BundesratStenographisches Protokoll863. Sitzung / Seite 71

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Ich glaube, ebenso wie das Bild der Zweikindfamilie, mit Papa und Mama unter dem Weihnachtsbaum Lieder singend und fröhlich feiernd, ist unser Hausarztbild etwas über­arbeitungsbedürftig. Beides trifft wahrscheinlich eher nur selten zu.

Ich wünsche natürlich trotzdem allen, in welchen Konstellationen auch immer, eine schö­ne Weihnachtszeit, und ich glaube, dass es auch vielen Menschen gelingen wird, eine solche zu verbringen; ich hoffe das. Uns und besonders auch Ihnen, Frau Minister, wünsche ich, dass es in wenigen Jahren Primärversorgungszentren gibt, in denen sich Kranke gut aufgehoben fühlen und die Beschäftigten gerne und mit Engagement arbei­ten. Ich wünsche uns auch, dass es gelingt, unser Gesundheitssystem auch weiterhin zu finanzieren, denn das ist nicht trivial und weiterhin eine große Herausforderung für die Zukunft. Deshalb werden wir diesem Gesetz auch zustimmen. – Danke. (Beifall bei Grünen und SPÖ sowie bei Bundesräten der ÖVP.)

12.26


Vizepräsidentin Ingrid Winkler: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesministerin Dr. Ober­hauser. – Bitte.

 


12.26.51

Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Dr. Sabine Oberhauser, MAS: Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Erstens einmal vielen Dank für die zuletzt von Ihnen, Kol­legin Reiter, gemalten Bilder zu der Frage: Wie schaut die Realität des Hausarztes, der Hausärztin aus und wo wollen wir hin? Ich werde versuchen, anhand der aufgeworfe­nen Fragen, die von Ihnen am Anfang gekommen sind, ein bisschen zu erklären, dass wir offensichtlich von unterschiedlichen Bildern sprechen.

Sie haben beide das Zentrum, das Haus im Fokus Ihres Bildes. Das ist auch das, was die Ärztekammer und Gegner des PHC, die es sich nicht vorstellen wollen, dass es an­ders auch sein kann, versuchen, in den Fokus zu stellen – nämlich das Haus, in das Menschen anonym hineingehen und anonym wieder hinausgehen, dort nicht auf be­handelnde Ärztinnen und Ärzte, sondern am besten noch auf Roboter treffen und keine Chance haben, eine freie Arztwahl zu treffen.

Mein Bild ist ein ganz anderes. Stellen Sie sich einen See vor, und rund um diesen See sind mehrere Ortschaften, und in jeder Ortschaft sitzt derzeit ein Hausarzt! Wir wün­schen uns, dass rund um diesen See nicht alle zum Beispiel am Montag in der Früh keine Ordination haben, sondern am Montag zumindest einer erreichbar ist, der auch weiß, wie der Patientenstock der anderen ist, dass alle drei in ihren Ordinationen sitzen bleiben, sich aber verbindlich besser vernetzen, sodass es ganz klar ist, wann ich wen finde – ELGA wird zu diesem Zeitpunkt dann auch schon in der weiteren Ausrollung sein –, und dass der diensthabende Arzt auf die Daten der Patientinnen und Patienten seiner Kollegen zugreifen kann.

Das hat erstens den Vorteil, dass man als Patient nicht fragen muss: Nehmen Sie mich überhaupt an, denn mein Hausarzt ist nicht da? Das erleben wir jetzt immer wieder, und zwar auch in Ballungszentren: Mir schreiben Leute und sagen, es nimmt mich kein Arzt mehr, weil die sagen, sie haben schon genug Patientinnen und Patienten. In dem Fall hätten das die drei, vier oder wie viel Ärzte auch immer, ganz verbindlich geregelt: Wenn ich nicht da bin, nimmst du den Patienten!

Im Idealfall treffen sich diese drei mit der Gesundheits- und Krankenpflegerin, mit einer Hebamme, mit wem auch immer, einmal, zweimal im Monat und sprechen über Risiko­patienten oder, wenn sie auf Urlaub gehen, auf welche Patienten man besonders schau­en muss, weil diese auch mit Hausbesuchen abzudecken sind, et cetera.

Das ist eines der Bilder, die ich von Primärversorgung im Kopf habe, dass man das auch regional steuert und regional festlegt.

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite