BundesratStenographisches Protokoll865. Sitzung / Seite 55

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gesprungen sind –, dass mit Aufwendungen zu rechnen ist, die uns nicht nur jetzt als Fördergeber betreffen, sondern natürlich auch als Endverbraucher.

Spannend ist auch – und da bitte ich auch gleich, das ins Programm aufzunehmen –, dass wir in diesem Bereich momentan eine ähnliche Entwicklung bei der Automobil­industrie erleben, wie das bei den Informationen der Verbraucher hinsichtlich der Benzin- und Dieselangaben der Fall ist, nämlich dass – und da gibt es bereits aktuelle Studien aus dem Jahr 2015 – die Angaben der Hersteller, was den Verbrauch und die Reichweite von Elektroautos und auch Hybridautos betrifft, nicht einmal annähernd stimmen. Bei Tests und Studien ist herausgekommen, dass die Reichweiten um bis zu 85 Prozent kürzer sind als angegeben und dass der Energieverbrauch pro Kilometer um 50 Prozent und mehr höher ist, als die Hersteller angeben. Was bedeutet das? – Wir können mit dem Auto nicht so weit fahren wie angegeben, und wir brauchen auch wesentlich mehr Strom, was bedeutet, wir müssen öfter laden. (Vizepräsident Gödl übernimmt den Vorsitz.)

Damit kommen wir zu einem spannenden Punkt: Ein Zweipersonenhaushalt in einer normalen Wohnung hat nach Angaben der Energiewirtschaft einen jährlichen Energie­bedarf von circa 2 400 Kilowattstunden. Ein Auto hat – und auch das ergibt sich aus den Durchschnittstestergebnissen – einen Verbrauch von 25 Kilowattstunden auf 100 Kilometer; wenn ich also 10 000 Kilometer im Jahr fahre, sind das 2 500 Kilowatt­stunden. Das heißt, als Verbraucher verdoppelt man seine Stromkosten, wenn man sich für E-Mobilität entscheidet.

Betrachtet man momentan das große Ganze, und es gibt leider – das ist auch spannend – nur Studien, die aus den Jahren 2010 und 2012 sind, dann sieht man, dass der Gesamtenergieverbrauch laut den Studien der Energiewirtschaft angeblich nicht mehr als um 1 Prozent bis 1,5 Prozent des Gesamtvolumens steigen soll, mit einer Aufrechnung in Richtung 2020, unter der Annahme, dass man circa 20 Prozent der jetzigen Fahrzeuge auf Elektroenergie umgestellt haben wird. Diese Wertung stimmt schlicht und ergreifend nicht, weil wir, wie wir sehen, eine massive Unschärfe in den Leistungsangaben der Hersteller haben und weil das nicht nur den Gesamt­verbrauch betrifft, der zu einem hohen Prozentsatz von der Industrie und Schwer­industrie und von den öffentlichen Verbrauchern geprägt ist, sondern weil der Hausverbrauch für die Betroffenen ganz eindeutig auf das Doppelte steigen wird.

Natürlich erspart man sich auf der anderen Seite – und das gebe ich schon zu – auch Geld, wenn man kein Benzin- oder Dieselauto hat, aber dass uns diese Dekarbo­nisie­rung, so, wie wir sie im Kopf haben und wie sie jetzt überall sehr stark favorisiert wird, nichts kosten wird, stimmt ganz einfach nicht, im Gegenteil: Es wird den einzelnen Haushalt Geld kosten.

Spannend ist – und da sind wir jetzt wieder bei der Infrastruktur –: Es hat eine Umfrage betreffend die Entwicklung und Zukunft der E-Mobilität gegeben, bei der Meinungen von Experten, der Politik, der Energiewirtschaft und der Automobilwirtschaft eingeholt worden sind. Diese Studie ist schon alt, sie stammt aus dem Jahr 2010, und darin ist man zu folgender Erkenntnis gelangt: Die Bereitstellung der nötigen Infrastruktur wird in der Verantwortung der Energiekonzerne gesehen und die Schaffung länder­über­greifender Standards in der Verantwortung der Politik. Wir müssen jetzt aufpassen, dass sich aufgrund der Zielvorgaben im Zuge dieser Dekarbonisierung und der uns ins Haus stehenden Begleiterscheinungen nicht eine Schere hinsichtlich der Kosten­erhöhung, die uns noch zusätzlich treffen wird, auftut.

Was wir bisher noch nicht berücksichtigt haben – und da war ich für den Einwand einer Kollegin von der ÖVP im Ausschuss sehr dankbar –, das ist die Frage des Sonder­mülls. Die Automobilindustrie sagt bei den Elektroautos einen Leistungsschwund der


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