BundesratStenographisches Protokoll863. Sitzung / Seite 170

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Sie haben schon erwähnt, dass es große Unterschiede, nämlich von bis zu zwei Jah­ren, in der Entwicklung von verschiedenen SchülerInnengruppen gibt. Ich möchte dazu noch eine aktuelle Studie aus Großbritannien erwähnen. Das ist eine Langzeitstudie, bei der man verfolgt hat, welche Auswirkungen Elementarbildung auf die Bildungskar­riere haben kann. Frau Ecker war da sehr unsicher, ob der Elementarbildungsbereich Kin­der in ihrem Bedürfnis ernst nehmen kann.

Diese Langzeitstudie zeigt sehr genau, dass, wenn Kinder schon früh über einen ge­wissen Zeitraum in einer qualitativ hochwertigen Elementarbildungseinrichtung sind, das schlussendlich Folgen für ihre Bildungsentwicklung hat, und zwar positive Folgen. Falls diese qualitativ hochwertige Elementarbildung gewährleistet wird, können damit Unter­schiede, die Kinder aus ihrem Elternhaus mitbringen, ausgeglichen und abgefedert so­wie eine Chancengleichheit beim Start in das Bildungssystem gewährleistet werden. Ich bin daher eine große Verfechterin der Stärkung der Elementarpädagogik. (Bundes­rätin Mühlwerth: Eine amerikanische Studie sagt das Gegenteil!)

Was sich in den letzten Jahren verbessert hat, zeigt auch dieser Bildungsbericht. Nur um ein paar Punkte herauszunehmen: Wir haben relativ stabile Klassengrößen, die sich im Durchschnitt bei 19 Schülerinnen und Schülern pro Klasse einpendeln, das ist er­freulich. Also die Größen der Klassen nehmen ab, das tut den Kindern gut, aber auch den Lehrerinnen und Lehrern.

Wir haben auch gesehen, dass sich die Ergebnisse der Bildungsstandardtestung bei VolksschülerInnen in Mathematik von 2010 auf 2013 gebessert haben, also auch da greifen die Maßnahmen.

Was ich auch sehr erfreulich finde – das ist heute noch nicht zur Sprache gekommen –, ist, dass sich die Zahl der Jugendlichen, die direkt nach Absolvierung der Schulpflicht das Schulsystem verlassen, dieser sogenannten Early School Leavers, ebenfalls redu­ziert; es wirken offensichtlich auch die Maßnahmen in Zusammenarbeit mit dem So­zialministerium, Jugendcoaching et cetera. Es ist sehr positiv, dass diese Tendenz rück­läufig ist. Dennoch habe ich das Gefühl, dass diese Jugendlichen unsere verstärkte Auf­merksamkeit verdienen. Jeder Jugendliche, der uns auf diese Weise abhandenkommt, ist einer zu viel. Das möchte ich auch noch als einen Punkt, der mir wichtig ist, mitge­ben.

Was sind die Herausforderungen der nächsten Jahre im Bildungssystem? – Wir haben über die individuelle Förderung aller Kinder und Jugendlichen im Bildungssystem ge­sprochen. Um hier Chancengleichheit herzustellen, braucht es Zeit, es braucht kompe­tentes Personal, da bin ich bei Ihnen, Frau Kollegin: Die LehrerInnenausbildung ist ein ganz wichtiger Schlüssel. Es braucht aber auch für jene Standorte, an denen es schwie­riger ist, an denen die Heterogenität der Schüler und Schülerinnen sehr groß ist, mehr Ressourcen. Es ist zum Glück das Thema des Chancenindex in der Mittelzuteilung mitt­lerweile in der Fachdiskussion angekommen. Ich bin der festen Überzeugung, dass das notwendig ist, und möchte den Vergleich zu einem Garten anstellen:

Wenn man einen Garten hat, gibt es Flecken, auf die scheint die Sonne, die haben ge­nug Feuchtigkeit, dort ist die Erde gut durchmischt und gut mit Sauerstoff gefüllt. Auf diesen Flecken ist es leicht, ein gutes Gedeihen der Pflanzen zu erreichen. In einem Garten gibt es aber auch Ecken, die eher schattig sind, wo es mehr zieht und die Erde trockener ist. Jeder Gärtner würde logischerweise dort mehr düngen, mehr rechen, sich intensiver darum kümmern, dass dort bessere Bedingungen herrschen. Und das, den­ke ich mir, ist die Idee des Chancenindex: genau dort mehr Mittel zu investieren, wo die Bedingungen schwieriger sind.

Alles in allem – ich überspringe einiges, das Lämpchen leuchtet schon – denke ich mir, dass diese Form der verschränkten Ganztagsschule den Kindern und ihren Bedürfnis-


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite