BundesratStenographisches Protokoll863. Sitzung / Seite 172

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Ganztagsschule darf niemals verpflichtend sein. Es sollte der Bedarf vonseiten der El­tern und Schüler gegeben sein und dann über ein Angebot nachgedacht werden kön­nen.

Außerdem braucht es das Mitspracherecht des Schulgemeinschaftsausschusses bei Neuanstellungen und mehr Digitalisierung des Unterrichts. Wie viel in diesem Bereich noch zu tun ist, zeigt jenes Bild, das sich an vielen Schulen des Landes bietet. Wäh­rend die Kinder im Pausenhof via Smartphone mit der Außenwelt kommunizieren, herrscht in den Klassenräumen oft verstaubte Kreidezeit.

Man darf den Weg von der Kreidezeit in die Zukunft nicht verschlafen. In der Schule von morgen sollen keine Beamten bestimmen, wo es langgeht, sondern die Beteiligten. Schüler, Eltern und Lehrer wissen im Schulalltag am ehesten, wo der Schuh drückt. (Bundesrätin Posch-Gruska: Ein schlechtes Bild von den Schulen im Burgenland!) – Nein, es gibt kein schlechtes Bild im Burgenland. (Zwischenruf der Bundesrätin Posch-Gruska. – Bundesrat Mayer: Das hängt davon ab, von welcher Perspektive man es be­trachtet!)

Momentan werden Schulpartner auf allen Ebenen, egal, ob auf Schul-, Landes- oder Bun­desebene, aus wichtigen Entscheidungen herausgehalten. Mehr Eigenverantwortung und das Setzen von Schwerpunkten muss auch bei der Zentralmatura möglich sein. Vor­gegeben werden soll dabei nur ein Teil der Aufgaben, die alle Schülerinnen und Schü­ler beherrschen sollten. So viel Autonomie muss die Bildungsministerin den Schülern und Lehrern ermöglichen.

Ich persönlich investierte bei meinen drei Kindern nie in das Materielle, sondern in ihre Ausbildung und in unsere Zukunft, und es hat gefruchtet. Darauf bin ich stolz. – Ich wün­schen allen schöne Weihnachten. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

19.10


Präsident Mario Lindner: Als Nächster gelangt Herr Bundesrat Stögmüller zu Wort. – Bitte.

 


19.10.55

Bundesrat David Stögmüller (Grüne, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bildungsministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ein Bildungs­bericht ist immer ein Aufzeigen von Weiterentwicklung. Wir schauen nun Ende 2016 auf das Jahr 2015. Es gibt in diesem Bericht ein paar mir wichtige Punkte, auf die ich auch ganz explizit eingehen möchte.

Zum einen gibt es in den Schulen Unterstützungsbedarf, vor allem im Bereich Profes­sionalisierung, Fachdidaktik und Team Teaching, zum anderen bemühen sich die Schu­len wiederum um mehr Lesekompetenz und Freude, Gesundheitsentwicklung, Bewe­gung, soziale Kompetenzen und gewaltfreie Konfliktlösungen.

Was auch aufgefallen ist, sind die großen Leistungsdifferenzen zwischen Kindern aus Aka­demikerfamilien und solchen, in denen die Eltern maximal den Pflichtschlussabschluss haben. Hierbei sind auch nichtdeutsche Umgangssprachen sowie fehlendes kulturelles Kapital, wie zum Beispiel Bücher, natürlich weitere Risikofaktoren, die darauf Einfluss nehmen. Auch dass bereits die Volksschule für Kinder selektiv ist, wird in diesem Be­richt klar aufgezeigt. Zum Beispiel besuchen 1,8 Prozent der Kinder im Volksschulalter, die einen sonderpädagogischen Förderbedarf haben, eine Sonderschule. 6 Prozent der Volksschulkinder besuchen eine Privatschule, also da beginnt bereits die Selektion.

Wie auch im Bericht steht, führen frühe Bildungslaufbahnentscheidungen zu Chancen­ungleichheiten, zu einem Druck auf die Lehrkräfte, zu Stress bei den Eltern und Ängs­ten bei den Kindern. Hierbei ist auch die Empfehlung eines Gesamtschulkonzepts zu verfolgen und die Richtungsentscheidung in der Bildungslaufbahn auf ein Alter zu ver-


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