BundesratStenographisches Protokoll863. Sitzung / Seite 161

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

ropa oder auch Kanada, weil Kanada ja auch sehr gut abschneidet. Das meine ich da­mit!

Dass da kreativ gestaltet werden kann, beweisen uns viele Länder mit guten Ergebnis­sen, wie zum Beispiel auch Estland. Wenn man nach Estland schaut, wenn man fragt – und ich habe auch die Botschaft gebeten, mir zusammenzustellen, was das estnische Bildungssystem vom österreichischen Bildungssystem unterscheidet –, dann sieht man schon, was dort anders gemacht wird. Das deckt sich ziemlich mit Kanada, mit Finn­land und auch mit anderen Ländern. Es geht um Folgendes: Diese Länder haben seit Langem ein Schulsystem, in dem die Schulen sehr, sehr viel Gestaltungsspielraum ha­ben, in dem die Schulen viel Autonomie haben, in dem Lehrerinnen und Lehrer, Päda­goginnen und Pädagogen wirklich gestalten können. – Das ist die eine Komponente.

Ganztägige Schulformen sind längst die Regelschule. Und was schon auch noch dazu kommt, und das will ich mir auch nicht verkneifen, weil es in diesem Dossier der Bot­schaft auch deutlich drinsteht: Es sind Gesamtschulen. – Ich will das nur erwähnt ha­ben. (Beifall bei der SPÖ sowie des Bundesrats Stögmüller.)

Wenn wir weiter in die PISA-Ergebnisse reinschauen, dann sehen wir auch einen Be­fund zur Bildungsvererbung, der einmal mehr unterstrichen wird. Wir haben es im „Edu­­cation at a Glance“ gehabt, wir haben es im Nationalen Bildungsbericht gehabt, aber da noch einmal ganz drastisch vor Augen geführt bekommen: Schülerinnen und Schü­ler aus einem Elternhaus, in dem die Eltern Pflichtschulabschluss haben, schneiden um 100 Punkte schlechter ab als Schülerinnen und Schüler aus einem Haushalt, in dem zu­mindest ein Elternteil einen akademischen Hintergrund hat. Das sind zwei Lernjahre, 15-Jäh­rige, die um zwei Lernjahre hinten sind! Das müssen wir wirklich sehr ernst nehmen. Das zeigt wirklich drastisch auf, dass Bildung schon „vererbt“ – unter Anführungszeichen – wird und dass der Bildungshintergrund der Elternhäuser sehr, sehr stark prägt und prä­gend ist.

Das nehme ich schon als zentrale Herausforderung mit und nehme das sehr, sehr ernst – auch das schlechte Abschneiden der Mädchen im Vergleich zu den Burschen in den Na­turwissenschaften, das auch herausgestellt, herausgearbeitet wird. Da sind wir sogar das Schlusslicht der OECD-Staaten. Diese unterschiedlichen Ergebnisse von Mädchen und Burschen in den Naturwissenschaften ist sehr, sehr ernst zu nehmen.

Der Befund, den ich für Estland gezeigt habe, gilt auch für andere Staaten. Das unter­streicht Andreas Schleicher, der Bildungsdirektor der OECD. Auch ihn habe ich ge­fragt, was die Spitzenländer von Österreich unterscheidet, und da war einmal mehr die Autonomie und die ganztägige Schulform die Antwort.

Das Bildungsinvestitionspaket, mit dem wir ganztägige Schulen fördern, ist Teil der Maß­nahmen, um besser zu werden. Naturgemäß muss die ganztägige Schulform mit Le­ben erfüllt werden, vor allem mit pädagogisch innovativen Ansätzen erfüllt werden, da­mit unsere Kinder und Jugendlichen besser werden. In den ganztägigen Schulformen haben wir die Chance, vor allem mit schwächeren Kindern intensiver zu lernen, ihnen schlichtweg auch mehr Zeit zu geben, um ihre Defizite auszugleichen. Gleichzeitig bie­ten sie aber auch die Chance, mit den Talentierten intensiv zu arbeiten. Wir können sie besser fördern, wir können sie besser fordern, und zwar mit innovativer Pädagogik. Die steht für mich immer im Mittelpunkt!

Innovative Pädagogik muss es sein; und da müssen wir auch kreativ werden, um an den Schulstandorten mit den Pädagoginnen und Pädagogen, mit den Direktorinnen und Direktoren Projekte, Modelle für eine gelingende ganztägige Schule zu entwickeln, in der offenen Form und in der verschränkten Form. Da kann viel gelingen. Man muss sich hinsetzen und überlegen, was es sein und wie man es gestalten kann. Und es ist selbstverständlich, dass wir es schaffen müssen, dass wir Musikschulen besonders ad-


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite