BundesratStenographisches Protokoll865. Sitzung / Seite 39

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Gerade für Frauen – und besonders für Frauen im ländlichen Raum – ist das eine wahnsinnig große Möglichkeit, flexibel vor Ort oder auch von zu Hause aus zu arbeiten. Das kann ganz viel zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitragen: weil lange Fahrzeiten zur Arbeit wegfallen können, weil sie halt genau die vier oder acht Stunden arbeiten und zwei Stunden Fahrzeit wegfallen, weil man flexibel auf Öffnungs­zeiten von Schulen, Kindergärten und Kinderbetreuungseinrichtungen reagieren kann.

Dass da natürlich noch immer sehr viel Luft nach oben ist und weiterhin ausgebaut werden muss, erwähne ich der Vollständigkeit halber noch einmal, weil ich das jedes Mal mache. Da gehört viel mehr Engagement hinein. Da ist es dann vielleicht auch einmal möglich, dass Pflegeurlaub nicht genommen werden muss, weil es sich gerade gut vereinbaren lässt.

Wir haben vorhin schon viel von Landflucht gehört, gerade von weiblicher Landflucht: Es gibt Gegenden in Österreich, die jetzt schon einen enormen Frauenmangel zu verzeichnen haben. Auch darauf kann Digitalisierung die Antwort sein, natürlich wieder in Kombination mit einem Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen. Digitalisierung kann die Vereinbarkeit von Leben im ländlichen Raum und Berufstätigkeit ermöglichen, zum Beispiel in Branchen, die nicht oder wenig auf dem Land vertreten sind, sodass man für seinen Job eben nicht in die Stadt oder sogar in die Hauptstadt ziehen muss.

Sehr viele hochqualifizierte Jobs können ganz einfach online von zu Hause aus oder vor Ort erledigt werden. Es ist in letzter Zeit immer öfter Thema, dass mehr Behör­denstellen oder Ministerien in die Länder ausgelagert werden sollten oder könnten, um auch dort diese hochqualifizierten Arbeitsplätze in der Verwaltung für ExpertInnen zu haben und damit es keinen Braindrain aus den Bundesländern nach Wien gibt.

Man muss sich sehr gut ansehen und überlegen, was da gute Lösungen sein können. Vielleicht liegt der Schlüssel im digitalen Zeitalter ja nicht in der physischen Aus­lagerung, sondern in der Ermöglichung von digitalen Arbeitsplätzen. Dann ist es zum Beispiel für das Verkehrsministerium möglich, von Spittal an der Drau, Reutte, Hohenems oder von Landl aus zu arbeiten. Co-Working Places in den Regionen, die ein Home-Office ersetzen können – denn die komplette Arbeit zu Hause in der Wohnung liegen zu lassen ist nicht nur ein Platzproblem, sondern auch ein Abgren­zungs­problem –, können sicher auch ein sehr großer Teil der Lösung sein.

Die digitalen Möglichkeiten mit Telefonkonferenzen, Skype und so weiter bieten sicher auch noch ganz viel Potenzial. Es besteht aber auch die große Gefahr der Digita­lisierung, dass der soziale Aspekt wegfällt, der für ein gutes Arbeitsklima natürlich enorm wichtig ist. Es muss auch dafür gute Lösungen geben: quasi telefonisch von Vorarlberg aus mit der Kollegin in Wien einen Kaffee zu trinken und sich über die Arbeit auszutauschen, bis hin zu gemeinsamen Social Events. (Bundesrat Mayer: Das geht heute schon!)

Weniger Verkehr, Herr Verkehrsminister, kann natürlich auch ein sehr, sehr positiver Nebeneffekt von Digitalisierung sein, weil vor allem viel PendlerInnenverkehr wegfallen kann. (Bundesminister Leichtfried: Jawohl!)

Bei einigen Branchen wird natürlich Homeworking aufgrund der Natur der Sache nie möglich sein, wie etwa Einzelhandel, Gesundheits- und Pflegebereich oder Bildung. Gerade diese elementare Versorgung ist jedoch in den Regionen meist direkt vertreten oder wird mit einer vernünftig gesteuerten Entwicklung sogar noch viel besser. Wenn nämlich die Landflucht eingedämmt wird, werden wieder mehr Menschen in den der­zeitigen Abwanderungsregionen bleiben, wodurch auch die öffentliche Infrastruktur


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