BundesratStenographisches Protokoll863. Sitzung / Seite 171

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sen wirklich sehr, sehr nahekommt, und ich denke, wir würden ihnen etwas Gutes tun, indem wir das verwirklichen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

19.03


Präsident Mario Lindner: Liebe Kollegin Mühlwerth! Ich habe Ihre Ausführungen zur Geschäftsbehandlung sehr ernst genommen. Ich habe mir das Vorläufige Stenographi­sche Protokoll vorlegen lassen, dieses Stenographische Protokoll auch mit der Frau Vi­zepräsidentin und dem Herrn Vizepräsidenten besprochen und bin zur Auffassung ge­langt, dass, weil die Situation gemeint war, kein Ordnungsruf zu erteilen ist.

Als Nächste gelangt Frau Bundesrätin Hackl zu Wort. – Bitte.

 


19.04.36

Bundesrätin Marianne Hackl (ÖVP, Burgenland): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Man sieht, mit wie viel Engagement die Vorrednerinnen sich für den Bereich Bildung eingesetzt haben, dieser ist auch mir sehr wichtig. Es besteht auf allen Ebenen im Bildungssystem ein großer Än­derungsbedarf.

Die Schulstruktur sollte sozial durchlässiger werden. Die Lernergebnisse müssen sich deutlich verbessern. Im internationalen Vergleich stehen wir eher schlechter da, ob­wohl unsere Kinder sehr, sehr lernwillig sind. Entscheidender als die Höhe der aufge­wendeten Mittel ist für den Bildungserfolg in Österreich aber auch das Elternhaus. Kin­der, die etwa Familien mit Migrationshintergrund, niedrigem Status oder Bildungsniveau entstammen, schreibt das BIFIE eine schlechtere Ausgangslage zu, um in der Schule er­folgreich zu sein. Ihre Familien sind oft weniger mit dem schulischen System und des­sen Inhalten vertraut und können somit bei der Schulwahl nicht die entsprechende Un­terstützung bieten.

Ein besonderes Risiko für ein unterdurchschnittliches Leistungsniveau im Bildungsbe­reich stellen Schwächen in der Unterrichtssprache dar, vor allem dann, wenn daheim ei­ne andere Sprache gesprochen wird. Bereits in der Volksschule kann man ungleiche Bil­dungschancen am besten erkennen. Für mich als stolze Südburgenländerin ist es er­freulich, dass die Zugehörigkeit zu den Risikogruppen im eher dünn besiedelten ländli­chen Raum, wie eben auch bei uns im Burgenland, wesentlich seltener als im dicht be­siedelten urbanen Umfeld ist.

Eine Entlastung der Lehrerinnen und Lehrer von Verwaltungsaufgaben wäre überfällig. Man muss einfach die Realität des Schulalltags und damit verbundene Herausforde­rungen, nicht zuletzt auch jene durch die Flüchtlingskrise, zur Kenntnis nehmen. Kleine Veränderungen werden zwar groß präsentiert, aber eine echte Bildungsreform ist zum Leidwesen unserer Kinder auf unbekannte Zeit verschoben. Mehr als jedes zehnte Kind ist in seiner Schullaufbahn und seinen weiteren Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe gefährdet. Diese Tatsache sollte uns allen zu denken geben. Es sollen nicht nur Bil­dungsexperimente mit Kindern gemacht werden, sondern Kindertalente sollen geför­dert und gefordert werden, denn der Gleichmacherei gehört nicht unsere Zukunft.

Der Bildungsbericht stellt Hindernisse in der Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Schule durch unterschiedliche Zuständigkeiten fest. Im Rahmen der Schulautonomie ge­ben wir die pädagogischen, finanziellen und persönlichen Spielräume dorthin, wo sie hin­gehören, nämlich an die Schulen und in die Klassen. Damit stärken wir Freiheit und Ei­genverantwortung. Lehrerinnen und Lehrer sollten leichter eigene Schwerpunkte setzen können. Sie bekommen mehr Spielraum bei der Unterrichtsgestaltung, um die vorge­gebenen Ziele erreichen zu können. Wenn Schulautonomie den Wettbewerb zwischen Schulen fördern kann, ist das positiv zu sehen.

Die Möglichkeit von Schulleiterinnen und Schulleitern, gezielt auf die Bedürfnisse der Schüler des eigenen Bezirks einzugehen, ermöglicht eine zielgerechte Förderung. Eine


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