BundesratStenographisches Protokoll865. Sitzung / Seite 43

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Vizepräsidentin Ingrid Winkler: Danke, Herr Bundesminister.

Ich mache darauf aufmerksam, dass die Redezeit aller weiteren RednerInnen in der Aktuellen Stunde gemäß Beratung in der Präsidialkonferenz 5 Minuten nicht über­steigen darf.

Zu Wort gemeldet ist nun Herr Bundesrat Schennach. – Bitte.

 


11.18.26

Bundesrat Stefan Schennach (SPÖ, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geschätzter Herr Bundesminister! Das ist eine sehr ausgewogene, zum Nachdenken anregende Debatte, und ich glaube, Herr Jenewein wird es verkraften, wenn ich sage, vieles an seiner Rede war richtig. Ich unterstreiche vor allem, was Günther Novak gesagt hat: Digitalisierung bietet natürlich viele Chancen und Möglichkeiten dafür, dass man auf dem Land und in den Regionen leben kann, am Leben teilhaben kann, dass die Abwanderung gestoppt wird und die Frauen im Dorf bleiben, weil es auch andere Alternativen gibt.

Das grundsätzliche Problem ist ja: Derzeit setzt die Technologie Entscheidungen, und die Politik hinkt nach. Die Technologie rast also mit dem Tempo eines Ferraris, und wir in der Politik sitzen auf dem Traktor und versuchen, dem Ferrari nachzufahren, um rechtliche Grundlagen festzulegen.

Natürlich ist eines wichtig – da muss ich Frau Präsidentin Zwazl ansprechen –, doch es wird uns nichts nützen, wenn man nur sagt: Fürchtet euch nicht!, denn körperliche Belastungen und einfache Tätigkeiten nehmen ab. Das sagt sich so einfach. Dieses Abnehmen heißt jedoch, dass ganz viele Arbeitsplätze verloren gehen und in bestimm­ten Bereichen Verwerfungen stattfinden, die nicht alle positiv sind.

Wir müssen politisch entscheiden: Ist die Digitalisierung nur Automatisierung – Auto­matisierung bedeutet weniger Menschen und mehr Maschinen in den Betrieben – und Gewinnmaximierung oder ist sie Hilfsmittel?

Nehmen wir zum Beispiel den ländlichen Raum her – Kollege Preineder ist gerade nicht da –: Es ist eine sehr gute Sache, dass jede Kuh ihren Chip bekommt und jeder Bauer und jede Bäuerin – mittlerweile haben wir ja schon mehr Bäuerinnen – am Computer nachschauen kann, wie es Susi, Marie und Lisi geht, weil der Chip eine Funkverbindung zum Computersystem herstellt. Da hilft die Digitalisierung, das ist etwas Positives.

Kommen wir zu den Supermärkten, die bald ohne Menschen auskommen! Bald kom­men wir auch ohne die Supermärkte aus, da die Supermärkte ja eigentlich schon online sind. Wenn der Transport auf das Land nicht mehr mit dem Lkw, sondern mit Drohnen passiert, dann fehlt mir schön langsam der gesamte zwischenmenschliche Kontakt.

Wir haben das Jahr der Pflege, wie unsere Frau Präsidentin erklärt hat. Das, was derzeit ganz stark vorbereitet wird, ist der Einsatz von Robotern in der 24-Stunden-Pflege und in der Krankenpflege. Das kommt, und dazu gibt es ganz konkrete Überlegungen: Roboter Julia ist immer gleich gut aufgelegt und macht bei der Medi­kation keine Fehler.

Wir haben sozusagen auch eine Armut, gleichzeitig aber gibt es Vielfalt. Sitzt man irgendwo im hintersten Winkel, wo es weit und breit kein Kino gibt, macht YouTube es möglich, dass man kulturell dabei ist, dass man sich weiterbildet, sozial interagiert.


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