!)

Wir sind uns einig, dass wir nicht wollen, dass die Jugend auf der Straße steht. (Zwi­schenruf des Bundesrates Samt.) Es ist auch korrekt, was Sie angeführt haben, dass wir eine sehr hohe Jugendarbeitslosigkeit haben. Die haben wir nicht nur in Österreich, sondern europaweit. Wir haben derzeit fast 5 Millionen Jugendliche in der Europäi­schen Union, die der Statistikbehörde Eurostat zufolge arbeitslos sind. Das ist korrekt. (Bundesrätin Mühlwerth: Ja, die haben wir schon seit Jahren!) Da sind wir uns einig.

Wir sind uns auch einig, dass, auch wenn wir in Österreich sehr gut dastehen, trotzdem bei uns schön langsam die Alarmglocken läuten, und deswegen haben wir uns etwas überlegt. Schon im Jahr 2015 haben sich alle EU-Mitgliedstaaten zur Umsetzung einer sogenannten Jugendgarantie verpflichtet, wonach jungen Menschen nach vier Mona­ten, nachdem sie die Schule verlassen haben oder arbeitslos geworden sind, eine hoch­wertige Arbeitsstelle, ein Ausbildungs- oder Praktikumsplatz angeboten werden soll.

Wir diskutieren heute über ein Gesetz, mit dem sich die österreichische Bundesregie­rung verpflichtet, jungen Menschen bessere berufliche Chancen zu eröffnen. Sie setzt


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