BundesratStenographisches Protokoll863. Sitzung / Seite 72

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Das zweite steirische Beispiel neben Styriamed: In Mariazell ist es ein Haus, in dem mehrere Ärztinnen und Ärzte da sind, um dort die Versorgung der ansässigen Bevölke­rung und Touristen zu gewährleisten. Dazu wird auch noch ein Internist kommen, ein Kinderarzt und auch ein Orthopäde, die an gewissen Tagen dort Ordination machen. Ich stelle mir vor, das ist das, was sich Patientinnen und Patienten sowohl im städti­schen als auch im ländlichen Bereich wünschen.

Was Ärztinnen und Ärzte sich wünschen, ist unterschiedlich. Das eine ist die Freiberuf­lichkeit. Die nehmen wir ihnen nicht, weil es ein Gruppenpraxismodell ist, das wir in der PHC-Versorgung planen, und das Gesetz beschließen wir ja noch lange nicht, das be­ginnen wir ja erst zu diskutieren. Wir beschließen jetzt nur einmal den Finanzausgleich. Es geht hier darum, dass sich drei freiberufliche Ärzte zusammenschließen, als Grup­penpraxis, als Verein, als GesmbH, als was auch immer. Wir möchten möglichst große Freiheiten lassen, weil die Freiberuflichkeit sicherlich etwas ist, was vielen Ärztinnen und Ärzten wichtig ist.

Was sich aber viele der jungen Ärztinnen und Ärzte nicht trauen, ist, gleich in die Frei­beruflichkeit zu gehen. Und es ist die Frage, ob man sich nicht dort einmal mit, ich weiß nicht, 20 Stunden anstellen lässt – eine Möglichkeit für Anstellung soll es geben – und sich das einfach einmal anschaut, mit der Option, vielleicht einmal einen dieser Verträ­ge zu übernehmen. Also es ist da ein langsames Hineinwachsen möglich.

Da wir das nicht – es ist ja gesagt worden – mit Zwang, sondern freiwillig machen, wer­den wir natürlich schauen müssen, dass die Verträge attraktiv sind. Nur, bei der Frage von neuen attraktiven Kassenverträgen muss man schon die Kirche im Dorf lassen, denn: Wer verhandelt die Kassenverträge? – Die Ärztekammer mit der Sozialversiche­rung! Und zumindest nach meiner Erinnerung als Kammerfunktionärin war es immer noch so, dass die niedergelassenen Fachärzte in den Vertragsverhandlungen mit den Sozialversicherungen sehr dominant waren. Und es ist kein Geheimnis, dass die Hono­rare der Allgemeinmediziner um 40 Prozent niedriger sind als die der Fachärzte, zu­mindest wenn man sich den Durchschnitt anschaut.

Das heißt, es wird auch ein Augenmerk darauf gelegt werden müssen, dass die Haus­arztmedizin besser und adäquater honoriert wird, vielleicht mit einer Pauschale, dass man für einen Patienten eine Pauschale und Einzelleistungen bekommt. Es muss uns aber klar sein, es muss attraktiv sein, sonst geht uns dort niemand hinein. – So viel zu diesen Fragen.

Zu der Frage dieses Notfallzentrums der UNIQA: Das wird eine allgemeinmedizinische Ambulanz ohne Wartezeiten für Zusatzversicherte sein. Die Frage ist ja heute in der Zeitung auch schon gestellt worden: Was ist, wenn ich mit einem Schlaganfall dorthin fahre? – Dann wird das ein Umweg sein, denn dort wird man mir sagen: Nicht bei uns, fahren Sie zum Nächsten!

In Wirklichkeit richten sich dort einige den Allgemeinmediziner ohne Wartezeit. Gefal­len tut es mir nicht, das ist klar, allerdings, wie gesagt, wenn die Auswahlmöglichkeiten immer geringer werden, ist es klar, dass Ärzte, Versicherungen in so etwas einsteigen. Das kann nämlich lukrativ sein. Ein PHC auf der grünen Wiese ist für die UNIQA wahrscheinlich nicht attraktiv, denn das PHC hat auch ein großes Charakteristikum: Sie können Ihre Geldbörse zulassen, weil es ein Sachleistungszentrum sein soll, und das ist nicht gewinnbringend. Das heißt, die UNIQA wird sich wahrscheinlich mit so et­was nicht auf die grüne Wiese stellen.

Was ich an der Kritik teile, das ist die überbordende Bürokratie. Das betrifft Spitäler wie Ärzte im niedergelassenen Bereich. Ich glaube, dass man ganz dringend darauf schau­en muss, dass man versucht, Computerprogramme möglichst benutzerfreundlich zu ma-


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