Das Rote Kreuz muss, glaube ich, auch zugeben, dass es nicht mehr nur mit ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern funktioniert. Es gibt auf allen Dienststellen – das kann ich von meinem Bezirk sagen – mittlerweile hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; meine eigene war wirklich eine der letzten, sie ist über 30 Jahre lang ehrenamtlich geführt worden, damit war sie auch im Plus. Nur: Die Ehrenamtlichkeit ist zurückgegangen, das muss man ganz offen und ehrlich sagen. (Bundesrat Stögmüller: Wie überall!) – Wie überall! In Summe ist sie, wenn ich das mit vor 30 Jahren vergleiche, zurückgegangen. (Bundesrat Mayer: Du bist zu viel in Wien!) – Ich bin eh draußen, ich spreche ganz konkret von meinem Bezirk. Man muss ganz konkret sehen, dass es dadurch teurer wird.
Welche Schwierigkeiten haben wir noch? – Das Rote Kreuz Steiermark erklärt mir, dass die Hilfsfrist von 15 Minuten zu 90 Prozent eingehalten wird. Das stimmt auch, aber von diesen 10 Prozent, die übrig bleiben, betreffen 7 Prozent meinen eigenen Bezirk, in dem wir das nicht einhalten, weil die Wege einfach zu weit sind, weil die Straßenverhältnisse nicht gut sind und es überhaupt, wenn man an den Winter denkt, sehr, sehr chaotisch ist.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass, wenn man das EU-weit ausschreibt, speziell für meinen Bezirk, irgendein Privater auf die Idee käme, sich bereit zu erklären, den Krankentransport im Bezirk Liezen zu machen. Darüber muss man nachdenken: Wie geht man mit Regionen in Österreich um, in denen das so nicht ganz funktioniert?
Es gibt mittlerweile das System in der Steiermark, dass vom Roten Kreuz alle Autos gesteuert werden und die Aufträge direkt an die Autos gespielt werden. Das bedeutet, wenn wir einen Krankentransport gehabt haben und von Leoben zurück in meine eigene Region fahren und in der Gemeinde Eisenerz, die eigentlich nicht unser typisches Einsatzgebiet ist, jemand einen Herzinfarkt oder was auch immer erleidet, wird das nächstgelegene Auto dorthin geschickt. Zuerst haben wir einen normalen Krankentransport gemacht, den in gewissen Fällen selbstverständlich auch ein Taxiunternehmer machen kann, und auf dem Weg zurück befindet man sich in einem echten Rettungseinsatz. Das sieht man bei den Privaten natürlich überhaupt nicht.
Wir sollten uns auch darüber Gedanken machen, wie man in Zukunft – weil Edgar Mayer das angesprochen hat – den ehrenamtlichen Bereich stärken kann. Ich bewundere wir-klich jeden und jede, die sich dazu bereit erklären, für Einsatzorganisationen freiwillig zur Verfügung zu stehen. Wenn man sich aber mittlerweile gewisse Vorgaben, im Sanitätergesetz zum Beispiel, anschaut, was die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu leisten haben, dann muss man sagen, das ist zum Teil wirklich fast nicht mehr machbar.
Ich denke jetzt speziell an die älteren Kolleginnen und Kollegen, die zum Teil wirklich schon 30, 40, 50 Jahre lang ehrenamtlich Dienst verrichten. Alles wird digitalisiert, die Autos werden auch digitalisiert, man muss irgendwelche Kästchen bedienen – die können das nicht mehr! Sie sagen zu Recht: Nicht böse sein, aber nach 30, 40 Jahren Dienst ist jetzt aufgrund der technischen Entwicklung der Punkt erreicht, an dem es nicht mehr geht.
Denken wir auch an die qualifizierten Krankentransporte beim Roten Kreuz! Wir haben ganz viele rüstige Pensionistinnen und Pensionisten; damit sie aber mit einem Auto beim Roten Kreuz fahren dürfen, müssen sie die Sanitätsausbildung machen. Im Endeffekt machen sie fast nichts anderes, als im Auto zu sitzen und einen Patienten von A nach B zu bringen. Dafür würde eine etwas weniger fachspezifische Ausbildung auch ausreichen. Überlegen wir einen 16-Stunden-Erste-Hilfe-Kurs oder von mir aus einen 32-Stunden-Erste-Hilfe-Kurs, aber reden wir doch nicht von 160 Stunden Theorie und zusätzlich dann auch noch 160 Stunden Praxis!
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