BundesratStenographisches Protokoll860. Sitzung / Seite 40

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branche finanziell wirklich so ein Geschäft waren; der Geschäftszuwachs durch die Plattformen schwindet ja, wenn man die zu bezahlenden Provisionen entsprechend gegenrechnet. Andererseits ist Buchungsplattform nicht gleich Buchungsplattform: Da gibt es europabasierte Plattformen, und da gibt es die riesigen Plattformen der steuer­optimierenden Konzerne à la Google.

Es muss aber auch klar gesagt werden, dass Buchungsplattformen Unternehmen ohne oder ohne ernst zu nehmende eigene Webpräsenz eine größere Sichtbarkeit geben, die aber ihren Preis hat, denn es ist ja auch entscheidend, wo das Unternehmen dann gelistet ist. All diese Dinge haben ihren Preis, und damit muss entsprechend umge­gangen werden.

Es ist auch zu sagen, dass diese Buchungsplattformen natürlich konsumenten­freund­lich sind – diese Erfahrung haben wir wahrscheinlich alle schon gemacht –, nämlich durch ihre Transparenz, durch die Vergleichbarkeit. Es ist bereits jetzt so, dass europaweit über 50 Prozent der Gäste den Aufenthalt online buchen und 25 Prozent davon über Buchungsplattformen. Und wenn wir uns vorstellen, wie viele organisierte Reisen dann noch übrig bleiben, dann ist das für den Einzelreisenden oder den Urlaubsgast natürlich eine wichtige Entscheidungshilfe, und diese Gäste werden auch weiterhin darauf zugreifen.

Booking.com hat sich in Österreich eine Vormachtstellung erworben, was – das Verschwinden einheimischer Plattformen ist schon angesprochen worden – zu einer annähernd monopolistischen Struktur geführt hat. Da sind natürlich entsprechende Konsequenzen wie Kannibalisierung der Preise, Erhöhung der Provisionen und so weiter zu erwarten. Also auch da besteht politischer Handlungsbedarf.

Die schwierige Situation für die Tourismusbetriebe, insbesondere für die kleinen Tou­rismusbetriebe, bleibt bestehen und wird sich wahrscheinlich auch weiter verschärfen. Die Tourismusbetriebe sind zu Recht unzufrieden mit der Steuerreform und den Maßnahmen, die in diesem Bereich gesetzt wurden.

Ganz besonders dramatisch ist, denke ich, die Arbeitsplatzsituation in den Tourismus­betrieben. Diese sind abhängig von Beschäftigten, von qualifizierten Beschäftigten. Und wenn ich sehe, was sich in Salzburg im Bereich der Köche tut, wo wirklich viele Betriebe nicht aufsperren können beziehungsweise sich enorm einschränken müssen und das ein massives Problem für die weitere Entwicklung des Tourismus ist, dann muss ich sagen, ist das ein Bereich, mit dem wir uns auf politischer Seite und auch auf gewerkschaftlicher Seite weiter intensiv beschäftigen müssen.

Ganz wichtig ist aber auch die Frage: Wie gelingt es, den Faktor Arbeit entsprechend zu entlasten? – Es wird uns, gerade in solchen Branchen, alles nichts helfen, wenn das nicht gelingt.

Die Tourismusbetriebe bekommen mit diesem Gesetz heute vielleicht ein kleines Trostpflaster, aber ich denke, die großen Probleme bleiben weiter bestehen und stellen uns auch vor große politische Herausforderungen. – Danke. (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ.)

11.06


Vizepräsident Mag. Ernst Gödl: Als Nächstem darf ich das Wort Herrn Bundesrat Poglitsch erteilen. – Bitte.

 


11.07.05

Bundesrat Christian Poglitsch (ÖVP, Kärnten): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Es tut gut, heute hier als Touristiker im Bundesrat stehen zu dürfen und zu hören, dass es Einstimmigkeit für etwas, das den Tourismus in den nächsten Jahren sicher deutlich entlasten wird,


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