BundesratStenographisches Protokoll863. Sitzung / Seite 175

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Hintergrund – sprich: dass Deutsch nicht die Muttersprache ist –, erkennen können. Sie sprechen wirklich gutes Deutsch, weil sie den ganzen Tag in der Schule sind.

Es sind so viele Schüler aus unterschiedlichen Nationen, dass Deutsch die verbinden­de Sprache ist und sie somit in der Schule automatisch Deutsch reden und daher diese Sprachkompetenz besonders entwickeln.

Ich habe mit Maturantinnen und Maturanten – nämlich aus dem Irak, aus Afghanistan stammend – gesprochen, die mit voller Inbrunst und aus Überzeugung gesagt haben: Ich will Mediziner werden, ich will Bauingenieur werden, ich will studieren! – Die wissen ganz genau, was sie wollen, und haben wirklich erkannt, dass Bildung ihre Chance ist. Also es kann wirklich viel gelingen, wenn man sich gemeinsam hinsetzt und den Mut hat, Schule ganz neu zu denken und ganz neu zu konzipieren.

Dort ist das wirklich gelungen. Also auch in Neukölln kann Schule gelingen, auch in Neu­kölln kann es gelingen, sehr, sehr gute Ergebnisse zu haben und zu maturieren. (Bun­desrätin Mühlwerth: Ich wünsche es mir eh!) – Ja. Also ich wollte das nur voranstellen. Ich glaube, daran sollten wir uns auch mit unseren Konzepten orientieren. (Bundesrat Krusche: Und wie viel Geld haben die in die Hand genommen?)

Dass sich die Schule verändern muss, glaube ich, ist auch dem geschuldet, dass sich un­sere Gesellschaft in den letzten 20, 30 Jahren stark verändert hat und dass sich unse­re Arbeitswelten in den letzten 20, 30 Jahren ganz stark verändert haben. Wir haben Arbeitswelten, die wir überhaupt nicht mehr einschätzen können, geprägt durch tech­nologischen Wandel unterschiedlichster Natur, und da ist die Digitalisierung nur ein Teil davon; das heißt natürlich in der Konsequenz, dass wir auch die Schule verändern müssen. Wir müssen darauf abstellen, wie sich die Gesellschaft und wie sich die Be­rufswelten verändert haben. Das erfordert eine neue Konzeption der Schule entlang der Fächer, aber auch eine neue Konzeption des Unterrichts, sprich: themenspezifischer Un­terricht, projektspezifischer Unterricht, einfach um Kompetenzen zu adressieren, die ent­lang des Fächerkanons so nicht machbar sind.

Ich rede von Problemlösungskompetenz, von Teamfähigkeit, von Selbstorganisation, von Neugier und Kreativität sowieso, das geht bis hin zu unternehmerischem Handeln und der Lust am Lernen, welche wir den Kindern wirklich vermitteln müssen. Sie werden näm­lich ein Leben lang lernen müssen. Das alles muss uns in der Schule gelingen. Wir dür­fen ihnen die Kreativität und die Neugier nicht nehmen. Da müssen wir uns einfach ein Stück weit dieser Herausforderung stellen, zu Recht stellen – die Gesellschaft hat sich verändert, die Berufswelt hat sich verändert, und das müssen wir mutig angehen.

Das zeigt auch der Nationale Bildungsbericht. Ich möchte noch einmal betonen, dass der Nationale Bildungsbericht – und es waren, glaube ich, 40 Wissenschafterinnen und Wissenschafter dabei am Werk – ein unabhängiger Bericht ist, der uns einmal mehr ei­ne Sicht ins System erlaubt, damit wir evidenz- und faktenbasiert gestalten können. Das ist mir ganz, ganz wichtig!

Was mir aber auch wichtig ist, und das möchte ich auch nicht verhehlen: Ich war an wirklich vielen Schulen! Ich versuche, viel draußen zu sein, mit den Pädagoginnen und Pädagogen zu sprechen, auch mit den Kindern und mit den Eltern zu sprechen, um zu sehen, wo der Schuh drückt und was denn die Herausforderungen an Österreichs Schu­len sind, um das mit den Fakten, Daten und Zahlen zusammenfließen zu lassen und neue Konzepte zu entwickeln.

Ich muss Ihnen eines sagen: Ich habe ganz viele hoch motivierte, höchst kreative Pä­dagoginnen und Pädagogen erleben dürfen, und es war schön zu sehen, wie sie ver­suchen zu gestalten. Wir müssen ihnen diesen Rahmen und die Möglichkeiten, stärker zu gestalten, besser zu gestalten, pädagogisch innovativ zu gestalten, in die Hand ge­ben, um die Schule einfach weiterzuentwickeln.

 


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