BundesratStenographisches Protokoll863. Sitzung / Seite 173

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schieben, in dem eine emanzipierte Entscheidung über den weiteren Bildungsverlauf auch wirklich selber getroffen werden kann.

Ein Punkt, dessen sich dieser Bericht auch annimmt, ist die Medienkompetenz und das digitale Lernen. E-Books sind ja für die Oberstufe in diesem Schuljahr zum ersten Mal verfügbar. Sie sind aber leider kaum interaktiv und ersetzen gedruckte Schulbücher, wenn überhaupt, nur zum Teil. Auch bei Open Educational Ressources gibt es noch Pro­bleme, sagen wir einmal so, gerade was die Frage des Urheberrechts angeht. Die Emp­fehlungen im Bericht sind neben einer Bildungscloud als zentraler Infrastruktur nicht nur für Schulbücher, sondern auch als Flipped Classroom für Vor- und Nachbereitung und Hausaufgaben, auch eine umfassende Medienkompetenzausbildung für die Pädagogin­nen und Pädagogen zu schaffen – und das halte ich für essenziell.

Was ich auch noch sehr spannend gefunden habe, war die Zusammensetzung der Klas­sen und deren Einfluss auf den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler. Dabei geht es um die Möglichkeit der Wahlfreiheit von Eltern, ihre Kinder in weit entfernte Schulen zu schicken. Das ist ein erneuter Selektionsvorgang, denn nicht alle Eltern haben die finanziellen, sozialen, aber auch emotionalen und kognitiven Ressourcen, um sich die not­wendigen Informationen zu beschaffen, um für ihr Kind die vorteilhafteste Option he­rauszufiltern und die Entscheidung zu treffen. Für manche Eltern ist es leichter, für man­che ist es halt schwieriger. Und hierbei muss mit den VertreterInnen der gewünschten Schulen einfach erfolgreich verhandelt werden.

Auch innerhalb der Schulen geschieht eine Segregation, zum Beispiel durch Mehrstu­fenklassen versus Jahrgangsklassen, Religionszugehörigkeiten, ganztägig verschränk­te oder nicht verschränkte Schulklassen, in den Sekundarstufen zum Beispiel zwischen humanistischen Schulklassen, neusprachlichen Schultypen und durch Spezialisierung der Schwerpunktsetzung wie Sport, Musik oder Kreativität. Das führt dann oft zu un­terschiedlichsten Selbstwahrnehmungen von SchülerInnen in derselben Schule, die so­genannten Restklassler, das sind zum Beispiel Leistungssportlerinnen und Leistungs­sportler.

Es gäbe noch viel, das der Bericht aufzeigt und das auch dringend angegangen werden muss. Daher: Gehen wir es an! Arbeiten wir noch zahlreiche Problemfelder auf! Uns ha­ben Sie, Frau Ministerin, sicher als Partnerinnen und Partner, wenn es um zukunftsfähi­ge Bildungspolitik geht. Wir Grüne im Bundesrat werden gerne den Bildungsbericht zur Kenntnis nehmen.

Und ich möchte wegen des Weihnachtsfriedens auch noch ein paar Worte an die Frau Kollegin Ecker richten. – Es tut mir wirklich leid, wenn du – ich sage jetzt du als Ober­österreicher – das persönlich genommen hast. Ich habe ganz klar – und das möchte ich auch feststellen – nicht dich gemeint, sondern wirklich das Gesamtkonzept und die Partei. Vielleicht war „schizophren“ das falsche Wort, vielleicht hätte man es auch an­ders ausdrücken können. Auch, wenn es keinen Ordnungsruf gab, will ich wirklich klar­stellen: Ich meine natürlich keine Person, wenn ich hier am Pult etwas sage, sondern wenn, dann immer den Gesamtkomplex der Partei – Okay, ich bitte um Entschuldi­gung. Schöne Weihnachten euch allen und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Schö­nen Tag! (Beifall bei Grünen und SPÖ.)

19.15


Präsident Mario Lindner: Als Nächste hat sich Frau Bundesministerin Dr. Hammer­schmid zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


19.15.55

Bundesministerin für Bildung Mag. Dr. Sonja Hammerschmid: Geschätzter Herr Prä­sident! Geschätzte Mitglieder des Bundesrates! Erlauben Sie mir einen kurzen Side-


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